Experte schätzt Lage ein
"Nato-Truppen in der Ukraine sehr unwahrscheinlich"
Frankreich, Estland und Polen schließen den Einsatz von Nato-Truppen in der Ukraine nicht aus. Ein Experte hält dies aber für eine Fantasterei.
Die jüngsten Diskussionen über die Möglichkeit des Einsatzes von Nato-Truppen in der Ukraine haben die Befürchtungen einer Eskalation des Krieges verstärkt. Frankreich, Estland und Polen haben gesagt, dass sie diese Option nicht ausschließen, obwohl eine solche Entscheidung nicht unmittelbar bevorsteht. Finnland und Dänemark haben zudem der Ukraine die Erlaubnis erteilt, ihre gelieferten Waffen auch auf russische Ziele einzusetzen. Nahost-Experte Alexander Dubowy ordnet ein.
Herr Dubowy, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Nato-Truppen in der Ukraine tatsächlich eingesetzt werden?
Obwohl die Debatte an Fahrt gewinnt, bleibt diese Option aus heutiger Sicht nicht allzu wahrscheinlich. Macron will mit dieser Ankündigung vor allem Stärke demonstrieren, damit er sich innerhalb der Nato und der EU besser positionieren kann. Zudem ist eine Vielzahl der Nato-Mitglieder, allen voran die USA und Deutschland, gegen eine Truppenentsendung.
Wenn es tatsächlich zu einer Entsendung von Truppen kommt, wie sähe diese aus?
Die Nato-Kontingente wären relativ klein, hätten vor allem symbolische Bedeutung und würden sich in der Ukraine auf unterstützende, beratende, logistische und medizinische Aufgaben konzentrieren. Direkte militärische Auseinandersetzungen mit russischen Truppen halte ich für unwahrscheinlich.
Wäre ein Einsatz westlicher Waffen auf russische Ziele denkbar?
Militärisch ist es wichtig, dass die Ukraine russische Stellungen entlang der ukrainischen Grenzen angreifen kann. Besonders angesichts der aktuellen russischen Offensive in der Region Charkiw. Doch leider ist es nicht immer möglich.
Wie meinen Sie das?
Völkerrechtlich ist der Waffeneinsatz gegen Ziele auf dem russischen Territorium erlaubt. Allerdings haben einige westliche Staaten, nicht zuletzt die USA und Deutschland, klare Beschränkungen für den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen verhängt. Aktuell scheint einfach der politische Wille zu fehlen. Die Angst vor einem Krieg zwischen der Nato und Russland ist aufseiten des Westens einfach zu groß.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Frankreich, Estland und Polen erwägen den Einsatz von Nato-Truppen in der Ukraine
- Osteuropa-Experte Alexander Dubowy hält dieses Szenario für sehr unwahrscheinlich und sieht es eher als politische Machtdemonstration Frankreichs
- Den Einsatz westlicher Waffen gegen russische Ziele erachtet er hingegen für militärisch sinnvoll und völkerrechtlich unproblematisch