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Ist das IS-Kalifat nun endgültig besiegt?

Der Islamische Staat in Syrien ist am Ende. Die sechs wichtigsten Fragen und Antworten zur Zukunft des gespaltenen Landes.

Heute Redaktion
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Mit der Eroberung der letzten Bastion des Islamischen Staates (IS) geht der Syrien-Konflikt in eine neue Phase. Der Sieg über die Dschihadisten-Miliz macht den Weg frei für den angekündigten Abzug der US-Truppen aus Syrien.

Ohne die Präsenz der USA droht den syrischen Kurden, die die Hauptlast im Kampf gegen die Dschihadisten getragen haben, jedoch eine Offensive der Türkei. Am Ende könnte ihnen daher keine andere Wahl bleiben, als bei Machthaber Baschar al-Assad Schutz zu suchen.

Ist die IS-Miliz endgültig besiegt?

Die Besonderheit der IS-Miliz bestand immer in ihrem Anspruch, ein eigener Staat zu sein. Mit dem Verlust ihres letzten Dorfs ist dies nun Geschichte. Allerdings werden noch einige tausend IS-Kämpfer in der syrischen Wüste vermutet, auch gibt es zahlreiche Zellen in Syrien und im Irak, die immer wieder Anschläge verüben. Experten warnen, dass ein verfrühter US-Abzug der IS-Miliz erlauben könnte, sich erneut zu sammeln.

Werden die USA nun ihre Truppen abziehen?

US-Präsident Donald Trump hat im Dezember angekündigt, alle 2.000 Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Er hat immer betont, dass der Kampf gegen die Dschihadisten für ihn der einzige Grund für die US-Präsenz in dem Land sei. Später kündigte Washington zwar an, doch einige hundert Soldaten in Syrien zu belassen. Nach dem Ende des "Kalifats" dürfte Trump aber die meisten US-Truppen abziehen wollen.

Mit Baghus ist die letzte Bastion der Terrormiliz gefallen. (Video: Tamedia/AFP)

Was bedeutet der Abzug für die Kurden?

Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) haben mit verbündeten arabischen Milizen in den vergangenen Jahren die Hauptlast im Kampf gegen die IS-Miliz getragen und hohe Verluste erlitten. Von den USA wurden sie unter dem Namen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit Waffen, Spezialkräften und Luftangriffen unterstützt. Ein US-Abzug würde die Position der syrischen Kurden erheblich schwächen.

Droht nun eine Offensive der Türkei?

Der Türkei war die US-Unterstützung für die YPG schon immer ein Dorn im Auge. Denn die Kurdenmiliz ist eng verbunden mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpft. Nachdem die Türkei schon wiederholt gegen die YPG in Nordsyrien vorgegangen war, drohte Präsident Recep Tayyip Erdogan im Dezember mit einer neuen Offensive. Nach dem US-Abzug könnte er Ernst machen.

So sah es im Inneren der letzten IS-Bastion aus:

Ist eine Einigung mit Assad denkbar?

Um einer türkischen Offensive zu entgehen, könnte den Kurden am Ende nichts anderes übrig bleiben, als Schutz bei Assad zu suchen. Vergangenes Jahr gab es bereits Verhandlungen mit der Regierung in Damaskus – doch weigerte sich Assad, den Kurden ihre de facto derzeit bestehende Autonomie in Nordsyrien offiziell zu gewähren. Er betont seit Jahren, dass er ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle bringen will. Eine autonome Kurdenregion ist für ihn daher inakzeptabel – eine türkische Besetzung auch.

Welche Rolle spielt Russland?

In dem Konflikt könnte Russland eine Vermittlerrolle zwischen der Türkei, den Kurden und Assad einnehmen. Obwohl Moskau und Ankara auf entgegengesetzten Seiten stehen, setzen sie sich seit Jahren für eine politische Lösung ein. Auch in früheren Fällen vermittelte Moskau im Syrien-Konflikt. Nun könnte Russland die Kurden drängen, die Autorität Assads wieder anzuerkennen, und die Türkei, auf eine Offensive zu verzichten.

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