Szene
Netflix lässt jetzt eine Leiche durch die Zeit reisen
Zeitreise-Krimis sind ein alter SciFi-Hut. Aber während sonst die Ermittler in die Zukunft oder Vergangenheit reisen, ist es in "Bodies" die Leiche.
"Bodies" (ab Donnerstag auf Netflix) beginnt wie ein stinknormaler Thriller: In einer unscheinbaren Seitengasse im Herzen von London entdeckt die junge Polizistin DS Hasan (Amaka Okafor) eine nackte männliche Leiche ohne ersichtliche Todesursache. Ein Zeitsprung zu DI Hillinghead (Kyle Soller, "Andor") ins Jahr 1890 zeigt nicht nur ein ähnliches Problem, sondern gleich das idente Problem. Und als ob das nicht genug wäre, taucht die selbe Leiche auch noch einmal 1941 bei DS Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd, "The Queen's Gambit") mitten während eines deutschen Bombardements auf.
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Die drei Ermittler beginnen mit denen ihnen jeweils zur Verfügung stehenden Methoden, dem vermeintlichen Mord auf die Spur zu gehen, wobei es natürlich DS Hasan in der Gegenwart ist, die als erste eine Verbindung der Fälle findet. Der Begriff Gegenwart ist natürlich mehr als relativ, denn knappt vor dem Ende der ersten von acht Folgen taucht auch noch DC Maplewood (Shira Haas, "Unorthodox") aus dem Jahr 2053 auf, die - Überraschung, Überraschung - ebenfalls auf die nackte Leiche trifft. Spätestens hier wechselt "Bodies" vom Genre Mystery-Thriller zu Science Fiction-Mystery-Thriller.
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Verzahnte Handlungen in mehreren Zeitebenen gab es natürlich schon in Filmen wie "TimeCop" (1994) und "Frequency" (2000), in Serien wie "This Is Us" (2016-2022) oder am intensivsten beim "Star Trek - The Next Generation"-Finale "Gestern, heute, morgen" von 1994. Damals war es eine interstellare Anomalie, die in drei Zeitebenen beobachtet wurde und deren Bedrohung nur durch die "vereinten Kräfte" der Figuren aller drei Zeitebenen unschädlich gemacht werden konnte. Für viele Zuschauer war das verzahnte Erzählen der Geschichte kultverdächtig, andere empfanden die Erzählstruktur als einfach nur zu mühsam. Das Risiko besteht bei "Bodies" jetzt natürlich noch mehr.
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Wann sollte man sich "Bodies" ansehen und wann eher nicht?
"Bodies" stammt ursprünglich vom 2021 verstorbenen britischen Graphic Novel Autor Si Spencer und ist in der Comicvorlage weit weniger komplex als in der Netflix-Version. Logisch, denn bei einem Comic kann man ja auch leicht zurücklesen oder zurückblättern, wenn etwas nicht ganz klar war. Natürlich kann man bei "Bodies" auch immer wieder zurückspulen, aber das stört den Fluss. Was die Serie großartig hervorhebt, sind sie komplett verschiedenen Gesellschaftsstrukturen in den Jahren 1890, 1941, 2023 und 2053 und wie in diesen Jahren auf das scheinbar gleiche Problem - die Leiche - eingegangen wird. Und was hier auch sehr viel Spaß macht, ist es, durch das eigene Vorwissen den meisten Ermittlern oft ein kleines Stücken voraus zu sein, wenn auch nicht immer. "Bodies" ist wegen der verzahnten und komplexen Struktur sicher keine Serie zum Entspannen, aber fix eine Serie die einen in andere Welten entführt.