Öffi-Chaos nach Hochwasser
"Musste in Wien schlafen" – Pendler kam nicht mehr heim
Der Bahnhof Tullnerfeld ist ein wichtiger Knotenpunkt für Pendler. Dass dieser nun für mehrere Monate nicht benutzbar ist, sorgt für massive Probleme.
Die verheerenden Hochwasser vor wenigen Tagen zeigen noch immer Nachwirkungen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die ÖBB ihren Fahrplan umstrukturieren müssen. Grund dafür seien notwendige Reparaturarbeiten. Der entstandene Schaden beläuft sich derzeit auf einen "mittleren dreistelligen Millionenbetrag".
Außerdem können derzeit lediglich 150 anstatt der üblichen 550 Personen- und Güterzüge über die Weststrecke fahren. Die "alte" Route ist derzeit nur eingleisig befahrbar. Der Güterverkehr muss deshalb über den Semmering und Pyhrn umgeleitet werden.
Ärger für Pendler: Weiter Probleme auf der Westbahnstrecke
6.000 Menschen müssen umdenken
Für zahlreiche Pendler ergeben sich durch die neue Situation zahlreiche Probleme. Teile der "Neuen Weststrecke" müssen monatelang gesperrt bleiben. Die Flut-Katastrophe hat vor allem im Raum Niederösterreich verheerende Schäden an der Infrastruktur des Zugunternehmens angerichtet. Die Experten gehen nach einer ersten Begutachtung davon aus, dass die komplette elektrische Einrichtung, das Notfallsystem und die Entlüftungsanlage erneuert werden müssen.
Am Bahnhof Tullnerfeld, dem einzigen Bahnhof entlang der neuen Weststrecke, sind vor dem Hochwasser täglich mehr als 6.000 Menschen ein- und ausgestiegen. Der Großteil davon waren Pendler – entweder mit Ziel St. Pölten oder Wien. Nun ist der Bahnhof wohl für Monate gesperrt. Das Ö1-Morgenjournal berichtet am Donnerstag von einer Odyssee – nichts anderes ist der Arbeitsweg jetzt für einige Betroffene.
Pendler kam nicht mehr nach Hause
So berichtet das ORF-Radio etwa vom Techniker Rudolf sei in den vergangenen Tagen zweimal auf einem Bahnhof gestrandet, der angekündigte Ersatzbus Richtung Bahnhof Tullnerfeld sei aber nicht gekommen. "Ich war in Stockerau, mir wurde angezeigt, dass die Busverbindung zu mir nach Hause fährt. Ich musste dann wieder zurück nach Wien fahren und in Wien schlafen, weil ich sonst keine andere Möglichkeit gehabt hatte", schildert er. Der Mann wohnt in Pixendorf (Bezirk Tulln). Dort sei er hingezogen, weil er mit dem Fahrrad nur wenige Minuten zum Bahnhof Tullnerfeld benötige und dort eine "sehr gute" Anbindung nach Wien gegeben sei.
Nun müssen Betroffene umdenken. Viele gründen Fahrgemeinschaften oder steigen auf den privaten Pkw zurück. Andere fahren nach Tulln, um von dort zum Franz-Josefs-Bahnhof in Wien zu gelangen. Der Arbeitsweg ist nun für viele doppelt so lange – es sei keine Seltenheit, dass dieser nun eineinhalb oder zwei Stunden dauere, heißt es in der Reportage. Besonders ärgerlich: Die in diversen Mobilitätsapps angekündigten Ersatzbusse seien tagelang einfach nicht gefahren. "Beschämend" findet das Rudolf.
Hunderte Schüler kamen nicht in die Schule
Auch Lehrerin Petra ist eine Betroffene. In Richtung St. Pölten sei auch Tage, nach dem die Straßensperre aufgehoben werden konnte, kein Bus gefahren. Die Folge: "Entlang der Busstrecke sind Hunderte Kinder gestanden, die auf den Bus gewartet haben, aber es ist eben kein Bus gefahren. Die Kinder sind einfach wieder nach Hause gegangen – es gab keine Busverbindung, obwohl die Bundesstraße B1 befahrbar war", schildert die Pädagogin.
Betroffen ist auch ihr Sohn. Sein Schultag dauere oft über elf Stunden. Um 6.20 Uhr verlasse er das Haus, um in die Schule zu kommen und dreimal die Woche komme er erst gegen 17.30 Uhr nachhause. Für Sport oder notwendige Therapien blieben aktuell keine Zeit, so die besorgte Mutter. Viele Betroffene hoffen auf einen Schienenersatzverkehr, sonst sei man "aufgeschmissen".
Auf den Punkt gebracht
- Das Hochwasser hat den Bahnhof Tullnerfeld schwer beschädigt, was zu massiven Problemen für Pendler führt, da die ÖBB ihren Fahrplan umstrukturieren muss und nur ein Bruchteil der Züge fahren kann
- Pendler wie der Techniker Rudolf und die Lehrerin Petra berichten von erheblichen Verzögerungen und fehlenden Ersatzbussen, was zu langen Arbeitswegen und erheblichen Unannehmlichkeiten führt