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Morgenstern: "Ich rate Hinteregger zu Dancing Stars"

Neues Leben nach dem Rücktritt! Ex-ÖFB-Star Martin Hinteregger hebt mit Thomas Morgenstern im Job ab. "An der Pünktlichkeit müssen wir arbeiten."  

Martin Huber
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Morgenstern über Hintereregger: "Ich merkte, er ist der Ober-Hero."
Morgenstern über Hintereregger: "Ich merkte, er ist der Ober-Hero."
Manuel Lajtay

"Ich ziehe den Hut vor ihm, dass er den Hut draufhaute. Ich kenne Martins Situation. Er hat das aus dem Bauch heraus entschieden. So wie der 'Hinti' eben ist: Ein richtig grader Michl, der dir alles mitten ins Gesicht sagt."

Ex-Skispringer Thomas Morgenstern war eingeweiht in den Blitz-Rücktritt von ÖFB-Verteidiger Martin Hinteregger. Die Kärntner sind seit Juli 2021 Geschäftspartner, betreiben eine Helikopter-Firma. Beim "Hinti"-Cup in Sirnitz flog Morgenstern zuletzt in Hintereggers "Airbus H 125" Rundflüge für eingefleischte Fans um 100 Euro. Die Schlange war zwischendurch lang.

Nach dem Europa-League-Triumph von Eintracht Frankfurt Mitte Mai war plötzlich die Frankfurter Skyline und nicht die Kärntner Berge im Sightseeing-Angebot von "Thomas Morgenstern Helicopter" kurz "TMH". "Wir sind kurz nach seiner Rückkehr aus Sevilla ein Wochenende lang mit Anhängern über die Frankfurter Skyline geflogen. Ich als Pilot, der Martin als Co-Pilot", erzählt Morgenstern "Heute".

"Ich merkte, der Martin ist der Ober-Hero in Frankfurt" 

Wer die Feier-Videos aus diesen Tagen kennt, weiß spätestens jetzt, dass Hinteregger und sein Magen belastbar sind. "Ich merkte, der Martin ist der Ober-Hero in Frankfurt. Hie und da ein Blödsinn, aber greifbar und fannah – die Leute liebten ihn", erinnert sich Morgenstern an den Ausnahmezustand in der Main-Metropole. "Als Einzelsportler kannst du das nicht erleben, was in dieser Stadt abging."

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Genug vom Druck und Klub-Blabla

Morgenstern gewann als Skispringer elf Goldmedaillen. Er ist achtfacher Weltmeister und dreifacher Olympiasieger. In direkter Rivalität mit Senkrechtstarter Gregor Schlierenzauer, der immer perfekt sein wollte, flogen dem nahbareren "Morgi" ähnlich wie Hinteregger die Sympathien im Land zu. Auch er hörte früh auf – mit 27 Jahren. "Nach zwei Stürzen wollte mein Kopf nicht mehr“, sagt er. "Skispringen tut man nicht im Labor. Da geht Wind, da schneit es. Und ich wollte nie hinterher springen. Ich war in der glücklichen Lage, keinem Erfolg nachlaufen zu müssen und wollte einfach ein gesunder Vater sein." 

Hinteregger hat mit 29 Jahren genug – vom Druck, vom Showgeschäft Fußball, vom PR-Blabla der Klubs. Er war ein guter Kicker, der aus der Zeit gefallen zu sein schien. Er kritisierte seine Trainer, er trank über den Durst. Ihn umgab die Aura eines grölenden Fans, darum liebte ihn die Kurve. Er hatte lange ein Klapphandy. Er betrat nie ein Trainingsgelände mit Louis-Vuitton-Tasche. Und er veröffentlichte noch als Aktiver seine Biographie, in der er von Schlafstörungen, Spielsucht, Partys und Sex vor dem Spiel erzählte. Am Ende stolperte Hinteregger über seine mittlerweile beendete Geschäftsbeziehung zu FPÖ-Politiker Heinrich Sickl, der als rechtsextrem gilt und den "Hinti"-Cup mitorganisierte. 

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    Martin Hinteregger macht Schluss! Wir blicken auf die Karriere des Verteidigers zurück.
    Martin Hinteregger macht Schluss! Wir blicken auf die Karriere des Verteidigers zurück.
    IMAGO
    "Sein Feuer brennt nicht mehr. Martin ist keiner, der es wegen des Gelds tut"

    Am Höhepunkt seiner Karriere, nur 36 Tage nach dem Europa-League-Triumph, hörte er auf. Oder wie Morgenstern sagt, er haute den Hut drauf. "Sein Feuer brennt nicht mehr. Es hat keinen Sinn, wenn es keinen Spaß macht, er sich jeden Tag überwinden muss. Der Martin ist keiner, der es wegen des Gelds tut", lässt Morgenstern tief blicken. "Ich glaube, die Entscheidung aufzuhören, hat er schon früher getroffen. Ich weiß nicht genau, wie das mit der Zukunft in Frankfurt war. Aber stell dir vor, er wechselt zu einem Klub, der nicht international spielt. Da wird es mit der Motivation schwierig. Ich habe ihm gesagt, es gibt nach dem Sport auch ein Leben – und das dauert länger.“

    Noch darf Hinteregger nicht fliegen

    Im Herbst will Hinteregger den Privatpilotenschein machen. Bereits seit Juli 2021 ist er Gesellschafter bei der Helikopterfirma von Morgenstern. "Hinti" brachte einen "Airbus Helicopter H 125" in die Firma ein. Fliegen darf er noch nicht. "Er kam mit der Idee zu mir, gemeinsam was zu machen", sagt Morgenstern, der den Kärntner Landsmann seit seiner Zeit als Salzburg-Profi kennt. Auch da sprach "Hinti" schon aus, was er dachte. Er verweigerte den Wechsel nach Leipzig, weil ihm das Geschäftsmodell missfiel. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass er bei seinem Arbeitgeber aneckte. Später beim FC Augsburg ärgerte ihn die ängstliche Spielweise des Trainers. In einem Interview meinte er trocken: "Ich kann nichts Positives über ihn sagen und will auch nichts Negatives sagen."

    Hinteregger und Morgenstern trafen sich zuletzt öfters. "Rein von der Luftlinie leben ja wir nicht weit auseinander", sagt Morgenstern. Wenn ein Hubschrauberpilot so redet, heißt es aber nicht, dass der eine zum anderen fliegt und dann dort im Garten landet. Morgenstern wohnt am Millstätter See, Hinteregger in Velden. Stürmen wird er im Herbst aber im 294-Einwohner-Dorf Sirnitz, wo er als kleiner Bub aufwuchs und die Liebe zum Fußball entstand. 

    "An Martins Pünktlichkeit müssen wir noch arbeiten"

    "Martin ist euphorisch, wenn ihm etwas taugt. Er hat ein Herz für die Fliegerei und will in die Luft. Auch wegen der Bergdoktor-Bilder, die man da oben oft zu sehen kriegt", sagt Morgenstern. "Sein Hubschrauber ist größer als meiner, er hat Platz für fünf Leute, ich für zwei. Wir wollen auch bei Katastrophen helfen", stellt er klar. "An Martins Pünktlichkeit müssen wir aber noch arbeiten", grinst er. 

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      Imago Images

      Morgenstern ist sicher, dass Comeback-Gedanken bei Hinteregger kommen werden. "Er wird im Stadion sitzen und unten mitspielen wollen. Er wird vor diesen Zuschauern spielen wollen. Als ich das erste Mal an der Schanze in Bischofshofen war, musste ich einfach weinen."

      Sirnitz und dann Ballroom?

      Hintereggers Vertrag in Frankfurt ist zwei Jahre vor dem eigentlichen Vertragsende nur ausgesetzt und nicht aufgelöst. So muss keine der beiden Parteien Geld zahlen. Weder Hinteregger als Entschädigung für seine nicht erbrachte Leistung und den verlorenen Transferwert von neun Millionen Euro – noch Eintracht das Gehalt oder eine mögliche Abfindung.

      Hinteregger pochte nicht darauf, was man ihm in Frankfurt hoch anrechnet. Für den Fall des Rücktritts vom Rücktritt kann die Eintracht bis 2024 eine Ablöse verlangen. Für seinen Heimatverein in Sirnitz darf der Hobby-Jäger Hinteregger aber jetzt schon auf Torjagd gehen.

      Zukunftstipps will Geschäftspartner und Freund Morgenstern keine geben. "Jeder ist anders", sagt er. Nur so viel: "Zu Dancing Stars rate ich ihm“, schmunzelt der Ex-Tänzer. "Ich stelle mir das gerade bildlich vor. Ich bin sicher, dass er das nie machen wird. Es würde ihm aber taugen. Im rosa Hemd und mit der Hose über dem Bauchnabel das zu tun, was du nicht kannst. Das macht Spaß. Auch ihm.“