Klar unter Erwartungen
Nach Rekord-Gewinnen: OMV-Umsatz bricht drastisch ein
Nach einem Rekordhoch im Vorjahr ist der Umsatz des Öl- und Gaskonzerns OMV stark gesunken. Damit liegt man klar unter den Erwartungen von Analysten.
Noch im Vorjahr verzeichnete der heimische Konzern Gewinne in Rekordhöhe. Die Umsätze waren so hoch, dass in manchen politischen Kreisen große Empörung herrschte und Rufe nach einer Verstaatlichung laut wurden. Ein Jahr später sieht die Situation wieder ganz anders aus.
Gewinn mehr als halbiert
Die OMV hat seinen Gewinn im dritten Quartal 2023 mehr als halbiert. Das um Lagereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS Ebit) sank um 62 Prozent auf 1,33 (3,52) Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der CCS Überschuss fiel um 64 Prozent auf 431 Millionen Euro. Die OMV liegt damit klar unter den Erwartungen: Analysten hatten im Schnitt mit einem CCS Ebit von 1,49 Milliarden Euro und einem CCS Überschuss von 657 Millionen Euro gerechnet.
Vorjahresniveau "nicht haltbar"
"Dieses Jahr war nach wie vor von den anhaltenden Auswirkungen der geopolitischen Konflikte, den wirtschaftlichen Herausforderungen und der ungünstigen konjunkturellen Entwicklung einiger Geschäftsbereiche geprägt. Dies führte unter anderem zu sinkenden Rohstoff- und Energiepreisen, die sich deutlich auf die Gewinnmargen auswirkten", heißt es in einer Pressemitteilung der OMV am Dienstagmorgen. Das Niveau des Vorjahrs sei nicht haltbar gewesen, und es sei zu einer "Normalisierung unserer Ergebnisse" gekommen.
Vor allem im Chemiesektor gab es große Einbuße. Die von Vorstandschef Alfred Stern zum Wachstumsmotor ernannte Sparte, zu der auch der Petrochemiekonzern Borealis gehört, schwächelt: Der Bereich Chemicals & Materials verzeichnete einen operativen Verlust vor Sondereffekten von 11 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 214 Millionen Euro im Vorjahr. Hohe Einbußen verbuchte auch der Bereich Energy, der die Exploration- und Produktion von Öl und Gas beinhaltet. Der operative Gewinn schrumpfte dort um 68 Prozent auf 942 Millionen Euro. Der Bereich Fuels & Feedstock, der die Raffinerien umfasst, legte hingegen um gut ein Fünftel auf 418 Millionen Euro zu.
170 Mio. Investition in Deutschland
Wie außerdem am Dienstag bekannt wurde, will der Konzern in den Bau einer Sortieranlage zur Herstellung von Rohstoffen für das chemische Recycling über 170 Millionen Euro investieren. Wie bereits im März 2022 angekündigt, soll die Anlage im süddeutschen Walldürn (Baden-Württemberg) errichtet werden, nun ist die finale Investitionsentscheidung gefallen, wie die OMV am Dienstag mitteilte.
Die OMV wird 89,9 Prozent der Anteile an dem Joint Venture halten, 10,1 Prozent entfallen auf das Recyclingunternehmen Interzero. Der Produktionsstart soll 2026 erfolgen. Insgesamt werden rund 120 neue Arbeitsplätze an dem Standort geschaffen. Der Spatenstich ist bereits für den 20. November geplant.
Interzero betreibt fünf Sortieranlagen für Leichtverpackungen in Deutschland und sortiert mit über 800.000 Tonnen pro Jahr rund ein Drittel des deutschen Leichtverpackungsabfalls. Damit verfügt das Unternehmen gegenwärtig über die größte Sortierkapazität in Europa und ist Technologieführer.