Wien
Krise, Krieg und Teuerung – 60 % der Wiener haben Angst
Nach der Pandemie bereiten Teuerung und Ukraine-Krieg den Wienern Sorgen. Bei mehr als einem Drittel verschlechterte sich die psychische Gesundheit.
Die Studie im Auftrag des Psychosozialen Dienstes (PSD) befragte 1.000 Menschen, die älter als 16 sind. Die repräsentative Befragung ist bereits die dritte nach den Pandemiejahren 2020 und 2021.
"Sitzen nicht alle im selben Boot"
Rund ein Drittel der Befragten gab eine Verschlechterung ihres seelischen Zustandes an. Etwa 60 Prozent der Teilnehmer berichteten von tageweisen Depressionssymptomen, Angst und Erschöpfung. Studienautorin Martina Zandonella vom SORA-Institut erklärt gegenüber dem "ORF": "Im Zeitverlauf wird außerdem offensichtlich, dass die aufgestauten Belastungen, die angehäuften Symptome und die zunehmende Ungleichheit nicht von allein wieder verschwinden werden."
Besonders betroffen seien Randgruppen oder Personen, die bereits unter psychischen Erkrankungen leiden. Die am stärksten belasteten Gruppen sind Junge Menschen, Frauen, Personen mit Kindern, Arbeitslose und Menschen an der Armutsgrenze.
Ewald Lochner ist Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Er betont klar: "Wir sitzen nicht alle im selben Boot". Oft würden psychisch kranke Menschen stigmatisiert, ein Drittel der Studienteilnehmer schäme sich, Hilfe zu suchen.
100 weitere Mitarbeiter für PSD
Nun will die Stadt Wien das Angebot für Betroffene erweitern. Geplant ist dabei der Ausbau der Coronavirus-Sorgenhotline. Diese soll als generelle Sorgenhotline in mehreren Sprachen weitergeführt werden. Seit Pandemiebeginn verzeichnete die Hotline etwa 25.000 Anrufe, Tendenz steigend, heißt es vom PSD.
Bis Ende des Jahres will der PSD gesamt 100 weitere Mitarbeiter einstellen. Auch das "Home-Treatment", welches Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zuhause betreut, soll ausgebaut werden. Bisher wurden 54 Kinder und Jugendliche so betreut. Geplant ist auch eine Kampagne mit dem Slogan "Darüber reden wir", um vor allem junge Menschen in Wien zu erreichen. Sie soll ermutigen, sich frühzeitig Hilfe zu holen und sich wegen Problemen zu schämen.