WM 2022
Nach Protesten: Iran-Teamchef schimpft eigene Fans
Der Iran sorgte mit Protesten beim WM-Auftaktspiel gegen England für ein starkes Zeichen. Dem Teamchef ist das nicht recht.
Nicht nur die Missstände bei Gastgeber Katar sind ein Thema bei der WM. Auch beim Iran spielt Politik eine unerfreulich große Rolle – denn dort gibt es heftige Bürger-Proteste gegen das autoritäre Regime, gegen die mit brutalen Mitteln vorgegangen wird. Das Auftaktmatch gegen England verlor der Iran zwar 2:6, doch Spieler und Fans ernteten mit starken Zeichen Respekt.
So sangen die Spieler bei der Nationalhymne vor dem Anpfiff nicht mit. Auf den Tribünen gab es laute Zwischenrufe, auffällig viele Frauen verfolgten das Spiel ohne Kopftuch. Doch während die freie Welt applaudiert ist Teamchef Carlos Queiroz nicht gut auf das Thema zu sprechen – obwohl er selbst kein Iraner ist, sondern Portugiese mit Wurzeln in Mosambik.
Der Grund: Er ortet zu viel Ablenkung für seine Spieler. "Lasst die Spieler das Spiel spielen, bitte", meint der 69-Jährige. "Sie wollen einfach für ihr Land Fußball spielen, wie es alle anderen Spieler auch können. Es ist nicht korrekt, sie Dinge zu fragen, für die sie nichts können. Sie sind hier, um den Leuten in der Heimat Stolz und Freude zu geben."
Für sportliche Höchstleistungen seiner Mannschaft gäbe es aktuell "nicht das beste Umfeld": "Dinge, die geändert werden sollten, sind nicht unter unserer Kontrolle. Wir können uns nur auf die fußballerische Leistung konzentrieren. Andere Themen liegen nicht in unserer Hand."
Den Zuschauern richtet der Teamchef aus: "Die Fans, die nicht bereit sind, das Team zu unterstützen, sollen zu Hause bleiben. Wir brauchen sie nicht." Seine Spieler könnten sich auf der "höchsten Bühne nicht nur auf Fußball konzentrieren. Es gibt Leute, die unser Team stören wollen mit Themen, die außerhalb des Fußballs liegen."
Der Traum seiner Spieler sei es, "Legenden aus ihrem Land zu folgen." Er sei "sehr stolz", wie sein Team beim 2:6 gegen England gekämpft habe. Die zwei Ehrentore seien eine verdiente Belohnung dafür gewesen.