"Er war ein Monster"

Missbrauchsskandal um Al-Fayed: Wusste Palast davon?

Im Zusammenhang mit einer BBC-Doku legten Anwälte Abgründe des ehemaligen Harrods-Chefs offen. Er soll Frauen wiederholt sexuell belästigt haben.

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Missbrauchsskandal um Al-Fayed: Wusste Palast davon?
Gegen den verstorbenen ägyptischen Unternehmer Mohamed Al-Fayed wurden schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben.
AFP

Rund ein Jahr nach dem Tod von Mohamed Al-Fayed hat der britische Sender BBC eine Reihe von Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Besitzer des Londoner Nobelkaufhauses Harrods öffentlich gemacht.

In der Doku mit dem Titel "Al-Fayed: Predator at Harrods" (in Deutsch etwa: "Al-Fayed: Das Raubtier bei Harrods") sagten fünf ehemalige Harrods-Angestellte aus, sie seien von dem Unternehmer vergewaltigt worden, fünf weitere berichteten von Vergewaltigungsversuchen, 13 weitere wurden nach eigenen Angaben von ihrem Chef sexuell belästigt.

Königsfamilie distanzierte sich

Eine in der Doku zitierte Frau beschreibt Al-Fayed als ein "Monster" und ein "sexuelles Raubtier mit keinem moralischen Kompass". Er habe die Mitarbeiter von Harrods wie seine "Spielzeuge" behandelt und "aktiv Angst kultiviert".

Am Sonntag teilte das Anwaltsteam mit, dass inzwischen weitere 150 Meldungen zum Fall Al-Fayed eingegangen seien. Dabei handele es sich um "Überlebende sowie Personen, die Beweise" gegen Al-Fayed hätten. Zudem sagten die Juristen, der Fall sei vergleichbar mit den Taten der Sexualstraftäter Jeffrey Epstein oder Harvey Weinstein.

Mohamed Al-Fayed war ein Bekannter von Prinzessin Diana. Die Ex-Frau vom damaligen Thronfolger Prinz Charles war mit seinem Sohn, Dodi Al-Fayed, liiert. Das Paar starb 1997 bei einem Autounfall in Paris. Der Milliardär war versessen darauf, Teil der royalen Gesellschaft zu sein und vom britischen Königshaus Anerkennung zu bekommen. Doch Al-Fayed hatte zwar viel Geld, aber keinen guten Ruf, weshalb sich die Königsfamilie stets von ihm distanzierte.

Prinzessin Diana mit ihren Söhnen William und Harry

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    21. Juni 1982. Das erste Foto von Diana mit ihrem Prinz William.
    21. Juni 1982. Das erste Foto von Diana mit ihrem Prinz William.
    PA / picturedesk.com

    Die aktuellen Vorwürfe gegen ihn kommen für den Palast also nicht überraschend. "Vielen hier ist klar gewesen, dass er Dreck am Stecken hat. Aber das Ausmaß und die Schwere hat viele im Palast doch verwundert", sagt ein königlicher Mitarbeiter gegenüber "Bild". Und weiter: "Viele am Hof und auch in der Königsfamilie haben Al-Fayed nie gemocht und ihm auch nie vertraut. Im Palast kursieren seit Jahren Gerüchte."

    Tatsächlich hatte die Polizei schon früher Kenntnis von Gewaltvorwürfen gegen den Unternehmer, der als Limonadenverkäufer begann. Diese Informationen seien von der Strafverfolgungsbehörde auch "aufmerksam" geprüft worden. Doch sei die Ermittlungsbehörde Crown Prosecution Service (CPS) damals zu dem Schluss gelangt, dass sie für die Aufnahme von Ermittlungen nicht reichen würden, sagte jetzt ein Sprecher.

    Eigentümer sind entsetzt

    Nach Informationen der BBC hatte eine damals 15-Jährige im Jahr 2008 Al-Fayed einen sexuellen Angriff in einem Versammlungsraum bei Harrods vorgeworfen – den dieser bestritt. 2013 beschuldigte eine Frau ihn der Vergewaltigung. In beiden Fällen entschied der CPS, den Anschuldigungen nicht nachzugehen.

    Leiter des CPS war von 2008 bis 2013 der heutige britische Premierminister Keir Starmer. Ein Sprecher des seit Juli amtierenden Regierungschefs erklärte, dass Starmer in seiner damaligen Funktion nicht mit den Vorwürfen gegen Al-Fayed befasst gewesen sei und diese ihm auch "nicht zur Kenntnis gebracht" worden seien.

    Die derzeitigen Eigentümer von Harrods erklärten, sie seien "zutiefst entsetzt" über die Anschuldigungen und dass die Opfer Al-Fayeds im Stich gelassen worden seien. Dafür entschuldige man sich aufrichtig. Das Unternehmen stellte mittlerweile ein Formular auf seine Website, das Betroffene ausfüllen können. Die US-Anwältin Gloria Allred ergriff ebenfalls das Wort: "Harrods wird oft als das schönste Geschäft der Welt bezeichnet", teilte sie mit. Doch hinter dem Glanz und Gloria von Harrods habe sich ein toxisches, unsicheres und übergriffiges Umfeld verborgen.

    Mit diesen Bildern verkünden die Royals die freudige Botschaft

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      Prinzessin Kate mit Prinz William, Prinz George (rechts), Prinzessin Charlotte (zweite rechts) und Prinz Louis (links).
      Prinzessin Kate mit Prinz William, Prinz George (rechts), Prinzessin Charlotte (zweite rechts) und Prinz Louis (links).
      Will Warr / PA / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Eine BBC-Dokumentation hat schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen ehemaligen Harrods-Besitzer Mohamed Al-Fayed aufgedeckt, der Frauen wiederholt sexuell belästigt und vergewaltigt haben soll
      • Die britische Königsfamilie, die sich stets von Al-Fayed distanziert hatte, zeigt sich wenig überrascht, während die aktuellen Eigentümer von Harrods tief erschüttert sind und sich bei den Opfern entschuldigen
      red
      Akt.