"Man muss darüber reden"

Nahost-Konflikt erreicht auch Österreichs Klassenzimmer

Die Eskalation des Nahost-Konflikts ist auch an heimischen Schulen das Gesprächsthema. Doch viele Lehrer fürchten sich vor emotionalen Debatten.

Newsdesk Heute
Nahost-Konflikt erreicht auch Österreichs Klassenzimmer
Der Nahost-Konflikt sollte besonders in Schulfächern wie Geschichte oder Geografie besprochen und reflektiert werden (Symbolfoto)
Getty Images/iStockphoto

Es ist ein emotionales und polarisierendes Thema – viele Lehrer stoßen dabei an ihre Grenzen. Das Thema bewusst auszuklammern, weil es im Schulunterricht zu emotionalen Debatten führen könnte, wäre jedoch "das Schlechteste, was man tun könnte", so Philipp Mitnik, Leiter des Zentrums für politische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Wien.

"Man wird sich mit diesem Thema, welches komplex und extrem historisch aufgeladen ist, auseinandersetzen müssen – ganz einfach, weil es in der Gesellschaft omnipräsent ist. Jugendliche haben oft einen sehr einfachen und unreflektierten Zugang zu Medien, umso notwendiger ist es, einen derart komplexen Konflikt zu thematisieren. Insbesonders dann, wenn es zu Abwertungen anderer Menschen kommt, wie in den allermeisten Fällen gegenüber Jüdinnen und Juden", so der Experte im Ö1-"Morgenjournal".

Zeitgeschichte sollte besonders in Schulfächern wie Geschichte oder Geografie besprochen und reflektiert werden. Aber: Antisemitische oder gar rechtsextreme Positionen seien von den Lehrern strikt zurückzuweisen. "Eine solche Didaktik ist vom Unterricht auszuschließen, das ist eine rote Linie", erklärt Mitnik.

"Wegschauen geht nicht, man muss darüber reden"

"Wegschauen geht nicht, man muss darüber reden. Die menschliche Empathie kommt in der Öffentlichkeit gar nicht mehr vor, wenn es nur noch Schwarz oder Weiß gibt. In der Schule ist es daher wichtig, die Grautöne herauszuarbeiten. Die Grenze ist die Abwertung von Menschen, denn Demokratie bedeutet respektvoll miteinander umzugehen, mit anderen Religionen, mit anderen Ethnien. Den Dialog gilt es, in die Klassenzimmer zu tragen", fordert auch der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) bei einer Veranstaltung der Pädagogischen Hochschule Wien am Donnerstagabend.

Demokratieverständnis verankern

Awi Blumenfeld, Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde, spricht sich vor allem dafür aus, die Jugend zu adressieren, damit ein demokratisches Verständnis bestmöglich in der Gesellschaft verankert werden kann. In der Tatsache, wie weit zurück die Ursprünge des Konfliktes gehen, sieht Historikerin Helga Embacher die Komplexität der historischen Zusammenhänge als Herausforderung, das Thema im Klassenzimmer mit Schülern zu diskutieren.

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