"Kuschelhormon" Oxytocin

Neues Nasenspray soll gegen Einsamkeit helfen

Einsamkeit kann bewiesenermaßen krank machen. Forscher testen ein Nasenspray mit dem "Kuschelhormon" Oxytocin, um Abhilfe zu schaffen.

Heute Life
Neues Nasenspray soll gegen Einsamkeit helfen
Oxytocin wird im Gehirn gebildet und steuert unser Wohlbefinden.
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Einsamkeit ist keine Krankheit. Und doch ist sie ein erhebliches Gesundheitsproblem. Depressionen, Herzerkrankungen oder Demenz – Menschen, die dauerhaft einsam sind, haben ein höheres Risiko zu erkranken. Das Team um Dr. Jana Lieberz vom Universitätsklinikum Bonn (UKB), Dr. Dirk Scheele (Ruhr-Universität Bochum) hat untersucht, wie Einsamkeit gezielt bekämpft werden kann.

In einer kontrollierten Studie wurde 78 Frauen und Männern, die sich einsam fühlten, das sogenannte "Kuschelhormon" Oxytocin als Nasenspray verabreicht. Eine Kontrollgruppe erhielt ein Placebopräparat. Die Wahrnehmung der eigenen Einsamkeitsgefühle wurde zu Beginn der Studie, nach Abschluss aller Sitzungen sowie erneut zu zwei Folgezeitpunkten (drei Wochen und drei Monate) erhoben. Darüber hinaus wurden bei jeder Sitzung akute Einsamkeitsgefühle, Stresslevel, Lebensqualität und die therapeutische Beziehung erfasst.

1906 vom britischen Biochemiker Henry Dale entdeckt, wird Oxytocin im Gehirn in der sogenannten Hypophyse gebildet und steuert unser Wohlbefinden. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn es um die Bindung zu anderen Menschen geht. Es hat aber auch andere wichtige Funktionen in unserem Körper. Es hemmt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Ein erhöhter Cortisolspiegel schwächt unser Immunsystem. Kuscheln stärkt also auf indirektem Weg unsere Abwehrkräfte und macht Viren und Bakterien das Leben schwer. Und es wirkt sich positiv auf unser Schmerzempfinden aus, denn es blockiert die Weiterleitung von Schmerzreizen.

Die Seniorautorin der Studie, Dr. Lieberz, fasst zusammen: "Die psychologische Intervention war in allen Behandlungsgruppen mit einer reduzierten Stresswahrnehmung und einer Verbesserung der allgemeinen Einsamkeit verbunden, die auch bei der Nachuntersuchung nach drei Monaten noch sichtbar war." Oxytocin hatte keinen signifikanten Effekt auf die allgemein empfundene Einsamkeit, die Lebensqualität oder den empfundenen Stress. Im Vergleich zum Placebo berichtete die Oxytocin-Gruppe nach den Sitzungen jedoch von einem reduzierten akuten Einsamkeitsgefühl. Darüber hinaus verbesserte die Oxytocin-Gabe die positive Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern.

Oxytocin-unterstützte Psychotherapie?

"Das ist eine ganz wichtige Beobachtung, die wir gemacht haben – Oxytocin konnte die positive Beziehung zu den anderen Gruppenmitgliedern bereits von Anfang an stärken und akute Einsamkeitsgefühle reduzieren. Es könnte daher hilfreich sein, Patienten zu Beginn einer Psychotherapie damit zu unterstützen. (...)", erklärt Dr. Lieberz.

Obwohl in der Studie keine langfristigen Effekte der Oxytocin-Gabe beobachtet wurden, legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass sich mit Oxytocin positive Effekte bei Interventionen erzielen lassen, wenngleich es nicht als Allheilmittel angesehen werden darf. Es sind nun weitere Studien erforderlich, um die beobachteten akuten Effekte von Oxytocin in langfristige Vorteile umzusetzen.

red
Akt.