Wien
Neue Wiener Sporthalle mit "Taekwondo in der Gastro"
Das in die Jahre gekommene Ferry-Dusika-Stadion wird durch einen topmoderne multifunktionale Sporthalle ersetzt. Bezugsfähig ist diese dann 2023.
Schon seit langem ist das Ferry-Dusika-Stadion zwischen Handelskai und Engerthstraße (Leopoldstadt) das Sorgenkind der Wiener Sportstätten. Nicht nur der baulich schlechte Zustand ließen Politik und Sportverbände immer wieder laut über einen Abriss nachdenken, auch die mangelnde Nutzung der Halle, die Österreichs einzige Radrennbahn beheimatet, machte der Stadt Sorgen.
Bewegung in die Sache brachte ausgerechnet das Coronavirus: Um den Gemeinden durch die Krise zu helfen, stellte der Bund Gelder für kommunale Infrastrukturprojekte bereit. Die Stadt Wien nützt diese Gemeindemilliarde nun, um die Sportstätten in Wien auf Vordermann zu bringen. Wie eine Analyse der Stadt zeigt, an der fast zwei Jahren in enger Abstimmung mit den Wiener Sportverbänden erstellt wurde, ist das auch höchst an der Zeit: Denn laut dem Ergebnis sind 20% der Wiener Sportstätten in teils desolatem Zustand. Die, für Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) "auch schmerzhafte Erfassung", bei der "nicht alles berauschend und befriedigend" war, nimmt die Stadt nun zum Anlass zielgerichtet Maßnahmen zu treffen, um für Verbesserungen zu sorgen.
Das größte Projekt dabei ist die Neuerrichtung einer neuen, multifunktionalen Sport- und Veranstaltungshalle am Standort des jetzigen Ferry-Dusika-Stadion. Dieses wird noch heuer abgerissen, Ende 2021 soll der Neubau beginnen, 2023 soll dieser fertiggestellt sein. "Der Zeitplan ist sportlich, passend zum Projekt", erklärt der Leiter der MA51-Wiener Sport Anatol RIchter, der heute gemeinsam mit Hacker die Pläne für die neue Sportstätte vorstellte.
Grund für den engen Zeitplan ist die Vorgabe des Bundes: Um Gelder aus der Gemeindemilliarde abrufen zu können, müssen die Infrastrukturprojekte noch heuer starten und bis 2023 fertig abgerechnet sein. Hacker und Richter zeigten sich zuversichtlich, dass der Zeitplan hält: "Es gibt hier einfach keinen Plan B". Verantwortlich für die Planung und den Neubau der rund 50 Millionen Euro teuren neuen Sporthalle ist die Wien Holding.
Ballsport unten, Leichtathletik oben - Neue Sporthalle soll "jedes Fleckerl nutzen"
Die neue Sport- und Veranstaltungshalle ist so konzipiert, dass sie möglichst viel Flexibilität bietet und jedes "Fleckerl" nutzt, erklärt Richter. Im Vergleich zum Dusika-Stadion, das 5.500 Zuseherplätze bietet, wird die Besucherkapazität in der neuen Halle mit 3.000 Plätzen etwas geringer. Genug, um den Sportverbänden das Abhalten von Veranstaltungen, etwa Volleyball-Turnier auf Europaniveau zu ermöglichen. Gleichzeitig wird damit Platz gespart, den andere Sportler wie etwa Fechtvereine nutzen können.
Die neue Sporthalle soll künftig vor allem für diverse Ballsportarten zur Verfügung stehen. Dieser Kernelement ist im Untergeschoss der Halle geplant. Platz finden hier auch die Zusehertribünen, die mobil und ausfahrbar sind. "So kann die Halle innerhalb weniger Stunden von einer Trainingshalle in eine Veranstaltungshalle verwandelt werden", erklärt Hacker.
Im Erdgeschoss sieht das Konzept Bereiche für Gastronomie, Presse oder VIP-Räume vor. Außerhalb von Veranstaltungen stehen diese Räume ebenfalls für das Training für verschiedene Sportarten zur Verfügung. "So kann also Taekwondo in der Gastro betrieben werden", erklärt Hacker.
Das Obergeschoss gehört den Leichtathleten, geplant ist etwa eine 200m lange Indoor-Laufbahn mit überhöhten Kurven sowie entsprechenden Sprintdistanzen, Wurf und Sprungdisziplinen. Zudem bietet die Halle Platz für Gerätturn- Trainings nach nationalen und internationalen Vorgaben.
Bis es soweit ist und die Sportler die neue Halle auch voll nutzen können, heißt es zunächst aber Zusammenrücken. Man sei gerade dabei zu klären, wohin die hunderten Sportler, die jetzt noch regelmäßig im Dusika-Stadion trainieren, während der Abriss- und Neubauzeit ausweichen können.
Sechs Standorte standen zur Auswahl, Dusika-Stadion setzte sich durch
Vor der Wahl des Ferry-Dusika-Stadion als neuen Standort der Halle prüfte die Stadt auch andere Aternativen. "Insgesamt standen sechs Standorte zur Auswahl, etwa auch in der Seestadt Aspern in der Donaustadt oder in Rothneusiedl in Favoriten", erklärt Richter. Die Wahl für die Leopoldstadt fiel aus mehreren Gründen:
- Mit dem Ferry-Dusika-Stadion hätte ohnehin etwas geschehen müssen. Nach der Sportstättenanalyse die sowohl eine bautechnische Prüfung als auch eine Bedarfsanalyse umfasst, hätte alleine die Sanierung des Dusika-Stadion rund 20 Millionen Euro gekostet. Von einer Halle, die den tatsächlichen Bedarf der Sportler nutzt, wäre es aber auch dann noch weit entfernt.
- Für das rund 15.000 Quadratmeter große Areal des Dusika-Stadion gibt es bereits eine aufrechte Widmung für Sport und Freizeit, zudem ist es bereits in der Zuständigkeit der Stadt. So sparte man angesichts des engen Zeitplans wichtige Monate.
- Für das Dusika-Stadion spricht auch die gute Anbindung an die Öffis. Das war auch schon bei der Standortwahl für den neuen Fernbusterminal, der am Nachbargrundstück errichtet wird, ein wichtiges Kriterium.
- Durch das lange Bestehen des Dusika-Stadion (erbaut 1977) sieht die Stadt bei dem Areal eine "hohe Akzeptanz als Sportstandort"
Sportvereine freuen sich über "historischen Moment"
Die Wiener Sportvereine und Verbände freut der Neubau. Bei der heutigen Präsentation der Neubaupläne sprach etwa der Präsident des ASKÖ Wien Peter Korecky von einem "historischen Moment". Er freue sich, dass die Stadt durch die umfassende Bestands- und Bedarfsanalyse die Zukunft der Wiener Sportstätten nun professionalisiere. "Wir wissen nun erstmals, was tatsächlich gebraucht wird". Durch die neue Halle gebe es dringend benötigte zusätzliche Trainingszeiten.
Geht es nach Sportstadtrat Hacker soll die neue Halle "intensiv genutzt" werden, so bleiben die Trainingsmöglichkeiten künftig "selbstverständlich" auch am Wochenende zugänglich.
Radsport könnte nach St. Pölten auswandern
So sehr sich Ballsport- und Leichtathletikvereine über die künftige neue Trainingshalle freuen, die Radsportler bleiben beim "Dusika-Stadion neu" außen vor. "Ich verschließe mich nicht gegen eine Radsportanlage in Wien, aber dafür ist der Bedarf einfach zu gering. Ich habe mich das angesehen: In der 33-jährigen Geschichte fanden gerade einmal zwei Wettbewerbe mit Bedeutung statt", so Hacker.
Man sei aber in enger Abstimmung mit dem Radrennsportverband und auch der Bundesregierung. So würde derzeit eine Trainingsmöglichkeit bei St.Pölten diskutiert. Sollte der Bedarf aber in Wien plötzlich steigen, werde man darauf reagieren so Hacker.