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Nahost-Experte warnt im ORF vor einer "Kettenreaktion"

Das israelische Militär will mit allen Mitteln die terroristische Hamas besiegen. Nahost-Experte Walter Posch ordnet die aktuelle Situation ein. 

Michael Rauhofer-Redl
Nahost-Experte warnt im ORF vor einer "Kettenreaktion"
Am Sonntag (22.10.2023) war Nahost-Experte Walter Posch Studiogast in der ORF-Sendung "ZIB2".
Screenshot ORF

Israel verschärft seine Angriffe im Gazastreifen. Etliche Gebäude wurden beschossen, darunter auch eine Moschee, die von der Hamas als Unterschlupf verwendet worden sein soll. Am Abend wurde zudem bekannt, dass auch ein Ziel in Ägypten beschossen wurde. Brisant ist die Situation auch deswegen, weil die Terrormiliz Hisbollah nicht ausschließt, in den Krieg mit Israel einzutreten.

Würde sich die Miliz dazu entschließen, sei das "der Fehler ihres Lebens", warnte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.  Zu den aktuellen Entwicklungen war am Sonntag Nahost-Experte Walter Posch von der Landesverteidigungsakademie Gast bei Martin Thür in der ORF-"ZIB2".

Kettenreaktion möglich

Dass die sich die Hisbollah offen in die Auseinandersetzung einbringt, hält der Experte eher für theoretisch möglich. Praktisch sei das eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht gänzlich auszuschließen. Durch eine Fehlkalkulation der handelnden Akteure könnte es nämlich zu einer Kettenreaktion kommen, so Posch.  Unterstützt werden die Hamas und die Hisbollah auch vom Iran. Allerdings genieße die Hamas in den Überlegungen des Iran keine Priorität, auch was Waffenlieferungen betrifft.

Wie viele Waffen der Iran an die Hamas geliefert hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Posch ist sich aber sicher, dass die Hamas jedenfalls mit "Altbeständen" ausgerüstet worden sei. Allerdings sei der Iran keinesfalls "direkt" verantwortlich für die jüngsten Terror-Attacken auf Israel. Dennoch hält Posch fest, dass es hier eine gewisse Form der "moralischen Unterstützung" gibt – immerhind spricht auch der Iran dem Staat Israel die Existenzberechtigung ab.  

Düstere Aussichten

Was ist eigentlich das Ziel der Hamas? Es sei die Frage zu stellen, inwieweit sich der militärische Flügel von der zivilen Führung verselbstständigt hat, führt Posch aus. Die Angriffe seien demnach auch ein Zeichen nach innen gewesen. Durch sie hätte die Hamas die "palästinensische Sache" in Geiselhaft genommen. Das sei aus seiner Sicht das Hauptmotiv gewesen zu sein. Denn nun hätte nicht mehr der zivile Flügel der Hamas und auch nicht die Palästinensische Autonomiebehörde das Sagen in der Region. So etwas könne nur gedeihen, wenn es keinen Frieden gibt.

Wie geht es nun mit dem Gazastreifen weiter? US-Außenminister Anthony Blinken erklärte am Sonntag, dass Israel dort definitiv nicht selbst regieren wolle. So weitergehen wie bisher könne es aber auch nicht. Neue Machtverhältnisse über Wahlen schließt der Experte auch aus. Auch, weil es kein Vertrauen in die Palästinensische Autonomiebehörde gebe. Es bliebe noch die Option einer externen Verwaltung. Gegen eine solche würden sich aber nationalistische Kräfte innerhalb der Palästinenser wehren, zeichnet Posch ein düsteres Bild für die Zukunft.

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