Paul Mescal wird ausgetauscht
Muss der neue Bond schon wieder ersetzt werden?
Der irische Schauspieler Paul Mescal gilt bei den Buchmachern als aussichtsreicher Bond-Kandidat. In seinem neuen Film "Foe" ist er aber austauschbar.
Steiler nach oben geht es in Hollywood gerade für kaum einen Schauspieler: Für seine Rolle in der Miniserie "Normal People" gewann Paul Mescal schon einen BAFTA-Award und für "Aftersun" gab es im letzten Jahr auch noch eine Oscar-Nominierung. Heuer wird der 27-jährige auch noch als Lucius die Hauptrolle im zweiten Teil von "Gladiator" spielen und weil er so viel jünger ist als seine Mitbewerber Henry Cavill (40), James Norton (37) und Aaron Taylor-Johnson (33) gilt Mescal auch gerade als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Daniel Craig als neuer Darsteller von James Bond. Ab jetzt spielt Mescal auch die Hauptrolle der Farmers Junior im SciFi-Drama "Foe" auf Amazon. Aber vielleicht nur eher kurz…
In "Foe" spielen Saoirse Ronan ("Ladybird") und Paul Mescal das Ehepaar Henrietta und Junior, das in der amerikanischen Einöde im Jahr 2065 eine Farm betreibt. Oder zumindest war das der Plan, als Junior die Farm von seiner Familie geerbt hat. Doch der Klimawandel ist im Jahr 2065 schon so weit fortgeschritten, dass die einstige Prärie längst zu einer toten Wüste geworden ist. Und in der Ehe von Henrietta und Junior sprudelt auch schon lange nichts mehr. Trostloser könnte das Szenerio im Film von Garth Davis kaum sein, da meldet sich der Regierungsvertreter Terrence bei Junior und macht ihm ein bombastisches Angebot: Junior hat als ehemaliger Boden-Experte die Möglichkeit, im Landwirtschafts-Sektor einer gigantischen Raumstation zu arbeiten, die um die Erde kreist.
Ist ein fühlender Roboter mit allen Erinnerungen ein passender Ersatz für einen echten Ehepartner?
Das Angebot entpuppt sich natürlich als zu gut, um wahr zu sein, denn es gilt nur für Junior, Henrietta müsste zurückbleiben, bekommt aber einen Ersatz angeboten: Ein biologisches Junior-Dublikat, das noch dazu mit Juniors Erinnerungen versehen wird, würde ihr auf der Erde Gesellschaft leisten. Der Gedanke, dass er ins All geschossen werden soll, um den Menschen von der sterbenden Erde ein neues Zuhause zu schaffen, während seine Frau mit einem Junior-Roboter zurückbleibt, behagt Junior natürlich gar nicht. Aber Henrietta sieht in dieser Trennung, die ja eigentlich doch keine Trennung ist auch Vorteile. Und so beginnen Junior und Henrietta wieder über eine Beziehung zu reden, die vielleicht schon längst keine mehr ist.
Regisseur Davis ("Lion") hat sich für "Foe" überraschend vieler Elemente von Filmen wie "Blade Runner" oder "AI: Artificial Intelligence" bedient und lässt seine Geschichte in der trostlosesten Wüste seit "Dune" spielen, die übrigens nicht in den USA, sondern in Zentral-Australien gedreht wurde. Trotz gigantischer und opulenter Umgebungen, die auf der Erde und im All spielen, finden die allerwichtigsten Momente des Films immer nur dann statt, wenn Junior und Henrietta nahe beisammen sind. Das macht "Foe" trotz aller SciFi-Elemente in allererster Linie zu einem Kammerspiel. Wenn man als Zuschauer genau das erwartet und weniger ein Weltall-Action-Spektakel, dann ist "Foe" ein wunderbarer Couch-Film mit zwei hinreissend verlorenen Hauptdarstellern. Seine Chancen, tatsächlich der neue Bond zu werden, dürften für Paul Mescal nach "Foe" jetzt sicher noch steigen!