Erregung im Netz

Nackter "Pudertanz" in Bad Ischl wirbelt Staub auf

Das Finale der Eröffnung zum Kulturhauptstadt-Jahr in Bad Ischl (OÖ) sorgte am Samstag für Furore: Dort tanzten Nackte mit Babypuder bei Minusgraden.

Sandra Kartik
Nackter "Pudertanz" in Bad Ischl wirbelt Staub auf
Grande Finale zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Bad Ischl: Der textilfreie "Pudertanz".
Helmut Fohringer / APA / PD

Ein Spektakel für etwa 5.000 Besucher läutete am Samstag das Kulturhauptstadt-Jahr 2024 in Bad Ischl (OÖ) ein, ORF III übertrug die Eröffnung live. Das Salzkammergut teilt sich den Titel heuer mit Tartu in Estland und Bodo in Norwegen. Unter dem Motto "Kultur ist das neue Salz" präsentierte sich die ehemalige Kaiserstadt beim Open-Air-Event im Kurpark jedoch von einer ungewohnt freizügigen Seite. Gestartet wurde noch traditionell mit Hubert von Goisern, der mit einem 1.000-Stimmen-Chor beim Jodeln für Gänsehaut-Momente sorgte.

Blechbläser durften bei der Eröffnung ebenfalls nicht fehlen, bevor Conchita Wurst in einem Sisi-Kleid auftrat. Doch es war vor allem das Finale, das viele Zuseher verwirrte bzw. ihnen missfiel: Ein "Pudertanz" setzte Menschen jeden Alters, mit unterschiedlichen Körpern nackt in Szene. Das Einzige, was die Tänzer trugen: reichlich Babypuder, das sie immer wieder nachlegten. Choreografin Doris Uhlich hatte die provokante Performance konzipiert, um ein wenig Staub in der Salzkammergut-Idylle aufzuwirbeln.

Hüllenlos wackelten die Körper

Die Künstlerin vom Attersee (OÖ) ist auch die Erste, die auf die Bühne kommt, ihren schwarzen Mantel bei Minusgraden auszieht und ihren Körper präsentiert, so wie Gott ihn schuf. Jemand ruft: "Ist dir nicht kalt?", bevor sie sich von Kopf bis Fuß mit Babypuder bedeckt. Zu Vivaldis "Vier Jahreszeiten – Winter" bringt sie wild Busen, Oberarme, Bauch und Po zum Wackeln, um zu zeigen, wie Körper sind – weich, in Veränderung und ohne Filter.

Ihr Ensemble folgt ihr nach – ebenfalls hüllenlos – und bestreut sich zum Rhythmus der Musik mit Puder. Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und Hautfarbe und zwei der Tänzer im Rollstuhl entfesselten ihre Körper. Obwohl nach der Performance tosender Applaus erklang, zeigten sich hinterher auf den sozialen Medien viele weniger begeistert.

"Sie lassen ihr Fett tanzen"

Auf X (vormals Twitter) und Facebook schreiben User etwa: "Das ist doch alles nur krank", "Steuergeldverschwendung", "Schmafu" oder "an Dekadenz nicht mehr zu toppen". Völlig verdattert heißt es auch: "Da hat man zum Zustand der Gesellschaft keine Fragen mehr." Wenig überraschend meldet sich auch die FPÖ zu Wort: Es handle sich um einen "obszönen Schaulauf der linksalternativen Kulturschickeria", der Auftritt sei ein "kultureller Tiefpunkt", der "mit zig Millionen Euro an Steuergeldern gefördert wird".

Manche bemühen sich auch um ausgewogenere Kritik: "Die Performance war mutig und recht gelungen. Es hatte nur mit Bad Ischl/Salzkammergut nichts zu tun", befindet eine Userin. Der Kontext fehle. Vielen hat der Tanz auch gefallen. Choreografin Uhlich erklärt auf Instagram: "Tanzende Körper schlagen in Wolken von Puder Wellen, vibrieren, lassen ihr Fett tanzen und feiern körperliche Diversität und individuelle Schönheit."

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