Ein Stern für große Spender

Nach 200 Jahren – Älteste Synagoge vor Mega-Renovierung

Der Wiener Stadttempel als größte Synagoge Österreichs steht vor einer umfassenden Sanierung. Für das Millionenprojekt hofft man auf Spenden.

Wien Heute
Nach 200 Jahren – Älteste Synagoge vor Mega-Renovierung
Der Wiener Stadttempel ist das spirituelle Zentrum der jüdischen Gemeinde in Wien.
Denise Auer

Rund 12.000 Personen besuchten im vergangenen Jahr den Stadttempel, das spirituelle Zentrum der jüdischen Gemeinde in Wien. Die größte Synagoge Österreichs zieht Gemeindemitglieder, Touristen sowie Schulklassen gleichermaßen in seinen Bann. Doch nach 200 Jahren seit seiner Eröffnung ist der Stadttempel in die Jahre gekommen.

Ein Jahr lang soll er nun unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes restauriert werden. Kostenpunkt: 9,8 Millionen Euro. Zwei Drittel davon hofft man mit Mitteln der öffentlichen Hand zu finanzieren. Für den Rest benötigt man die Hilfe der Österreicherinnen und Österreicher.

Ein Stern für die Spender

"Die größte und geschichtsträchtigste Synagoge Österreichs ist in die Jahre gekommen. Sie ist ein Ort des Austauschs und der Begegnung. Ich lade die gesamte Bevölkerung ein, sich soweit möglich, an der Restaurierung und Sanierung des Stadttempels sowie des Gemeindezentrums zu beteiligen. Jede noch so kleine Spende hilft", sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG).

Der Wiener Stadttempel wird restauriert

1/9
Gehe zur Galerie
    Jaron Engelmayer, Oberrabbiner.
    Jaron Engelmayer, Oberrabbiner.
    Denise Auer

    Für diejenigen, die etwas tiefer in die Taschen greifen, hat sich die Israelitische Kultusgemeinde etwas Besonderes überlegt: Ab einer Spende von 2.500 Euro wird einer der 600 Sterne an der hellblauen Kuppel der Synagoge (inspiriert von Mozarts "Zauberflöte") dem Spender gewidmet.

    Früher versteckt; heute umso bedeutender

    Die 200 Jahre alte Synagoge blickt auf eine lange Geschichte zurück: Im Jahre 1822 wurde sie in der Seitenstettengasse 4 erbaut. Zu dieser Zeit durften zwar religiöse, nicht-christliche Stätten erbaut werden, aber versteckt. So wurde die Synagoge hinter einer Fassade errichtet. 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten schwer zerstört, aber im Gegensatz zu vielen anderen Synagogen nicht niedergebrannt. Der Grund: "Hier in Wien befanden sich Archive und Listen aller jüdischen Gemeindemitglieder. Die Nazis nutzten diese für ihre Zwecke und erstellten auf dessen Basis Deportationslisten", erzählt Victoria Borochov, Tourguide der Synagoge.

    Spiritualität, Kultur und Denkmalschutz vereint

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stadttempel instandgesetzt. Dabei wurde der Eingangsbereich, das Gemeindezentrum, ein koscheres Restaurant und der Wintertempel geschaffen. Die letzte Sanierung ist mehr als 36 Jahre her. Seither gehen täglich Schulklassen ein und aus. Touristen aus aller Welt besuchen die Synagoge und die jüdische Gemeinde kommt zu täglichen Gottesdiensten, zum Schabbat und zu Veranstaltungen zusammen. An den hohen Feiertagen befinden sich bis zu 800 Betende in der Synagoge.

    "Immer mehr Menschen besuchen dieses Juwel. Es geht um die Anpassung des Standes an die veränderte Nutzung. Klimatische Bedingungen haben sich geändert; in den oberen Geschoßen sind die Temperaturen oft unerträglich. Das Vorhaben betrifft zudem die Instandsetzung und Restaurierung des historischen Bestandes. All diesen Anforderungen zu entsprechen ist keine kleine Aufgabe, aber eine, auf die wir uns freuen", erklären Natalie Neubauer-Muzicant und Eric-Emanuel Tschaikner vom zuständigen Architektenbüro "Kenh".

    Akustik, Klima, Brandschutz – alles neu

    Unter anderem werden denkmalgeschützte Fenster und Treppen restauriert, Sanitäranlagen, Heizung, Klima und Fußböden erneuert, Gebetsbänke ausgetauscht, Akustik verbessert, das Brandschutzkonzept überarbeitet, die Fassade renoviert und Sicherheitsvorkehrungen angepasst.

    Passieren soll das alles im Zeitraum von Oktober 2025 bis September 2026. Während der Stadttempel restauriert wird, werden Gebete im Gemeindezentrum abgehalten. Ab 2026 soll dann auch das Gemeindezentrum saniert werden. Auch die übrigen Einrichtungen der IKG, wie Synagogen, Schulen, Jugendeinrichtungen und Berufsbildungszentrum werden im Zeitraum der Sanierung verstärkt genutzt werden.

    Die Bilder des Tages

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Die älteste Synagoge Österreichs, der Stadttempel in Wien, wird nach 200 Jahren umfassend restauriert, wobei die Kosten von 9,8 Millionen Euro zu zwei Dritteln durch öffentliche Mittel gedeckt werden sollen
      • Die Israelitische Kultusgemeinde ruft die Bevölkerung zu Spenden auf, wobei großzügige Spender ab 2.500 Euro einen Stern an der Kuppel der Synagoge gewidmet bekommen
      • Die Restaurierung umfasst unter anderem die Erneuerung von Fenstern, Treppen, Sanitäranlagen und die Verbesserung der Akustik und des Brandschutzes
      red
      Akt.