Lauter Hilferuf
Mutter muss Sohn pflegen, hat für gar nichts mehr Zeit
Hoffnungslose Lage für eine Mutter: Rund um die Uhr muss sie ihren schwer beeinträchtigen Sohn (24) allein pflegen. Sie ist wütend auf die Politik.
Die arme Frau hat nicht einmal Zeit für ihre Grundbedürfnisse wie aufs Klo zu gehen oder zu duschen. Michaela Schäffer (57) ist mit den Nerven am Ende. Seit über 24 Jahren pflegt die Linzerin ihren Sohn Sven ganz allein.
Mühevoller Alltag
Der 24-Jährige leidet unter anderem an schwerer Epilepsie. Besonders schlimm: Der junge Mann ist geistig und körperlich beeinträchtigt, muss gewickelt werden. Zusätzlich ist er blind. Michaela ist schon lange nicht mehr in der Lage zu arbeiten, da sie sich ständig um ihren Sohn kümmern muss. Einst war sie für eine Versicherung tätig.
Der Alltag ist mühsam und herausfordernd: "Ich kann nicht einmal einkaufen oder den Zahnarzt aufsuchen", so die 57-Jährige im Gespräch mit "Heute".
Von Geburt an leidet ihr Sohn an einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus, schläft bis 13 Uhr. "Beim Einschlafen kommen oft Anfälle, dann muss ich die Rettung rufen", sagt seine besorgte Mutter.
"Meine Hoffnung besteht darin, dass ich es noch erlebe, bei der häuslichen Betreuung und Pflege eine menschenwürdige Unterstützung zu erhalten", erklärt die verzweifelte Frau. Der Linzerin stößt sauer auf: "Hier sieht man, wie eine alleinerziehende Mutter mit ihrem schwerst beeinträchtigten Sohn komplett durch das soziale Netz fällt."
„Hier sieht man, wie eine alleinerziehende Mutter mit ihrem schwerst beeinträchtigten Sohn komplett durch das soziale Netz fällt.“
Sie bekomme keine Sozialhilfe, sondern nur einmal monatlich Pflegegeld. "Und selbst das musste ich mir vor Gericht erstreiten."
Kritik an Politik
Nicht nur in zahlreichen Facebook-Posts macht sie seit Jahren ihrem Ärger Luft. In Dutzenden Briefen hat sie sich schon an das Land, das Magistrat Linz und die ÖGK gewandt. Darüber hinaus hat sie sogar mit dem Gesundheitsministerium telefoniert und war mit einem Volksanwalt in Kontakt.
„Es kann doch nicht sein, dass ich alles allein stemmen muss.“
"In Wien hätte mein Sohn Sozialhilfe bekommen", bemängelt Michaela. In OÖ hingegen bekäme er nicht einmal eine Pflegeassistenz. "Es kann doch nicht sein, dass ich alles allein stemmen muss."
Auch finanziell ist die Situation für die Betroffene eine große Hürde: "In Summe brauche ich 4.000 Euro im Monat, um Sven zu pflegen. Allein für seine Medikamente benötige ich in diesem Zeitraum bis zu 400 Euro. Wo soll ich denn das Geld hernehmen?"
Unterstützung zugesagt
Wie "Heute" auf Nachfrage beim Sozialressort des Landes erfuhr, sei der Frau "mehrfach" Unterstützung angeboten worden. Ihrem Sohn sei eine vollbetreute Einrichtung bzw. die Möglichkeit, in einer geschützten Werkstätte zu arbeiten, zugesichert worden. Damit würde auch die Mutter entlastet. Zudem sei es für den Sohn wichtig, auch Bezugspersonen außerhalb der Familie zu haben.
Eine außerhäusliche Betreuung kommt für die Mutter allerdings nicht infrage, wie sie betont. "Genau wie jeder andere hat auch mein Sohn ein Recht, selbstbestimmt in einem Familienverband zu leben", so die Alleinerzieherin.