Ukraine

Neue Fotos: Hier liegen Schwachpunkte von Russen-Abwehr

Am Montag wurden zwei russische Luftwaffenstützpunkte durch die Ukraine angegriffen. Die Ursache ist weiterhin unklar. 

Nikolaus Pichler
Russland teilte nach den Angriffen auf zwei russische Flugplätze mit, dass beide Drohnen abgeschossen werden konnten. Auf Aufnahmen ist allerdings erkennbar, dass sich in unmittelbarer Nähe zu einer der Tu-22M eine Detonation ereignet hat.
Russland teilte nach den Angriffen auf zwei russische Flugplätze mit, dass beide Drohnen abgeschossen werden konnten. Auf Aufnahmen ist allerdings erkennbar, dass sich in unmittelbarer Nähe zu einer der Tu-22M eine Detonation ereignet hat.
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Russland hat ukrainische Drohnenangriffe für Explosionen auf zwei Luftwaffenstützpunkten der russischen Streitkräfte in Zentralrussland verantwortlich gemacht. Es ist der erste ukrainische Angriff auf russische Militäreinrichtungen so tief innerhalb des Landes.

Derweil arbeitet das staatliche ukrainische Rüstungsunternehmen Ukroboronprom laut eigenen Angaben an einer Drohne, die die gleichen Aufgaben erfüllen soll wie die iranischen Kamikaze-Drohnen. Das unbemannte Fluggerät soll eine Reichweite von 1.000 Kilometern haben und ist laut dem Hersteller mit einem 75-Kilogramm-Sprengkopf bestückt.

Neue Fotos werden bekannt

Die israelische Satellitenfirma Imagesat hat mittlerweile Bilder der getroffenen Djagilewo-Luftwaffenbasis geteilt. Auf den Aufnahmen ist erkennbar, dass sich in unmittelbarer Nähe zu einer der Tu-22M eine Detonation ereignet hat. Der Abschuss beider Drohnen, wie von der russischen Regierung kommuniziert, erscheint also eher unwahrscheinlich. Derzeit ist noch unklar, wodurch die Explosionen genau verursacht wurden. Theoretisch könnten sie durch eine der neuartigen Drohen von Ukroboronprom verursacht worden sein. Sie befindet sich derzeit aber noch in der Testphase.

Laut dem "Spiegel"-Magazin hatte Russland diese Gerüchte schnell dementiert. Bei den Angriffen seien Waffen aus Sowjetzeiten genutzt worden. Ausserdem sei es gelungen, diese im Anflug zu zerstören, heißt es. "Ohne Bilder von Fragmenten oder Teilen ist es unmöglich zu wissen, welche Waffen die Ukraine verwendet hat", sagt Federico Borsari, der am Center for European Policy Analysis in Washington forscht. Als die Sowjetunion zerfiel, blieben von den damals eingesetzten Drohnen zahlreiche Exemplare übrig. Kiews Militär habe die Geräte im Jahr 2014 wieder aus den Depots geholt.

Die Tu-141 aus Zeiten der Sowjetunion erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 1110 Kilometer pro Stunde und wird von einem Turbinenstrahltriebwerk angetrieben. Für den Start kommen jedoch Feststoffraketen zum Einsatz, um das Gerät zunächst einmal auf Geschwindigkeit zu bringen. Die Reichweite der Sowjetdrohne liegt bei tausend Kilometern. Ursprünglich wurde die Zu-141 zur Fernaufklärung entwickelt und verfügt daher in ihrer Standartausführung über keinerlei Bewaffnung. Die diversen improvisierten Waffensysteme, die die Ukraine im Zuge des Krieges bereits genutzt hat, lassen aber darauf schliessen, dass eine Nachrüstung mit einem Sprengkopf durchaus möglich wäre.

Das würde zu den Angriffen vom Montag passen, so Borsari im Interview mit dem "Spiegel". Dazu kämen die Triebwerksgeräusche. Diese sind auf dem Video einer Überwachungskamera zu hören, die den Einschlag auf der Basis Engels zufällig filmte. Die Fluggeräte hätten allerdings von der Flugabwehr bemerkt werden müssen und vom Himmel geholt werden, dies spreche gegen die Nutzung einer Tu-141. "Sicher ist, dass die russische Flugabwehr ernsthafte Schwachstellen aufweist und dass die Ukraine bei ihren Angriffen in der Tiefe zunehmend intelligenter und effektiver vorgeht", sagt Borsari.

Mauro Gilli vom Center for Security Studies der ETH Zürich zeigt sich im Interview mit dem "Spiegel" überrascht, dass die Fluggeräte so weit gekommen seien, ohne bemerkt zu werden. "Russland befindet sich im Krieg, sie müssen also mit anfliegenden Waffen rechnen", sagte Gilli. Russland hätte mit der Berijew A-50 eigentlich ein Frühwarnflugzeug, das erkennt, wenn eine Drohne das Radar unterfliegt. "Es sollte viele Warnungen gegeben haben, dass da etwas unterwegs ist", so Mauro Gilli.

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