MedUni Wien

Neue Therapie bei Demenz, aber Krankenkasse zahlt nicht

Das von der MedUni Wien mitentwickelte, nicht-invasive Verfahren soll den Krankheitsverlauf aufhalten und die Lebensqualität verbessern.

Rhea Schlager
Neue Therapie bei Demenz, aber Krankenkasse zahlt nicht
Die erfolgreiche Behandlung wird noch nicht von allen Krankenkassen übernommen. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto (Symbolfoto)

Bekommen Patienten die Diagnose Alzheimer-Demenz, bricht für Betroffene und Angehörige oft eine Welt zusammen. Immerhin handelt es sich dabei um eine unheilbare Krankheit, die einen teilweise jahrelangen Leidensweg bedeutet. Eine neue, nicht-invasive Therapie hilft nun dabei, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Kaum Nebenwirkungen

"Die Stoßwellentherapie (Anmerkung der Redaktion: Transkranielle Pulsstimulation [TPS]) ist für die Behandlung von Alzheimer-Demenz seit drei Jahren zugelassen, jedoch wird sie schon seit über 30 bis 40 Jahren, auch bei Parkinson, angewandt", erklärt Dr. Matthias Geisler, Facharzt für Allgemeinmedizin und Orthopädie, im "Heute"-Gespräch.

Im Jahr 2020 begann er als erster, niedergelassener Arzt weltweit, Patienten mit TPS zu behandeln. "Es ist eine Risiko- und letztlich Nebenwirkungs-fast-freie Behandlung", erklärt Geisler. "Bei dieser ambulanten Behandlung kann es nur ganz selten zu ganz leichten Kopfschmerzen kommen." Vereinzelt soll auch Übelkeit auftreten können. "Es gibt aber keinen Substanzdefekt an der Zelle."

Mehr Lebensqualität

Je früher Demenz-Betroffene mit der Therapie beginnen, desto besser, erklärt der Arzt im Interview.

Die Krankheiten können zwar nicht aufgehalten werden, allerdings wird der Krankheitsverlauf verlangsamt. Man kann dann noch Jahre gut damit leben.
Dr. Matthias Geisler
Facharzt für Allgemeinmedizin und Orthopädie

Als Beispiel nennt Geisler einen Patienten, der durch die Demenz keine zusammenhängenden Arbeiten mehr übernehmen konnte. "Die kleinsten Aufgaben gelangen nicht mehr gut, aber nach der Therapie war er wieder so klar, dass er in den Keller ging, um sich Dinge aus der Vorratskammer zu holen. Das hat er bis zu dem Zeitpunkt seit Langem nicht mehr getan."

Eine Heilung ist aber noch nicht in Sicht, so Geisler. "Man wird mit der Krankheit sterben, aber die Betroffenen und deren Angehörige sind für die vielen klaren Momente sehr dankbar."

Einfache Therapie

Vor einer Sitzung benötigt der Patient ein MRT. "Das wird dann in das Stoßwellen-Gerät Neurolith eingespeist, wodurch ich dann auch tiefe Areale im Gehirn gezielt gut behandeln kann", erklärt der Arzt den Prozess.

Bei der 25-minütigen und schmerzlosen Behandlung wird ein Applikator am Kopf angesetzt, nachdem ein Kontaktgel auf den Scheitel der Haare aufgetragen wurde, um die Impulse durch die Schädeldecke ins Gehirn zu übertragen. Bei dieser Therapie werden die Zellen im Gehirn mittels mechanischem Impuls angeregt, sodass neue, kleinste Blutgefäße gebildet werden können.

TPS sollte begleitend zur medikamentösen Therapie angewandt werden. "Für einen nachhaltigen Erfolg empfehle ich fünf bis sechs Sitzungen", so Geisler. "Danach eine Sitzung pro Monat."

Behandlung auch von anderen Krankheiten

Die TPS-Therapie wird allerdings nicht nur für die Behandlung von Alzheimer-Demenz und Parkinson eingesetzt. "Auch Herzspezialisten springen jetzt auf Stoßwellen-Medizin an", erklärt Geisler weiter. "Beispielsweise kann eine Stoßwellentherapie die Regeneration nach einem Herzinfarkt verbessern. Die Stoßwellen regenerieren und reaktivieren somit das Gewebe."

Im neurologischen Bereich können laut dem Mediziner weitere Krankheiten mit der TPS behandelt werden: Depressionen etwa, Autismus, ADHS und auch Long-Covid mit neurologischen Symptomen.

Nur private Kassen zahlen

"Über 10.000 Patienten wurden bereits mit TPS, die unter anderem von der MedUni Wien entwickelt wurde, behandelt", so Katja C. Schmidt, Sprecherin der Ärztlichen Interessensgemeinschaft TPS: "Diese Therapie wird in Österreich allerdings noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, aber immerhin übernehmen alle privaten Kassen die Kosten für die Behandlung."

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