Heute For Future-Award 2024

Molke: Gut für die Umwelt und Landwirtschaft

Käserei WOERLE setzt ein Kreislaufwirtschaftsmodell um, bei dem Milchnebenprodukte verwendet werden, um den pH-Wert von Rindergülle zu senken.

Irma Basagic
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Molke: Gut für die Umwelt und Landwirtschaft
Gülle-Projekt in Berndorf: Projektleitung Diana Reuter und wissenschaftlicher Berater Konrad Steiner
Fotocredit: Franz Neumayr

NAME DES PROJEKTS: Molkereireststoffe zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen aus Rindergülle
NAME DES UNTERNEHMENS: Gebrüder Woerle GesmbH
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Kreislaufwirtschaft
PROJEKTSTART: 2021
WIRKUNGSFELD: Die Region
INSTITUTIONALISIERT ALS: Unternehmen
REGION: Bundesland Salzburg

Heute For Future-Award im Gespräch mit Diana Reuter

Beschreibung des Projekts "Molkereireststoffe zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen aus Rindergülle"

Gülle ist ein hervorragender Dünger, das darin enthaltene Ammoniak ist jedoch für 40 % der Emissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Die österreichische Käserei WOERLE setzt ein Kreislaufwirtschaftsmodell um, bei dem Milchnebenprodukte wie Sauermolke, Spülmilch und Spülwasser verwendet werden, um den pH-Wert von Rindergülle zu senken.

Unser Studienprojekt untersuchte den Einfluss von Molkereireststoffen auf den pH-Wert in Rindergülle zu senken, sowohl im Labor als auch im Feldmaßstab. Dabei zeigte sich, dass Milchsäurebakterien aus Spülmilch und Sauermolke den pH-Wert der Gülle signifikant senken und dadurch den Verlust von Stickstoff in Form von Ammoniak in die Atmosphäre zu verringern und ihn im Boden verfügbar zu machen.

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    Molkereireststoffe zur Reduktion von Ammoniak Emissionen au Rindergülle
    Molkereireststoffe zur Reduktion von Ammoniak Emissionen au Rindergülle
    Foto: Emanuel Hasenauer/RegionalMedien Salzburg

    Die Laborversuche und Versuche in Güllegruben zeigten, dass je nach Dosierung, Anwendungszeitpunkt und -dauer die Ammoniakemissionen gesenkt werden können. In einem praxisnahen Ansatz untersuchten Schüler der HBLA Ursprung unter Anleitung von Konrad Steiner verschiedene Mischverhältnisse von Rindergülle mit Sauermolke oder Spülmilch, die später im größeren Maßstab angewandt wurden.

    Die FH Salzburg und die HBLFA Gumpenstein führten parallel Kontrollmessungen durch. Das Projekt illustriert eine effektive Kreislaufwirtschaft mit der gleichzeitigen Reduktion von Emissionen und Verbesserung der Düngewirkung, was eine Win-Win-Situation für Umwelt und Landwirtschaft darstellt. Sauermolke und Spülmilch/-wasser fallen als Nebenströme aus der Primärproduktion in der Molkereiindustrie an.

    Erstere entsteht bei der Herstellung von gewissen Käsesorten und ist, anders als die Süßmolke, de facto nicht zum Verzehr geeignet und geht daher zu einem Großteil in die Tierfütterung. Spülmilch und -wasser fällt vor allem bei der Reinigung von Milchlastwagen oder beim Spülen der Rohrleitungen in der Anlage nach Abschluss der Herstellung bestimmter Produkte (z. B. Joghurt, Frischkäse) an. Dabei wird kein Spülmittel oder Reinigungschemie verwendet. Es kann ggf. in der Biogasanlage verwertet werden oder gelangt als Molkereiabwasser in die Kläranlage.

    Ziel ist für uns jedoch die möglichst lange Erhaltung der stofflichen Natur der Biomasse unter maximaler Schonung von Ressourcen und höchster Effizienz – das Schließen von Kreisläufen steht im Fokus bis hin zur energetischen Verwertung als finalen Schritt.

    Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, dass Ihr Projekt anderswo nachgemacht werden könnte?

    Die Methode kann problemlos auf andere Betriebe in der Milchindustrie übertragen werden, da Molkereireststoffe in vielen Milchbetrieben anfallen. Besonders in Regionen mit intensiver Grünlandbewirtschaftung und biologischer Landwirtschaft bietet sich die Technik als emissionsarme Alternative zur herkömmlichen Gülleausbringung an.

    Da es sich um kostengünstige Reststoffe handelt, ist die Methode wirtschaftlich realisierbar und kann ohne großen technischen Aufwand angewendet werden.

    Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?

    Das Projekt nutzt Molkereireststoffe wie Sauermolke und Spülmilch zur natürlichen Senkung des pH-Werts von Rindergülle und bietet dabei mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Verfahren. Es ist kosteneffizient, da keine teuren Ausrüstungen oder Chemikalien nötig sind, und umweltfreundlich, da biologische Reststoffe verwendet und Ammoniakemissionen signifikant reduziert werden.

    Studien zeigen eine Emissionsreduktion von bis zu 80 %, was die Effizienz der Düngung steigert. Zudem ist die Methode besonders für alpine Regionen geeignet, wo andere Verfahren schwer umsetzbar sind. Sie bietet eine innovative, umweltschonende und leicht übertragbare Alternative für die Landwirtschaft. Im Vergleich zu herkömmlichen, teuren Verfahren bietet es eine kosteneffiziente, umweltfreundliche und leicht übertragbare Lösung.

    Es verbindet Kreislaufwirtschaft mit Klimaschutz, indem Reststoffe sinnvoll weiterverwendet und Ressourcen geschont werden. Besonders in alpinen und biologischen Betrieben zeigt sich die Methode als innovative, praktikable Alternative, die sowohl die Landwirtschaft als auch die Umwelt stärkt.

    Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte?

    Ja, auch im Ausland.

    ib
    Akt.