56 Förderanträge gestellt

Mit 11 Fake-Vereinen 320.000 € Corona-Hilfen ergaunert

Da helfen weder Maske noch Impfung: Vier Rumänen sollen aus der Coronakrise Kapital geschlagen haben. Nun standen sie in Wien vor Gericht.
Wien Heute
04.10.2024, 11:11

Elf Sport- und Kulturvereine sollen ein 56-Jähriger und seine Ex-Frau (55) am Papier gegründet, für diese während der Pandemie beim Austria Wirtschaftsservice (aws) um Corona-Hilfen angesucht haben. Unterstützt wurden die zwei in Österreich lebenden Rumänen von zwei Komplizen – einem Mann (37) und seiner 36-jährige Ehefrau.

"Talent- und Modelwettbewerb für unverheiratete Frauen"

Die beiden Hauptangeklagten leben in Scheidung, bewohnen aber weiterhin dieselbe Adresse. Für die elf von ihnen gegründeten Vereinen – die meisten drehten sich um das Thema Fußball, aber auch ein als "Talent- und Modelwettbewerb für unverheiratete Frauen" ausgewiesener Verein war dabei – suchten die Beiden vom Frühjahr 2020 bis zum Spätsommer 2022 um Corona-Förderungen an. Insgesamt 320.000 Euro wurden überwiesen, landeten aber auf den privaten Konten der Angeklagten, so die Staatsanwaltschaft. "Es gibt keine Anhaltspunkte, dass die Vereine eine Vereinstätigkeit ausgeübt haben", so die Anklage. Alle elf Vereine hatten die Adresse des mutmaßlichen Betrüger-Pärchens als Anschrift.

Unterstützt wurde das in Scheidung lebende Paar von einem weiteren Ehepaar. Es soll in den Vereinen auf dem Papier wichtige Funktionen wie Obmann, Präsident, Schriftführer oder Kassier ausgeübt haben.

"Habe nichts zu essen" – Angeklagte kam nicht

Nun hätten sich alle vier Angeklagten wegen schwerem gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Wiener Landesgericht Verantwortung müssen. Hätten, denn bei der Verhandlung am Donnerstag ging so einiges nicht wie geplant über die Bühne: Die angeklagte 55-Jährige zog es vor, nicht zum Prozess zu erscheinen. Die Richterin rief die Frau an und bekam als Begründung für deren Nicht-Erscheinen zu hören, dass die Rumänin "nichts zu essen" habe. Weiters habe ihr die Justiz "Geld gestohlen". Die Richterin beendete schließlich das Telefonat mangels einer "vernünftigen Gesprächsbasis", wie sie in einem Aktenvermerk festhielt, berichtet die APA.

Die Vorführung der Angeklagten durch die Polizei mit Befehls- und Zwangsgewalt scheiterte. Die entsandten Polizeibeamten trafen die 55-Jährige nicht an ihrer Wohnadresse an.

„Wir leben in einem freien Staat! Ich darf sprechen!“
Hauptangeklagter (56)stört die Verhandlung

Auch der immerhin anwesende Hauptangeklagte (56) zeigte sich wenig kooperativ: Immer wieder fiel der Mann der Richterin ins Wort. Beruhigungsversuche schlugen fehl. Als er sich lautstark ereiferte – "Wir leben in einem freien Staat! Ich darf sprechen!" – warf ihn die Richterin aus dem Gerichtssaal.

Die beiden Mitangeklagten äußerten sich nicht zu den Vorwürfen, der Hauptangeklagte beteuert seine Unschuld. Der Prozess wurde vertagt.

{title && {title} } red, {title && {title} } 04.10.2024, 11:11
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