"Schule schützt Täter"

Mitschüler (14) zwingt 12-Jährige zu Oralsex

Ein 14-Jähriger soll eine Zwölfjährige auf dem WC einer Luzerner Schule zu Oralsex gezwungen und sie dabei verbal erniedrigt haben.

Mitschüler (14) zwingt 12-Jährige zu Oralsex
Die Schülerin soll auf der Toilette zu Oralsex gezwungen worden sein.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

"Wir wissen, dass Aussage gegen Aussage steht. Aber wir kennen unsere Tochter doch. Wir glauben ihr, wenn sie sagt, dass ein 14-jähriger Mitschüler sie auf dem WC der Schule zu Oralsex gezwungen hat." Das sagt D.M.*, die Mutter der 12-jährigen S.* aus dem Kanton Luzern. Die Staatsanwaltschaft Luzern bestätigt den Eingang einer Anzeige: "Es laufen diverse Abklärungen und das Verfahren ist hängig." Für den 14-Jährigen gilt die Unschuldsvermutung.

Die Eltern schildern, was sich laut ihrer Tochter im Dezember 2023 abgespielt hat: "Sie ging aufs WC der Schule, der Junge folgte ihr. Als sie in eine der Kabinen ging, versperrte er die Tür. Sie versuchte, sich zu wehren, doch er zwang sie, ihn oral zu befriedigen." Was der 14-Jährige dabei genau gesagt hat, wollen die Eltern nicht wiedergeben. Sie sagen nur: "Es war brutal und gemein. Das hat unsere Tochter tief erschüttert."

"Das nächste Mal wollte er 'richtigen Sex'"

Nach der Tat habe der 14-Jährige ihrer Tochter eingebläut, nichts zu sagen und angekündigt, dass er das nächste Mal "richtigen Sex" wolle. "Er drohte, sonst die Handschellen mitzunehmen." Dann sei er gegangen. "Unsere Tochter blieb auf der Toilette zurück und putze sich ihre Tränen weg."

Drei Tage habe es gedauert, bis die Tochter sich getraut habe, den Vorfall zu Hause zu erwähnen. "Ich dachte, ich sei im falschen Film. Ich war so unendlich traurig, dass meiner Tochter das passiert war", sagt M. Am Montag ging sie zur Polizei und erstattete Anzeige.

Beschuldigter streitet alles ab

Seither laufen die Untersuchungen. Der 14-Jährige streitet laut M. alles ab. Die Eltern beschäftigt vor allem das Verhalten der Schule. Noch einmal sagen sie: "Wir wissen, dass man dem Jungen im Moment nichts beweisen kann. Aber deswegen kann man unserer Tochter doch nicht einfach kein Wort glauben und alles unter den Teppich kehren!"

Genau dieses Gefühl hätten sie nämlich: "Unsere Tochter hätte wieder mit dem Jungen in den Turnunterricht sollen. Auf einen Lösungsvorschlag ging die Schule nicht ein. Nie hat jemand von der Schule nachgefragt, wie es unserer Tochter geht. Sie ist der Schule egal." Auch die Lehrerschaft sei nie informiert worden, was zu den wildesten Gerüchten geführt habe. Den Eltern sei nichts anderes übrig geblieben, als ihre Tochter von der Schule zu nehmen. "Der Täter geht weiterhin dort zur Schule, als wäre nichts gewesen."

Auf den Jungen selber seien sie nicht einmal wütend. "Er tut uns leid, weil wir glauben, dass er große Probleme hat. Er bräuchte dringend Hilfe." Ihre Wut richte sich gegen den Umgang der Verantwortlichen mit ihrer Tochter.

Kanton: "Schule hat uns stets transparent informiert"

Anfragen bei der Schule beantwortet die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern: "Selbstverständlich hat uns die zuständige Rektorin sofort und stets transparent über die Vorkommnisse informiert. Das Vorgehen erfolgte in Absprache mit uns", sagt Katrin Birchler, stellvertretende Leiterin Zentrale Dienste.

Zum konkreten Fall könne sie sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und des laufenden Verfahrens nicht äußern. "Allgemein sind solche Verdachtssituationen immer höchst herausfordernd. Bei strafrechtlichen Anzeigen liegt der Lead bei der Polizei oder der Jugendstaatsanwaltschaft." Innerhalb der Schule gebe es genau Verhaltensanweisungen. "In solch schwierigen Situationen ist es wichtig, dass die Schulen umgehend reagieren und sich beraten lassen, damit sie sowohl für das mutmaßliche Opfer, als auch für die beschuldigte Person ein korrektes Vorgehen wählen und die Unschuldsvermutung beachten."

Laut der Eltern geht es S. mittlerweile besser. "Doch es ist klar, dass so eine Tat tiefe Wunden hinterlässt. Wir wollten ihr eine Therapie ermöglichen, doch alle Kinder- und Jugendpsychiatrien waren ausgelastet. Sie geht jetzt in eine andere Therapie und hat an der neuen Schule gute Spielkameraden gefunden. Trotzdem wird es noch lange dauern, bis die Wunden ganz verheilt sind."

*Namen der Redaktion bekannt

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