Umfrage
Neurodermitis – so geht es Betroffenen in Österreich
Viele Betroffene sind nach wie vor nicht optimal behandelt. Der Juckreiz belastet Alltag, Schlaf und Beruf. Dabei ist Neurodermitis gut therapierbar.
Etwa 2 bis 5 Prozent der Erwachsenen leben mit Neurodermitis. Sie ist damit eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Eine österreichweite Online-Umfrage des Bio-Pharma Unternehmens AbbVie unter 500 Betroffenen zeigt nun, dass es bei Neurodermitis großen Aufholbedarf gibt: viele Betroffene sind in ihrem Alltag belastet, noch unzureichend informiert und unterversorgt.
Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung. Charakteristisch sind trockene, schuppige Haut und starker Juckreiz. Die Haut ist entzündet und verliert ihre natürliche Schutzfunktion. Die Ursache ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf normale Umwelteinflüsse. Typischerweise treten die Symptome in den Kniekehlen, in der Ellenbogenbeuge, auf Händen, Handgelenken, Gesicht, Hals und Nacken auf.
Bei Erwachsenen tritt die Erkrankung selten erstmals auf. Die meisten Patienten leiden bereits in der Kindheit darunter. In vielen Fällen werden die Symptome der Erkrankung im Laufe des Lebens schwächer oder verschwinden ganz.
Ob man an Neurodermitis erkrankt oder nicht, hängt mitunter von genetischen Faktoren ab. Meist gibt es bei Patienten bereits Betroffene in der Familie. Dennoch ist es keine typische Erbkrankheit, sie kann auch von allein auftreten.
Psychische Komponenten, Ernährung, Kosmetika, Textilien und sogar Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen können die Neurodermitis verstärken bzw. einen Schub auslösen.
Quälender Juckreiz, schaflose Nächte
Die Beschwerden sind individuell ausgeprägt und beeinträchtigen den Alltag in unterschiedlichen Bereichen. Unter den 511 Teilnehmern mit Neurodermitis sind nach Selbsteinschätzung mehr als ein Fünftel mäßig bis schwer betroffen. Der Großteil leidet unter einer juckenden, trockenen, geröteten, rissigen bzw. schuppenden Haut. Vor allem bei mäßig bis schwer Betroffenen kommen nässende oder blutende Hautstellen, Hautverdickung und Narbenbildung hinzu. "Neurodermitis ist eine ernstzunehmende chronische Erkrankung", weiß Karin Meinhart, Gründerin von hautinfo.at, aus eigener Erfahrung. "Während eines Schubes habe ich mich oft zurückgezogen. Ich habe mich geschämt."
Folglich fühlt sich fast jeder Zweite in Zeiten von Erkrankungsschüben sehr belastet. Bei Menschen mit mittelschwerem bis schweren Verlauf sind es sogar 76 Prozent. Mehr als die Hälfte leidet unter Schlafstörungen. Auch das Berufsleben ist beeinträchtigt: 14 Prozent gehen zumindest einmal im Jahr aufgrund ihrer Neurodermitis in den Krankenstand. Bei Menschen mit mäßigem bis schweren Verlauf sind es sogar 31 Prozent.
Wirksam behandelbar
"Glücklicherweise gibt es laufend neue Erkenntnisse zu Neurodermitis und auch immer bessere Medikamente", erklärt Hautarzt Martin Zikeli vom Landesklinikum Wiener Neustadt. "Die Zeiten, in denen es nur Kortison gab, sind vorbei. Es lohnt sich also, sich laufend zu informieren. Neurodermitis ist noch nicht heilbar, aber wirksam behandelbar."
Großer Aufklärungsbedarf bei Behandlungen
Die Umfrageergebnisse zeigen allerdings auch den dringenden Aufholbedarf punkto Aufklärung und Patientenbetreuung: Etwa 11 Prozent sind unbehandelt, darunter auch Betroffene mit mäßigem bis schweren Verlauf. Zudem ist ein knappes Drittel mit der derzeitigen Behandlung unzufrieden. Der Informationsstand zu den einzelnen Behandlungsformen wie etwa der Basispflege, antientzündlichen Cremen und Salben oder Lichttherapien variiert – zu den modernen Systemtherapien fühlt sich der Großteil noch nicht gut informiert.
Wichtig zu wissen: "Neurodermitis ist nicht nur eine Hauterkrankung, sondern eine Erkrankung des Immunsystems mit überschießenden Immunreaktionen, die zu Hautentzündungen, Juckreiz und Allergien führen. Dort setzen moderne Behandlungen wie Biologika oder kleine Moleküle an, um gezielt Punkte im Immunsystem zu blockieren, die für Neurodermitis hauptverantwortlich sind. Biologika werden als Spritze unter die Haut gegeben, kleine Moleküle nimmt man als Tablette ein. Diese Medikamente können die Lebensqualität deutlich verbessern", erläutert Zikeli.
Gemeinsam zur optimalen Therapie
Mehr als 90 Prozent der Befragten wollen durch die Therapie vor allem den Juckreiz loswerden, weniger Schmerzen und entzündete Hautstellen heilen – und das möglichst langanhaltend.
Aber nicht alle stark juckenden Hautrötungen bei trockener Haut sind neurodermitischen Ursprungs. Nur ein Hautarzt kann die richtige Diagnose stellen und die passende Therapie verschreiben.
Auf den Punkt gebracht
- Eine österreichweite Umfrage des Bio-Pharma Unternehmens AbbVie zeigt, dass viele Neurodermitis-Betroffene trotz guter Therapiemöglichkeiten unzureichend behandelt und informiert sind, was ihren Alltag, Schlaf und Beruf stark beeinträchtigt
- Obwohl es immer bessere Medikamente gibt, besteht ein großer Aufklärungsbedarf, insbesondere zu modernen Systemtherapien wie Biologika und kleinen Molekülen, die gezielt das Immunsystem beeinflussen und die Lebensqualität verbessern können