Unterwegs am Dreirad

Nach Schlaganfall: 64-Jähriger erfindet stabiles Bike

Johannes Maierhofer erlitt einen Schlaganfall, kämpfte sich mühsam wieder ins Leben zurück. Um mobil zu sein, entwickelte er ein sicheres Dreirad.

Österreich Heute
Nach Schlaganfall: 64-Jähriger erfindet stabiles Bike
Johannes Maierhofer machte aus der Not eine Tugend und entwickelte das "Safetymodul".
zVg

Er schwebte zwischen Leben und Tod, verbrachte sieben Monate lang in diversen Krankenhäusern: Doch Johannes Maierhofer (64) ließ sich nach einem Schlaganfall im Jahr 2010 nicht unterkriegen: "Ich konnte zwei Jahre lang nichts essen. Es hat sehr lange gedauert, bis es wieder auf allen Seiten bergauf ging", erzählt der Steirer aus Bad Gams im Gespräch mit "Heute".

Über seine Erfahrungen, nicht atmen, reden oder schlucken zu können, berichtet der 64-Jährige auch in seinem 2014 erschienenen Buch "Mit einem Schlag ist alles anders". Obwohl sich der ehemalige Innovationsmanager wieder mühsam zurückgekämpft hat, blieben Gleichgewichts-Beeinträchtigungen.

Autofahren kann ich nicht mehr, aber ich wollte selbstbestimmt und mobil sein
Johannes Maierhofer
hat das "Safetybike" entwickelt

"Autofahren kann ich nicht mehr, aber ich wollte selbstbestimmt und mobil sein. Beim Radfahren brauche ich eine Stütze. Ich habe daher mühsam gelernt, auf einem Dreirad zu sitzen und zu fahren." Doch die Radtouren, die der 64-Jährige unternahm, endeten abrupt: "Ein Teil des Weges war schräg, dann steht auch das Rad schräg. Ich habe mich dann einfach nicht getraut, da zu fahren."

Johannes Maierhofer hat auf seinem Primär-Prototypen schon 800 Kilometer zurückgelegt.
Johannes Maierhofer hat auf seinem Primär-Prototypen schon 800 Kilometer zurückgelegt.
zVg

Und auch in diesem Punkt gab der Steirer nicht auf: "Ich dachte mir, es muss doch ein Dreirad geben, dass – egal, wie schräg der Boden ist – stabil bleibt." Als er einem Freund an einer Fachhochschule davon erzählte, meinte dieser: "Schreib doch alles zusammen, und wir machen das." Doch die Entwicklung zog sich hin: "Es hat jahrelang gedauert. Schließlich ist mir der Geduldsfaden gerissen. Ich war schon so weit, das Ganze zu beenden", erinnert sich Maierhofer.

Wasserflasche als rettende Idee

Doch bei einem Ausflug hatte der 64-Jährige dann die zündende Idee: "Ich habe eine Wasserflasche am Boden rollen gesehen und gedacht, das wäre genau das Richtige für ein sicheres Dreirad. Weil sich die Flüssigkeit immer der Neigung anpasst", meint Maierhofer.

Also machte sich der Pensionist an die Arbeit und entwickelte in Eigenregie das sogenannte "Safetymodul": Dabei handelt es sich um einen leicht zu montierenden Bausatz, der das Vorderrad eines normalen (E-)Bikes ersetzt. Im vergangenen Jahr stellte der 64-Jährige seinen Primär-Prototypen des "Safetybikes" fertig.

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    privat, iStock

    Schon 800 km mit Primär-Prototyp gefahren

    Herzstück ist der "Neigungsassistent": Dieser steuert die Stützbeine nach Bedarf, damit diese immer die Idealneigung annehmen: "Am Anfang habe ich für die Stützbeine Wasser als Inhalt verwendet, das Schwabbeln verursachte allerdings Fehlsteuerungen. Also bin ich auf Öl umgestiegen. Auch die Rohre wurden verändert, damit ist die Konstruktion viel, viel sicherer geworden", so Maierhofer.

    Bisher ist der Steirer mit dem Primär-Prototypen bereits 800 Kilometer gefahren – aufgrund von Fehlversuchen und Unfällen wurde das "Safetymodul" immer weiter verbessert. Insgesamt hat der Steirer bereits rund 20.000 Euro in seine Erfindung investiert – und sie auch zum Patent angemeldet: "Ich habe das Signal bekommen, dass das Patent in den nächsten Monaten erteilt werden wird."

    Crowdfunding-Kampagne für Weiterentwicklung

    Das "Safetymodul" macht das Bike zudem auch zu einem Transport- und Lastenrad. "Ich habe meinen Primär-Prototypen mit einer Transportbox ausgestattet. Es könnte aber auch ein Kindersitz, eine Hundebox oder ein Ladeplateau sein", meint Maierhofer.

    Der 64-Jährige möchte nun einen Schritt weitergehen und das "Safety-Bike" auch für andere Menschen mit Gehbehinderungen oder Gleichgewichts-Beeinträchtigungen nutzbar machen – dafür muss es jedoch weiterentwickelt werden. Für die Sicherheitszertifizierung und der Herstellung eines Sekundär-Prototypen startete er daher eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform "Wemakeit".

    Über 14.000 Euro wurden gespendet. Jetzt kann ich dem Konstrukteur grünes Licht geben
    Johannes Maierhofer
    startete Crowdfunding für "Safetymodul"

    "10.000 waren das Ziel, über 14.000 Euro wurden dankenswerterweise gespendet. Jetzt kann ich dem Konstrukteur grünes Licht geben, und auch die Sicherheitszertifizierung dürfte schon zum Teil finanziert sein", freut sich Maierhofer.

    Die ersten Konstruktionsergebnisse liegen bereits vor, im Laufe des Sommers folgen dann die Fertigungspläne: "Ich hoffe, dass die Fertigung und Präsentation eines neuen 'Safetymodules' im Herbst möglich ist." Die Fertigungskosten sollen sich auf "ein paar hundert Euro" belaufen, zusammengebaut werden soll es unter Mitwirkung von Beeinträchtigten von der Team Styria Werkstätten GmbH. Da Maierhofer den Vertrieb nicht selbst übernehmen kann, sucht er noch interessierte Partner. Kontakt: [email protected]

    Auf den Punkt gebracht

    • Nach einem Schlaganfall entwickelte der 64-jährige Johannes Maierhofer ein sicheres Dreirad, um mobil zu bleiben
    • Seine Erfindung, das "Safety-Bike", basiert auf einem Neigungsassistenten und einem leicht zu montierenden Bausatz, der das Vorderrad eines normalen Fahrrads ersetzt
    • Maierhofer plant, das "Safety-Bike" auch für Menschen mit Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen nutzbar zu machen und hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die Weiterentwicklung zu finanzieren
    red
    Akt.