Tragisches Schicksal
Nach Fehlgeburt Haus verloren – Mama hofft auf Wichtel
Am Weihnachtsabend verlor Gabriele S. ihr ungeborenes Kind und wenig später auch das Zuhause. Mit ihrem zweiten Sohn lebt sie im Obdach Favorita.
Das Zimmer von Familie S. im Obdach Favorita ist liebevoll geschmückt. An der Tür hängen ein aufgeklebter Weihnachtsbaum, aufgemalte Schneeflocken und kleine Packerl zieren den Eingang. Drinnen fährt eine Weihnachtslokomotive um ein selbst gebasteltes Santa-Claus-Haus und einen selbst gestrickten Weihnachtsmann. An den Wänden hängen Collagen und Weihnachtsschmuck aus Bügelperlen.
Kind starb am Weihnachtsabend
Das Zimmer soll bis zum Fest noch schöner werden. Mama Gabriele S. und ihr eineinhalbjähriger Sohn sind am Dekorieren. Die beiden haben eine schwere Zeit hinter sich – umso wichtiger ist es für sie, jetzt nach vorne zu blicken. An das Weihnachtsfest 2021 denkt die junge Mutter nur ungern zurück. Am Heiligen Abend traf sie ein schrecklicher Schicksalsschlag: Sie verlor ihr noch ungeborenes Kind.
Damit begann eine schwere Zeit für die 28-Jährige und ihren Mann. Die psychische Belastung und die gesundheitlichen Probleme hatten schließlich auch finanzielle Schwierigkeiten zur Folge. Diese waren so massiv, dass die Familie aus ihrem angemieteten Haus ziehen musste. "Es kam alles zusammen. Zuvor hätte ich mir nie vorstellen können, jemals keine Bleibe zu haben. So etwas passiert meiner Familie nicht – habe ich gedacht", so Gabriele.
"Werden dieses Weihnachten auf den Friedhof gehen"
Und doch kam es so – Gemeinsam mit ihrem Sohn zog das Paar in die Obdach Favorita, eine Einrichtung des Fonds Soziales Wien. Gabriele S. kann es immer noch nicht fassen: "Ich habe eine Ausbildung und Arbeitserfahrung. Ich bin aktiv und aufgeschlossen. Und doch bin ich hier. Und mehr als dankbar für die Hilfe, die ich hier bekommen habe."
Eines hat sie sich fest vorgenommen: "Dieses Weihnachten soll wunderschön werden. Für meinen ersten Sohn. Letztes Jahr gab es nichts – kein Fest und keine Geschenke", so die Mutter. Dieses Jahr soll alles anders sein. Die Familie bereitet sich darauf vor: "Dekoriert haben wir ja schon. Mein Mann wird zu Weihnachten nicht arbeiten. Auch wenn er als Cateringleiter sehr eingespannt in dieser Zeit ist, hat er alles so organisiert, dass er bei uns sein kann. Wir werden auf den Friedhof gehen und unser Kind besuchen und dann werden wir versuchen, so schön wie möglich zu feiern: mit Baum, Festessen und Geschenken."
Weihnachtswunsch: Ein Mini-Staubsauger
Geschenke sind aktuell ein wichtiges Thema im Chancenhaus Obdach Favorita. Das Team sammelt die Wünsche der Kinder in der Einrichtung und stellt sie auf die Seite der Wichtel Challenge, wo nun auf engagierte Freiwillige gewartet wird. Auch Gabrieles Sohn hat einen Wunsch an die Wichtel: "Wir basteln wahnsinnig gerne und anschließend herrscht Chaos. Ich bin stolz auf ihn, weil er nicht nur fleißig mitbastelt, sondern auch beim Aufräumen hilft", erzählt die Mutter. "Er versucht sich immer meinen Besen zu schnappen, aber der ist zu groß und das frustriert ihn sehr. Deswegen wünscht er sich einen kleinen Kinderputzwagen mit einem Mini-Staubsauger und einem kleinen Mopp."
So können Sie helfen!
Diesen Wunsch haben Mutter und Kind zu Papier gebracht, verziert und als Wunschzettel dem Team des Chancenhauses Obdach Favorita überreicht. Dieser und die Weihnachtswünsche von über 400 Kindern, die derzeit in den Familieneinrichtungen von Fonds Soziales Wien Obdach (FSW Obdach) leben, sind auf der Website gelistet. Wer Wichtel werden will, kann sich zuerst eine Einrichtung des FSW aussuchen, für die man spenden möchte. Dann wird das Geschenk besorgt, verpackt und dem entsprechenden Kürzel beschriftet. Es kann dann per Post an die Einrichtung geschickt oder vor Ort abgegeben werden.
"Wollen 2025 in eigener Wohnung feiern"
Gabriele S. hat nur einen Wunsch: Weihnachten 2024 in einer eigenen Wohnung feiern zu können. "Wir arbeiten daran. Mein Mann ist berufstätig und mein Sohn gewöhnt sich gerade an den Kindergarten. In meinem alten Job müsste ich dreimal die Woche bis nach 20 Uhr arbeiten", erzählt die ehemalige Einzelhandelskauffrau. "Das ist sehr schwer mit Kind und ohne Unterstützung. Aber ich bin niemand, der dasitzt und sich beschwert. Ich tue lieber was dagegen."
Allen Familien, die in einer ähnlichen Situation sind, rät sie: "Holt euch Hilfe! Und gebt niemals auf! Auch in der schwierigsten Zeit gibt es Schönes. Selbst wenn man kein ganz eigenes Zuhause hat – man kann seinen Kindern das beste Fest bieten. Wenn es ihnen gut geht und sie glücklich sind, dann kann man alles stemmen!"