"No-Alcohol"-Bewegung

Mocktail statt Cocktail: Wienerin setzt auf 0 Promille

"The Sober Hedonists" wollen problematischen Umgang mit Alkohol thematisieren. Gründerin Bettina erzählt, warum es gut ist, nüchtern zu bleiben. 

Wien Heute
Mocktail statt Cocktail: Wienerin setzt auf 0 Promille
Bettina Wittmann (35) Gründerin von "The Sober Hedonists" beim Studiotalk mit "Heute".
Helmut Graf

Bier, Wein und noch ein Schnapserl – die Österreicher trinken zuviel. Mehr Alkohol-pro‐Kopf‐Konsum schafften zuletzt nur Litauen, Tschechien und Lettland. Für viele ist Alkohol ein günstiges Entspannungsmittel. Und das macht das Trinken schnell auch problematisch. So wird in einer Studie des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2021 davon ausgegangen, dass immerhin zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung ein problematisches Verhältnis zu Alkohol haben. Hier setzt die Wiener Initiative "The Sober Hedonists" an.

"Trinken gehört zum guten Ton"

Bettina Wittmann (35) gründete die Initiative zusammen mit ihrer Freundin Sophie Haddad im Herbst 2023. Fünf bis zehn Wochenstunden investiert sie seither in ihre Initiative. Die Wienerin arbeitet als Selbstständige und wurde in ihrem Berufsalltag oft damit konfrontiert, "dass Trinken zum guten Ton gehört." Sie selbst hat im September des Vorjahres versucht, eine Alkoholpause zu machen. "Ich bin gescheitert an den fehlenden Optionen, die es am Markt gab. Ich habe gemerkt, hier gibt es einen Bedarf."

200 Krankheiten von Alkoholkonsum

Das Problem sei nicht der Alkohol, sondern der Umgang damit und die gesellschaftlichen Normen, so Bettina. "Die WHO führt 200 Krankheiten auf den Konsum von Alkohol zurück. Auch Schlafprobleme und Antriebslosigkeit sind Folgen des Konsums." Der Name "The sober Hedonists" geht auf zwei Themen zurück: Sober (engl. nüchtern) also "nicht trinken" und Hedonist (Leben genießen). "Der Name soll zeigen, dass wir gerne genießen, uns gern gönnen und etwas erleben wollen, dass wir super sozial sind und das Feiern lieben – aber eben ohne Alkohol. Wir fordern eine Alternative zum Kindergetränk."

Mocktails statt Cocktails

Beim Ausgehen will Bettina nicht mehr mit Cola abgespeist werden. Sie wünscht sich, dass die Gastronomie verstärkt alkoholfreie Weine und Mocktails (also alkoholfreie Cocktails) anbietet, die optisch und geschmacklich genauso attraktiv sind wie die Hochprozentigen.

In den USA hat Bettina beobachtet, dass es bereits Bars gibt, die komplett alkoholfrei sind. Auch in den Niederlanden hat sie in normalen Supermärkten lange Regalmeter mit alkoholfreien Weinen entdeckt. Alkoholfrei leben sei ein Thema für jedermann und kein Thema einer gesellschaftlichen Schicht. Online seien sehr viele junge Frauen, Milenials (geboren 1980-1995) und die Generation Z (1996-2012) zum Thema aktiv, so Bettina. Beim ersten Treffen der Initiative am 31. Jänner aber überwogen bei den 25 Gästen die Männer. "Wir haben die Gruppe bewusst klein gehalten, damit ein Diskurs entsteht", so Bettina, die früher den Whiskey liebte.

Nein sagen, ist noch immer schwer

Bettina hat bei "Dialog" einen Kurs absolviert zum Umgang mit Alkohol konsumierenden Personen. Sie kennt also die Schattenseiten des Alkohols. Darum wünscht sie sich, dass in Österreich ein Diskurs aufkommt, ein gesellschaftliches Nachdenken darüber, warum man in jedem guten Moment das Glas hebt und warum man Menschen, die nicht trinken wollen, mit indiskreten Fragen unter Druck setzt. "Bist du schwanger", "Was ist los mit dir?", "Ohne macht's doch keinen Spaß", "Willst du Spielverderber sein?", "Ein Glas macht doch nichts" - es gibt so viele Fragen, die Nein-Sager zu hören bekämen, so Bettina. Darum schult sie die Teilnehmer bei den Treffen in gutem Kontern. "Eigentlich reicht aber ein selbstbewusstes Nein. Wir müssen uns nicht rechtfertigen." Auf die Frage "warum trinkst du nicht?" wirke auch manchmal die Gegenfrage "warum trinkst du?" Wunder.

Großer Andrang bei Anti-Alk-Treffen

Das Feedback nach dem ersten Treffen war überwältigend. "Das Interesse war sehr schnell sehr groß" freut sich Bettina. Zum Treffen in der Bar "Zehnsiebzig" (Wien-Neubau) war bei 25 Personen Anmeldeschluss. "Die Teilnehmer wollten, kaum dass der Abend zu Ende war, schon gleich den nächsten Termin wissen. Einige wollten direkt mitarbeiten. Die Gespräche waren sehr intensiv. Es herrschte eine gute Stimmung."

1/60
Gehe zur Galerie
    <strong>17.12.2024: "Da ist was drinnen": Täter legen Sachen an Lugner-Grab.</strong> Simone Lugner ist geschockt, nachdem sie das Grab von ihrem Richard gesehen hatte. <a data-li-document-ref="120078789" href="https://www.heute.at/s/da-ist-was-drinnen-taeter-legen-sachen-an-lugner-grab-120078789">Dabei fiel ihr jedoch etwas ganz Komisches auf &gt;&gt;&gt;</a>
    17.12.2024: "Da ist was drinnen": Täter legen Sachen an Lugner-Grab. Simone Lugner ist geschockt, nachdem sie das Grab von ihrem Richard gesehen hatte. Dabei fiel ihr jedoch etwas ganz Komisches auf >>>
    Andreas Tischler / Vienna Press, Denise Auer
    red
    Akt.