Alles Müll?

Neue EU-Regelung geht dem Goldhasen an die Kehle

Der EU-Kommission ist der Abfallberg ein Dorn im Auge. Von einem Verbot wären auch Schweizer Exporteure betroffen, doch regt sich auch Widerstand.

Heute Life
Neue EU-Regelung geht dem Goldhasen an die Kehle
Die EU könnte Verpackungsteile wie das Glöcklein des Lindt-Schokohasen bald als unzulässig erklären.
Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

Die EU möchte umweltfreundlicher und letztlich gar klimaneutral werden. Dazu plant sie eine Reihe von Maßnahmen. Gegen eine aktuelle regt sich jedoch Widerstand: Der Staatenverbund möchte rigoros gegen den wachsenden Abfallberg unserer Zivilisation vorgehen.

Sie sagt einzeln verpackten Portionen, wie für Ketchup und Kaffeerahm, den Kampf an, ebenso wie Einwegverpackungen von Fast-Food-Ketten, die für den Konsum vor Ort bestimmt sind. Auch einige Plastikverpackungen im Detailhandel stehen auf der Abschussliste, wie die NZZ schreibt.

Die Verpackungsverordnung der EU soll eine Revision erhalten, um im Interesse der Umwelt den Müllberg zu reduzieren. Doch ist das EU-Parlament oftmals noch stärker auf neue Regulierungen erpicht als die EU-Kommission, drückt letztere dieses Mal auf die Bremse. Die Verpackungsindustrie wurde aktiv und betrieb intensives Lobbying gegen die Bestrebungen. Sie verweist darauf, dass die Verpackungen auch maßgeblich zur Lebensmittelsicherheit beitragen.

Camembert in Holzverpackung bedroht

Zudem laufen Exponenten gewisser Länder Sturm gegen die Revision. Frankreich könnte bei eine Annahme beispielsweise keinen Camembert-Käse mehr in Holzverpackungen verkaufen. In Südeuropa setzt man sich für einzelverpacktes Gemüse ein, weil dieses länger haltbar ist. Ebenso sind einige EU-Parlamentarier aktuell vorsichtig mit der Befürwortung neuer Bestimmungen, wie NZZ berichtet. Denn Verbote sind auch Wasser auf die Mühlen der EU-Skeptiker, die den Brüsseler Regulierungseifer kritisieren – und im Juni 2024 stehen Neuwahlen an.

Wegen der Kritik hat das Parlament die Vorlage inzwischen abgeschwächt, doch noch immer soll das Verpackungsvolumen in der EU bis 2030 um fünf Prozent und bis 2040 um 15 Prozent schrumpfen, so die NZZ. Bereits 2030 sollen zudem grundsätzlich alle Verpackungen rezyklierbar sein. Das Verbot für "Portiönli" von Ketchup, Zucker und Kaffeerahm fiel hingegen heraus, ebenso darf der französische Käse wohl weiterhin in der Holzschachtel daherkommen.

"Überflüssige" Verpackungsteile im Visier

Anders sieht es etwa bei Shampoofläschchen in Hotels, Koffer-Schrumpffolien am Flughafen und dünnen Plastiktragtaschen aus. Diese sollen verboten werden. Inwiefern ein Produkt wie der Lindt-Goldhase und sein Glöckchen betroffen sein wird, ist unbekannt – jedoch macht die EU klar, Verpackung "minimieren" zu wollen, wodurch "überflüssige" Teile von Verpackungen ins Visier geraten.

Fest steht, dass auch jegliche Schweizer Firmen, die in die EU exportieren, von neuen Regelungen betroffen sein werden. Denn der Grundsatz lautet: Wer im EU-Binnenmarkt Handel betreiben möchte, muss sich an dessen Regeln halten. Nur kleine Betriebe, die über weniger als zehn Angestellte verfügen, sollen von der angedachten Revision ausgenommen sein.

red
Akt.