Arbeitslosigkeit in Österreich

"Nie erfreulich!" Minister findet jetzt deutliche Worte

Österreichs Arbeitsmarkt trotzte im Jahr 2023 den globalen wirtschaftlichen Herausforderungen. Arbeitsminister Kocher erklärt die genauen Zahlen.

André Wilding
"Nie erfreulich!" Minister findet jetzt deutliche Worte
Arbeitsminister Kocher: "Es ist erkennbar, dass die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wirken."
Daniel Scharinger/Helmut Graf/picturedesk.com ("Heute"-Montage)

"Der österreichische Arbeitsmarkt lässt sich in Hinblick auf seine Entwicklung im vergangenen Jahr 2023 insgesamt als widerstandsfähig bezeichnen", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher einleitend: "Einerseits gestaltete sich die Arbeitslosenstatistik zwar leider nicht in dem Ausmaß positiv wie im Rekordjahr 2022, aber die Zunahme bei den Arbeitslosenzahlen fiel moderat aus und die Arbeitslosigkeit ist mit Ausnahme des Jahres 2022 nach wie vor auf dem niedrigsten Niveau seit 2012. Das müssen wir bei der Analyse berücksichtigen, wenngleich ein Anstieg der Arbeitslosigkeit natürlich nie erfreulich ist."

Beschäftigungsrekord

Das Jahr 2023 baute aus Sicht des Arbeitsmarkts auf einem sehr niedrigen Vorjahresniveau von 2022 mit einer Arbeitslosigkeit von durchschnittlich 332.645 Personen auf. Im Jahr 2023 war mit durchschnittlich 341.319 arbeitslosen Personen lediglich eine leichte Steigerung zu beobachten. Im ersten Quartal konnte noch ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnet werden. Ab April bremste sich diese Dynamik zunehmend ein und die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich nahm erstmals wieder zu, was zu einem großen Teil auf die abflachende Konjunktur infolge der Leitzinserhöhung zurückzuführen war.

Diese Entwicklung setzte sich in den darauffolgenden Monaten fort, verschlechterte sich im Vorjahresvergleich jedoch nicht substantiell. Gleichzeitig stieg die Zahl der unselbstständig Beschäftigten weiter: Mit aktuell rund 3.915.000 erwerbstätigen Personen verzeichnet der österreichische Arbeitsmarkt einen Beschäftigungsrekord – noch nie waren zum Jahreswechsel so viele Personen in Österreich unselbstständig beschäftigt.

69.677 Personen in Schulungen

Per Ende Dezember 2023 sind 399.005 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet. Davon sind 329.328 Personen arbeitslos, 69.677 Personen befinden sich in Schulungen. Die Arbeitslosenquote beträgt zum Jahresende 7,8 Prozent.

"Im Vergleich zu den Vorjahren wird unter Berücksichtigung der aktuellen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen die Krisenresilienz und Robustheit des Arbeitsmarkts deutlich. Es ist erkennbar, dass die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wirken. So konnten im Jahresverlauf insgesamt 575.468 Personen aus der Arbeitslosigkeit in Beschäftigung gebracht werden", so Kocher (Ende Dezember 2022: 374.871 ALSC, 7,4 % ALQ; 2021: 402.378 ALSC, 8,1 % ALQ; 2020: 520.919 ALSC, 11,2 % ALQ; 2019: 407.872 ALSC, 8,5 % ALQ).

Ende des Jahres 2022 haben Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher für das Jahr 2023 eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent prognostiziert. "Dass die Arbeitslosenquote im Jahresschnitt mit 6,4 Prozent nun 0,1 Prozentpunkte unter der Prognose liegt, ist positiv. Beachtlich ist das vor allem mit Blick auf die Arbeitsmarktsituation von Ukrainerinnen und Ukrainern, da diese 2023 vollumfänglich in die Arbeitsmarktstatistik aufgenommen wurden. Die Arbeitsmarktdynamik durch Vertriebene aus der Ukraine war nicht in vollem Ausmaß in den Prognosen enthalten (12/2022: 543 AL; 12/2023: 2.922 AL). Dadurch ist zwar die Arbeitslosigkeit statistisch angestiegen, gleichzeitig konnte aber 2023 die Zahl der unselbstständig beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainer am österreichischen Arbeitsmarkt von rund 13.500 zu Jahresbeginn auf rund 17.000 erhöht werden", so Kocher.

Langzeitarbeitslosigkeit halbiert

Positiv ist die Entwicklung im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit, die im April 2021 mit 148.436 Personen ihren Höchststand erreichte und seither fast halbiert werden konnte. Damit sind Ende 2023 78.506 Personen langzeitarbeitslos – also länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. "Auch 2023 ist es trotz herausfordernder Bedingungen gelungen, die Langzeitarbeitslosigkeit weiter zu senken und zwar um 1.912 Personen (Ende 2022: 80.418 LZAL). Das ist wichtig, weil es für die Betroffenen mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit schwieriger wird einen Job zu finden. Maßgeblich dafür war das Programm Sprungbrett, das auch 2023 fortgesetzt wurde. Damit diese positive Entwicklung auch 2024 anhält, stehen dem AMS für das Jahr über 270 Millionen Euro zweckgebundenes Budget für langzeitarbeitslose und ältere Personen zur Verfügung", so Kocher.

Ende 2023 sind 159.393 Frauen und 239.612 Männer arbeitslos oder in Schulung. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen weniger stark gestiegen (+8.518 ALSC) als bei Männern, bei denen es zu einem Anstieg von 15.616 gekommen ist. Insgesamt sind Ende Dezember 106.286 Personen ab 50 Jahren beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt derzeit bei 61.541 Personen. "Die Arbeitslosigkeit im Bereich älterer Personen bleibt damit relativ konstant (2022: 104.990 ALSC). Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Vorjahresvergleich etwas gestiegen (+5.411 ALSC); betrachtet man sie jedoch im EU-Vergleich, so liegt Österreich unter den fünf Mitgliedstaaten mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit. Trotzdem werden wir auch weiterhin versuchen mit unseren Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik bestmöglich alle Zielgruppen zu erreichen", so Kocher.

"Herausforderung für den Arbeitsmarkt"

Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist durch die eingetrübte Konjunktur leicht rückläufig, befindet sich Ende 2023 mit 92.284 jedoch nach wie vor auf einem hohen Niveau (Ende 2022: 109.797). "Der hohe Bedarf an Arbeits- und Fachkräften ist nach wie vor eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Deshalb haben wir auch 2023 einen besonderen Fokus darauf gelegt, diesem Mangel an Personal bestmöglich entgegenzuwirken. So wurde beispielsweise die Lehre und damit die Ausbildung von Fachkräften durch die Höhere Berufliche Bildung, den Erlass der Gebühren für Meister- und Befähigungsprüfungen und die Lehrberufspakete weiter aufgewertet. Darüber hinaus wurde mit dem im BMAW angesiedelten Stategieausschuss ein wichtiges Gremium zur Bündelung der Kompetenzen und Initiativen im Bereich internationaler Fachkräfte geschaffen", sagt Kocher.

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