Jungvögel fliegen bereits
Nationalpark jubelt über erste Seeadler-Brut
Der Seeadler breitet sich seit 30 Jahren wieder aus. Aktuell gibt es circa 70 Brutpaare im Land - eines davon seit heuer im Nationalpark Thayatal.
Ab sofort darf der Seeadler als Brutvogel im grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyjí (Bezirk Hollabrunn) gelistet werden. In den letzten Jahren häuften sich im Frühling und Sommer bereits die Beobachtungen.
2024 hat es nun mit einer erfolgreichen Brut in den naturnahen Wäldern des Nationalparks geklappt. Zwei junge Seeadler sind herangewachsen und erkunden nun bereits bei ihren ersten Ausflügen die Tallandschaft der Thaya.
Seeadler - die Herren der Lüfte
Eigentlich ausgestorben
Dabei galt der Seeadler in Österreich lange Zeit als ausgestorben. Seit circa drei Jahrzehnten breitet er sich aber wieder aus. Aktuell gibt es um die 70 Brutpaare im Land - eines davon eben im Nationalpark Thayatal.
Ministerin freut sich mit
"Die österreichischen Nationalparks schützen natürliche Lebensräume und gelten als Hotspots der Artenvielfalt. Mehr als zwei Drittel der Wirbeltierarten und Gefäßpflanzen Österreichs konnten in den österreichischen Nationalparks nachgewiesen werden, bei den Brutvögel sind es sogar 94 Prozent. Die erfolgreiche Seeadlerbrut im Nationalpark Thayatal zeigt, wie wichtig es ist, dass es Gebiete gibt, in denen sich die Natur frei entfalten kann", freut sich Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) über den ersten erfolgreichen Brutnachweis aus dem Thayatal.
Donau-Auen ideal für Brütung
Die Rückkehr des Seeadlers in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. Der für die Nationalparks in Niederösterreich zuständige LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (VP) verweist auf die erfreuliche Entwicklung in Niederösterreich: "Der Seeadler brütet bereits seit 2005 im weitläufigen Auensystem der Donau, das durch den Nationalpark Donau-Auen geschützt wird. Die erfolgreiche Brut im Thayatal stärkt die Population, die sich in Niederösterreich erfolgreich angesiedelt hat und jährlich weiter zunimmt."
Schon in den 90ern zu Gast
Bereits am Beginn der 90er Jahren konnten die ersten Seeadler als Wintergast im Thayatal beobachtet werden. Seither überwintern sie regelmäßig am österreichisch-tschechischen Grenzfluss, das Thayatal hat sich zu einem wichtigen Lebensraum für die Winteraufenthalte entwickelt. Durch den Schwallbetrieb des tschechischen Kraftwerks Vranov/Frain friert die Thaya nie ganz zu, was etwa Enten, Schwäne, Kormorane und Graureiher anzieht. Sie halten sich an den offen gebliebenen Wasserflächen auf, was auch den Seeadlern zu Gute kommt, denn neben Fischen erbeuten diese hauptsächlich Wasservögel.
Erster erfolgreicher Brutnachweis 2013 bei Hardegg
Bei der jährlich stattfindenden Winterzählung gelang es 2021, bis zu elf Seeadler an einem Tag im Thayatal zu sichten. Am 5. Februar 2022 konnten sogar zehn Seeadler gemeinsam in einer Lokalität westlich von Hardegg beobachtet werden. Im Jahr 1999 ließen sich die Greifvögel erstmals auch im Sommer im Thayatal blicken. 2013 gelang schließlich der erste erfolgreiche Brutnachweis eines Seeadler-Pärchens in einer Nachbargemeinde von Hardegg. In der letzten Zeit häuften sich die Sichtung in der Brutzeit, die Nationalparkmitarbeiter hielten daher gezielt nach einem Seeadlerhorst Ausschau.
"Hotel Mama und Papa"
Bereits im März 2023 gab es einen Brutversuch, dieser wurde jedoch nach einigen Wochen abgebrochen. Im März 2024 fand der Ornithologe und Nationalpark Ranger Robert Müllner den Horst schließlich besetzt. Mitte April konnte er zwei Jungtiere beobachten, Anfang Juli hatten diese bereits stattliche Größe erreicht. Noch kümmern sich die Eltern um die Flugneulinge und versorgen sie mit Futter. Spätestens im Herbst aber verlassen die Jungen das Revier der Eltern und gehen dann auch in weit entfernten Gebieten auf Nahrungssuche.
Bis zu 2,5 Meter Flügelspannweite
Charakteristisch für den größten heimischen Greifvogel sind vor allem der massive gelbe Schnabel und die weißen Schwanzfedern. Während ein ausgewachsenes Seeadler-Weibchen fast sieben Kilogramm schwer wird und eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern erreicht, bringen es Männchen auf fünf Kilogramm und 2,1 Meter Flügelspannweite.