Bräutigam in Schubhaft
Nach Festnahme auf Hochzeit – jetzt spricht die Braut
Nach der Verhaftung mitten in der Hochzeit spricht nun die Braut über das schreckliche Erlebnis. "Der Staat hat mir meine Rechte genommen", sagt sie.
Mitten in der Hochzeitszeremonie wurde ein Bräutigam festgenommen – vor den Augen der geschockten Braut. Der befremdliche Vorgang fand während einer Eheschließung im Schloss Vösendorf statt (ursprünglich war fälschlicherweise von Bad Vöslau die Rede, Anm.) und wurde auf Video festgehalten – wir berichteten.
Nun packt die am Boden zerstörte Braut Gundula B. (40) erstmals über ihre Alptraum-Hochzeit mit ihrem Hamza aus. "Der Staat hat mir meine Rechte genommen", sagt die gebürtige Deutsche. Gemeinsam mit ihrem Anwalt Gregor Klammer will die seit 17 Jahren in Wien wohnende Akademikerin ihren verhafteten Verlobten (27) schnellstmöglich freibekommen – eine Haftbeschwerde wurde bereits eingereicht.
Anstand verletzt – "unverhältnismäßig"
"Die Amtshandlung der Fremdenpolizei war nicht verhältnismäßig", heißt es darin. Es gäbe Grundprinzipien des Anstands, welche nicht so einfach verletzt werden dürfen. Man habe mit der Festnahme an der Hochzeit, ein "einmaliges Lebensereignis entwertet" und "mit Füßen getreten".
Hier wird der Bräutigam festgenommen:
Die Festnahme dürfe so nicht erfolgen, meint der Anwalt und führt einen Entscheid des Verwaltungsgerichtshofes aus dem Jahr 2018 an. "Diese Praxis war vor 20 Jahren gang und gäbe, wurde dann aber von Höchstgerichten für unrechtmäßig erklärt und wird seither nicht mehr durchgeführt", sagt Klammer. Hätte sein Mandant seiner Lebensgefährtin das Jawort gegeben, hätte er sofort einen Aufenthaltstitel bekommen. Doch es kam anders.
Schock nach Festnahme, Spital!
Die Braut erlitt den Schock ihres Lebens und musste kurzzeitig sogar in einer Klinik behandelt werden. Sie fühlt auch ihre Rechte durch die Verhaftung am Hochzeitstag verletzt. "Ich habe ein Recht, zu heiraten", hört man sie im Video rufen. Die Welt solle jetzt von dieser Ungerechtigkeit erfahren, fordert sie. In "Heute" gibt sie nun Einblicke in die Amtshandlung am Standesamt – die vor versammelten Hochzeitsgästen und der Familie der Frau vonstattenging.
"Die Hochzeit hatte schon begonnen und war seit fünf Minuten im Gange. Alles passierte während unseres eingespielten Hochzeitsliedes, das wir uns gewünscht hatten." Die Fremdenpolizei crashte ausgerechnet beim Song "Perfect" von Ed Sheeran den feierlichen Moment der Eheschließung. "Ein Beamter hat sogar dabei gelacht", weint die alleingelassene Braut im "Heute"-Gespräch bitterlich.
„Er ist so ein lieber, feinfühliger Mann. Das alles ist furchtbar“
Ihrem Verlobten Hamza geht es aktuell sehr schlecht. Zehn Tage vor der länger geplanten Hochzeit hatte der seit 2022 in Österreich lebende Kurde seinen negativen Asylbescheid erhalten. Der türkische Staatsbürger befindet sich aktuell in Schubhaft am Hernalser Gürtel in Wien. "Er ist so ein lieber, feinfühliger Mann. Das alles ist furchtbar", so die 40-Jährige unter Tränen.
Das Paar hat sich an der gemeinsamen Arbeitsstätte, einem Bistro des Onkels vom Bräutigam, vor 1,5 Jahren kennengelernt und verliebt. Der Anwalt ist sich sicher, dass trotz des negativen Asyl-Bescheids durch die Ehe ein unionsrechtliches Aufenthaltsrecht entstanden wäre. Das habe die Fremdenpolizei wohl unbedingt verhindern wollen. Der Jurist kämpft nun für das Paar. Eine Antwort der Behörde steht noch aus. Mit einem Abschiebeversuch in den nächsten Tagen muss jedoch gerechnet werden.