Tierische Warnung

Nicht nur beim Wolf – Katzen sind immer öfter Hybriden

Tierschutzorganisation Vier Pfoten nimmt einen alarmierenden Trend wahr: Immer mehr Miezen sind Mischlinge zwischen Haus- und Wildkatzen.

Nicht nur beim Wolf – Katzen sind immer öfter Hybriden
Auch Bengalkatzen sind ursprüngliche Kreuzungen zwischen Hauskatze und asiatischem Leopard.
©Vier Pfoten

Die Nachfrage bestimmt bekanntlich das Angebot und auch bei Haustieren zeichnen sich immer wieder gefährliche oder tierquälerische Trends ab. Beim Hund sind die Qualzüchtungen leider immer noch ein großes Thema, während man bei den Katzen nach "Hybriden" sucht, ohne es manchmal zu wissen. Tierschutzorganisation Vier Pfoten nützt den Weltkatzentag am 08. August, um vor Bengal, Savannah und Caracat zu warnen.

Wildes Wohnzimmer

Klar, sind sie schön – die auffällige Musterung, die imposante Größe und das elegante Erscheinungsbild machen Hybriden zu etwas ganz Besonderem. Leider vergessen allerdings die meisten, dass solche Katzen im Wohnzimmer völlig deplatziert sind. Sie wollen jagen, kratzen, rennen und klettern, was sich ziemlich negativ auf das Mobiliar auswirkt und auch solche Exoten ins Tierheim bringt. Toll.

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    Bei der "Savannah" handelt es sich um eine Zwangsverpaarung von einem afrikanischen Serval (Wildkatze) und einer domestizierten Siamkatze. 
    Bei der "Savannah" handelt es sich um eine Zwangsverpaarung von einem afrikanischen Serval (Wildkatze) und einer domestizierten Siamkatze.
    ©iStock, Bildmontage Heute

    Auch die Verpaarung an sich, ist eine mittlere Katastrophe für die wesentlich kleinere Hauskatze, mit einem Asiatischem Leopard (Bengale) oder einem Serval (Savannah) oder einem Karakal (Caracat) um überhaupt einen Hybriden auf die Welt bringen zu können. Das Größenverhältnis stimmt nicht und das Katzenliebesspiel ist schon prinzipiell alles andere als zärtlich (Hier kannst du alles dazu lesen).

    Dieser Vorgang, der in der Natur niemals vorkommen würde, hat in einigen Fällen sogar den Tod der Hauskatzen zur Folge, da männliche Wildkatzen die Weibchen dabei oft in den Nacken beißen. Da die Hybridwelpen deutlich größer sind als normale Katzenbabys, kann es zu Schwerstgeburten kommen, die das Muttertier oftmals nicht überlebt.

    Filialgeneration FÜNF (F5)

    In Österreich ist die Privathaltung von Hybridkatzen nur erlaubt, wenn die Paarung zwischen Haus- und Wildkatze bereits fünf Generationen zurückliegt. Davor gelten sie offiziell als Wildkatzen.

    Eine erzwungene Verpaarung von einem Wildtier mit einem Haustier, wie es in der ersten Generation gemacht wird, steht am Anfang des weltweiten illegalen Wildtierhandels und ist aus Tierschutzsicht höchst problematisch
    Veronika Weissenböck
    Kampagnenleiterin Vier Pfoten

    "Der derzeitige Trend in den Sozialen Medien, Hybridkatzen als Haustiere zu halten, befeuert diesen oft kriminellen Kreislauf zusätzlich", sagt die Tierschützerin weiter. Außerdem wirft es die Frage auf, wie in der Praxis Kontrollen, welcher Generation die Tiere angehören, gehandhabt werden.

    "Käufer wissen das ja großteils nicht, vor allem, wenn sie die Tiere online erwerben und der Anbieter, wie meistens der Fall, dazu keine Angaben macht. Seriöse Züchter haben Nachweise, aber ein Blick ins Internet reicht, um festzustellen, dass Informationen dazu sehr oft fehlen", so Weissenböck.

    Unterschätzt!

    In jedem Fall eignen sich Hybridkatzen nicht als Haustiere. Sie tragen die Gene ihrer wilden Vorfahren in sich, was in einem Privathaushalt für die Tiere ein leidvolles Leben bedeutet, weil sie ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben können. Außerdem können sie Halter vor große Herausforderungen stellen, insbesondere, wenn diese keine Erfahrung mit solchen Tieren haben. Die häufigsten Probleme sind das Zerstören von Möbeln aus Langeweile und aufgrund der fehlenden Jagdmöglichkeiten, ein gestörtes Fressverhalten oder das Urinieren außerhalb der Katzentoilette. Und selbstverständlich muss auch das potenzielle Sicherheitsrisiko für den Menschen berücksichtigt werden: Ein Wildtier ist allein von der Physis her ungleich gefährlicher als ein Haustier.

    Gefahr für die Wildnis

    Hybridkatzen sind fähigere Jäger als Hauskatzen …

    Veronika Weissenböck: "Eine Konsequenz der Überforderung der Halter könnte sein, dass die Tiere vermehrt in Tierheimen abgegeben werden, wo man ihnen auch nicht die angemessene Haltung anbieten kann. Oder sie werden einfach ausgesetzt, was neben der Gefahr für die öffentliche Sicherheit verheerende Auswirkungen auf die örtliche Tierwelt haben kann, da Hybridkatzen fähigere Jäger sind als Hauskatzen."

    Auch noch krank

    Auch die Gesundheit ist bei Hybridkatzen ein großes Problem. Zu den am häufigsten beobachteten Erkrankungen bei den Tieren zählen chronisch entzündliche Darmentzündungen, Durchfälle, hartnäckige Infektionen mit Darmbakterien und Herzmuskelerkrankungen. Obwohl diese gesundheitlichen Einschränkungen auch Hauskatzen betreffen können, ist bei Hybridkatzen ein höheres Aufkommen zu beobachten. Neben dem Leid der Tiere kommt die finanzielle Belastung der Halter dazu – generell auch ein häufiger Grund für eine Abgabe im Tierheim.

    Wir appellieren daher nachdrücklich an alle, die sich eine Anschaffung überlegen, davon Abstand zu nehmen – auch in ihrem eigenen Interesse. Unsere Tierheime sind ohnehin schon übervoll; wir sollten nicht auch noch aktiv dazu beitragen, dass sich diese Situation weiter verschärft"

    Auf den Punkt gebracht

    • Immer mehr Katzen sind Mischlinge zwischen Haus- und Wildkatzen, was zu gefährlichen Trends und tierquälerischen Praktiken führt
    • Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten warnt vor den Risiken und Problemen, die mit der Haltung von Hybridkatzen verbunden sind, einschließlich gesundheitlicher Einschränkungen, Verhaltensproblemen und der Gefahr für die Wildnis
    • Die Privathaltung von Hybridkatzen ist in Österreich nur erlaubt, wenn die Paarung zwischen Haus- und Wildkatze bereits fünf Generationen zurückliegt
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