Rund um KV-Gespräche

Nächste Woche drohen massive Streiks im Handel

Freitagnachmittag geht das Tauziehen um mehr Geld für die Handelsbeschäftigten weiter. Sollte es kein Ergebnis geben, werden die Streiks ausgeweitet.

Wolfgang Bartosch
Nächste Woche drohen massive Streiks im Handel
Reden am Freitag wieder: GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger, Arbeitgeber-Vertreter Rainer Trefelik
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Mittwoch und Donnerstag wurde noch vereinzelt gestreikt und protestiert, am Freitag ab 15 Uhr wird wieder geredet: Bereits zum sechsten Mal versuchen Gewerkschafts-Chefverhandlerin Helga Fichtinger und Arbeitgeber-Vertreter Rainer Trefelik in der Wirtschaftskammer in Wien doch noch einen Kompromiss im Ringen um eine Gehaltserhöhung für die rund 430.000 Handelsbeschäftigten zu finden.

Zuletzt waren die Fronten ja verhärtet. Während die Arbeitgeberseite bei einem Angebot von acht Prozent hält, besteht die Gewerkschaftsseite zumindest auf einer Abgeltung der rollierenden Inflation von 9,2 Prozent.

Weihnachtsfriede am 3. Advent-Einkaufssamstag

Gut für alle, die in den nächsten Tagen Geschenke besorgen wollen: Rund um die Gespräche wird es friedlich bleiben. Man habe zwar für Freitag und Samstag einige Aktivitäten geplant gehabt, mit Rücksicht auf die Verhandlungen werden die aber verschoben. "Der kommende Einkaufssamstag wird auf jeden Fall ein ungestörter", verspricht die Gewerkschaft GPA.

Ab nächster Woche soll’s Einkaufszentren treffen

Dafür werden aber, sofern es keinen Abschluss gibt, ab Montag die Streiks und öffentlichen Proteste in verschärfter Form weitergehen. Sie sollen länger dauern und nicht mehr nur einzelne Shops sondern etwa ganze Einkaufszentren und Gewerbeparks betreffen. Ziel ist es hier, möglichst viele Geschäfte zu bestreiken. In Wien sind für Dienstag gröbere Aktionen geplant – die genauen Örtlichkeiten sind noch geheim.

Ob sich das noch abwenden lässt – unklar. Rainer Trefelik wirft der Gewerkschaft jedenfalls vor, zu wenig kompromissbereit zu sein. Man (also die Gewerkschaft, Anm.) hätte von Beginn weg auf eine Eskalation gesetzt und tue sich nun offenbar schwer, den Weg zurück zu finden. "Das verstehe ich, ich bin dazu bereit, hier die Hand zu reichen und einen vernünftigen Weg zu machen. Aber ich kann die wirtschaftliche Realität nicht wegzaubern".

Der Handel stehe "wirklich an der Wand", verweist Trefelik im "Heute"-Talk auf die jüngste Jahresprognose des Kreditschutzverbandes von 1870. Demnach gibt es heuer in keiner Branche mehr Insolvenzen als im Handel. 1.003 dürften es laut KSV1870 unterm Strich werden, rund 17 Prozent mehr als 2022. Erstmals seit Jahren werde hier die Tausendergrenze überschritten.

Ich kann mir die Welt nicht wie Pippi Langstrumpf einfach so hersingen, wie ich sie gerne hätte, ich muss die Realität anerkennen.
Rainer Trefelik
Chefverhandler Arbeitgeber

Zusätzlich dürfte heuer laut Rainer Trefelik der Umsatz im Handel real um 3,6 bis 3,8 Prozent sinken. Da sei das Angebot einer Gehaltserhöhung von acht Prozent "schon extrem hoch". Auf zwei Jahre gerechnet seien das Personalkostensteigerungen von 15 Prozent. "Ich kann mir die Welt nicht wie Pippi Langstrumpf einfach so hersingen, wie ich sie gerne hätte, ich muss die Realität anerkennen.".

Acht Prozent mehr Gehalt auch ohne KV-Abschluss

Fix auch: Kommt es heuer zu keiner Einigung mehr, wird die Bundessparte Handel den Betrieben empfehlen, auch ohne KV-Abschluss die Gehälter mit Jänner um acht Prozent anzuheben. Laut Trefelik sei das ein wichtiges Zeichen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine Orientierungshilfe für Unternehmen. Er geht davon aus, dass die Empfehlung im Fall des Falles flächendeckend umgesetzt wird.

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