Stammtisch in Deutschland
Mitten in Berlin: NEOS verlegen Wahlkampf ins Ausland
Die NEOS erweitern mitten im Wahlkampf ihre Taktik. Sie werben nun auch in Deutschland um Stimmen und luden in Berlin zu einem Stammtisch ein.
Mitten im Intensivwahlkampf für die Nationalratswahl am 29. September schlagen die NEOS eine gänzlich neue Taktik ein. Denn während alle anderen Parteien versuchen, die Stimmen der heimischen Wähler in Österreich zu gewinnen, verlagerten die NEOS ihren Wahlkampf nach Deutschland – um genauer zu sein nach Berlin.
Stammtisch in Berliner Lokal
Damit sind sie die erste Partei, die mit ihren Themen auch außerhalb Österreichs wirbt und das mit gutem Grund. Denn immerhin befinden sich in Deutschland rund 180.000 Österreicher, die auch wahlberechtigt sind. 13.000 davon leben in Berlin.
Deshalb entschied sich NEOS-Listendritter und Salzburger Spitzenkandidat Sepp Schellhorn, in der Berliner Bar "Freundschaft" einen traditionellen Stammtisch zu veranstalten – ganz nach österreichischer Manier. Dort sprach er mit den Berlinern und Österreichern, was sie politisch bewegt.
NEOS verlegen Wahlkampf nach Berlin
"Man kann Berliner und Österreicher zugleich sein – das ist das Schöne an unserem gemeinsamen Europa. Gerade als einzige wirkliche Pro-Europäische Partei ist es für die NEOS und mich wichtig, dass auch die im EU-Ausland lebenden Österreicher gehört werden. Wir wollen ihnen zeigen, dass ihre Stimme genauso viel Wert ist – sie bestimmten die Zukunft ihrer Heimat Österreich maßgeblich mit", erklärte Schellhorn.
"Will Reformideen mitnehmen"
Ein besonderes Anliegen sind Schellhorn dabei die Unternehmer. Denn sie würden vor allem im Ausland eine starke Vertretung der Politik brauchen. Besonders die Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandorts Österreich waren in den Gesprächen ein Thema, aber auch die Mitarbeiter standen im Fokus.
"Nicht jede und jeder dieser Menschen lebt in Berlin, weil die Stadt so schön ist. Viele haben sich auch aufgrund von wirtschaftlichen und privaten Möglichkeiten entschieden, zumindest eine Zeit lang in der deutschen Hauptstadt zu leben. Ich will die Gründe kennenlernen und Reformideen mitnehmen, um das Leben und Arbeiten in Österreich wieder attraktiver zu machen", betonte Schellhorn gegenüber "Heute".
Förderalismus und "Fladeralismus"
Die Auslandsösterreicher würden die Probleme mit dem Förderalismus oft zu gut kennen. "Gefördert wird in Österreich nicht das, was der Zukunft nutzt, sondern das, was den Parteien hilft. Das ist einer der Gründe, warum in Österreich nichts weitergeht. Der zweite Grund, warum die Menschen so angefressen sind, ist der 'Fladeralismus'. Da ist einerseits die Korruption – andererseits wird jeden Tag ganz offen gefladert: Von unserem Einkommen, von unseren Umsätzen!", polterte der pinke Abgeordnete.
"Bei meinen Stammtischen in Österreich höre ich jedes Mal: Die Mitarbeiter kosten ihren Arbeitgebern zu viel, und verdienen zu wenig. Wer mehr arbeitet, dem muss auch mehr im Börsel bleiben. Wir werden so lange daran arbeiten, dass die Lohnnebenkosten sinken, bis den Menschen 10 Prozent mehr Netto vom Brutto bleibt und die Betriebe mehr Luft haben", erklärte Schellhorn weiter.
"NEOS X"
Insgesamt gibt es im EU-Ausland rund 600.000 Menschen, die eine österreichische Staatsbürgerschaft haben. Auf all diese Menschen werde im Wahlkampf vergessen – die NEOS wollen das nun ändern. Bereits vor wenigen Jahren hat die Partei als erste in Österreich mit "NEOS X" eine Landesorganisation für Auslandsösterreicher geschaffen, damit auch sie eine Stimme haben.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Mitten im Intensivwahlkampf für die Nationalratswahl am 29.September verlagern die NEOS ihren Wahlkampf nach Berlin, um die rund 180.000 wahlberechtigten Österreicher in Deutschland anzusprechen
- Sepp Schellhorn, NEOS-Listendritter, betont die Bedeutung der im Ausland lebenden Österreicher und setzt sich besonders für Unternehmer ein, um Reformideen zu sammeln und das Leben und Arbeiten in Österreich attraktiver zu gestalten