Formel 1
Neuer Boss greift durch: Red-Bull-Team vor Verkauf
Seit dem Ableben von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hat Oliver Mintzlaff beim Energydrink-Hersteller das Sagen. Der Deutsche will durchgreifen.
Mateschitz war ein Motorsport-Fan mit Leib und Seele, finanzierte schließlich gleich zwei Teams, neben dem höchsterfolgreichen Red-Bull-Racing-Rennstall auch das Schwesternteam Alpha Tauri. Das ehemalige Minardi-Team gilt als Bullen-Kaderschmiede, sammelten doch Formel-1-Stars wie Sebastian Vettel, Max Verstappen, Daniel Ricciardo oder Carlos Sainz Erfahrungen beim Mittelständler-Rennstall.
Nach dem Ableben des reichsten Österreichers steht nun aber das Formel-1-Engagement auf dem Prüfstand. Und dabei sieht es für das kleinere Bullen-Team alles andere als gut aus, berichtet jedenfalls "Auto Motor und Sport". Demnach soll Mintzlaff, einst Vorstand des deutschen Bundesligisten RB Leipzig, nun für sämtliche Sport-Investments des Energydrink-Herstellers verantwortlich, zwei Varianten planen: Entweder eine Kostensenkung, oder der Verkauf.
Marko dementiert Verkaufs-Plan nicht
Die Reduzierung der Ausgaben könne etwa erreicht werden, indem der Rennstall vom italienischen Faenza nach Großbritannien übersiedelt, um Synergien in der Logistik zu schaffen, schließlich hat auch Alpha Tauri die Red-Bull-Motoren verbaut, die der Rennstall mit Honda-Hilfe als Red Bull Powertrains selbst baut. Dass Alpha Tauri zum Verkauf steht, ist jedenfalls nichts Neues, der Rennstall soll schon seit Jahren für neue Eigentümer offen stehen, bisher gab es aber keine passenden Angebote.
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko, jahrzehntelanger Mateschitz-Vertrauensmann und in seiner Rolle ebenfalls für das zweite Bullen-Team verantwortlich, gab sich am Rande der Testfahrten in Bahrain wortkarg. "Gerüchte kommentieren wir generell nicht", so die Aussagen des Grazers gegenüber "Sky". Ein Dementi klingt jedenfalls anders. Alpha Tauri soll trotz des Formel-1-Booms und der Kostengrenze in der Motorsport-"Königsklasse" keine schwarzen Zahlen schreiben, die Einnahmen durch Sponsoren und Platz neun in der letztjährigen Weltmeisterschaft reichen demnach nicht aus, um den Betrieb zu decken. Man könne mit dem, was erreicht wurde, nicht zufrieden sein, unterstrich auch Marko, der aber festhielt, dass eine Entscheidung "bei den Shareholders" liege.
"Das ist mehr als logisch"
Als das Minardi-Team 2006 von Red Bull übernommen wurde, sah der Plan eigentlich vor, die Italiener zu einem Kundenteam zu machen. Toro Rosso, so der damalige Name, solle Chassis von Red Bull erwerben, damit an den Start gehen. Dies ist mittlerweile aber nicht mehr möglich, sogar durch das Reglement verboten. "Man denkt darüber nach, wie man die Effizienz steigern kann. Wenn man ein Team hat, das die Weltmeisterschaft gewinnt und eines, das auf Platz neun liegt, dann scheinen die Synergien nicht zu greifen. Man schaut sich das an, und das ist mehr als logisch", ergänzte der Grazer.
Ein Problem soll darüber hinaus sein, dass die Modemarke Alpha Tauri, die durch das Teamsponsoring Bekanntheit erlangen soll, ebenso nicht die Erwartungen erfülle. Marko könnte damit eines seiner Herzensprojekte verlieren, hat letztendlich aber keine Wahl, wenn der Verkaufs-Befehl vom Mutterkonzern kommt.
Bereits jetzt soll es drei Interessenten geben. Die seien demnach das britische Team Hitech, das aktuell in der Formel 2 und der Formel 3 aktiv ist, Michael Andretti, der mit Cadillac vehement in die Formel 1 drängt, und drei indische Geschäftsleute, die den Rennstall Mumbai Falcons führen. Der stattliche Alpha-Tauri-Kaufpreis: 700 Millionen US-Dollar.