Oberösterreich
"Mir fehlen Kunden" – Kellner verlor Job wegen Corona
Corona war für viele Menschen ein herber Schicksalsschlag. Auch für Fabian: Dem Kellner wurde urplötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen.
Mir nichts, dir nichts seinen Job verlieren. Fabian weiß, was das bedeutet: Der Mann arbeitete als gelernter Koch und Kellner in einem Welser Gasthaus und liebte seinen Beruf.
Vor Corona-Ausbruch sei das Lokal immer gut besucht gewesen, erzählt er in der Linzer Obdachlosen-Zeitschrift "Kupfermuckn".
Plötzlich schlug das Schicksal zu
Und dann schlug über Nacht das Schicksal unbarmherzig zu: Während der Pandemie lieferte man zwar Essen an Firmen aus und konnte auf Bestellung auch sein Mittagessen abholen.
"Aber wir durften damals, als die Infektions-Zahlen auf dem Höchststand waren, nur einmal in der Woche und nur an den Wochenenden öffnen", so der Koch.
Im Vergleich zu den Einnahmen der Vorjahre sei das "gar nichts" gewesen. Dieser Umstand zog schließlich drastische Folgen nach sich: "Meine Chefs mussten dann von Monat zu Monat immer mehr Leute entlassen. Schlussendlich traf es dann auch mich", seufzt Fabian.
Seine Vorgesetzten konnten die Personalkosten nicht mehr stemmen. Die Konsequenzen waren mehr als drastisch: "Leider Gottes mussten sie das Restaurant dann ganz schließen."
Beliebter Familien-Betrieb
Zu diesem Zeitpunkt machte sich der Gastro-Mitarbeiter noch keine Sorgen, im Gegenteil: "Damals glaubte ich immer, dass ich einen bombensicheren Job hätte, da unser Restaurant immer gut lief."
Außerdem sei es ein beliebter Familien-Betrieb gewesen, der tagtäglich von zahlreichen Stammgästen aufgesucht wurde. Und das durchgehend über mehrere Jahrzehnte.
Finanziell konnte sich Fabian nie beklagen, denn vor der Pandemie kam er schon alleine vom wöchentlichen Trinkgeld seiner Gäste gut über die Runden. Darüber hinaus hatte er immer ausreichend Kapital auf seinem Sparkonto. Der Gastro-Mitarbeiter hatte sich also an einen gewissen Lebensstandard gewohnt.
„"Und plötzlich musste ich von einem Tag auf den nächsten mit dem Arbeitslosen-Geld auskommen." Fabian über seine triste Lage“
Doch dann traf es ihn besonders hart: "Und plötzlich musste ich von einem Tag auf den nächsten mit dem Arbeitslosen-Geld auskommen."
Der gelernte Koch war als Besitzer eines Sparkontos aber immerhin in einer vergleichsweise glücklichen Lage: "Sonst hätte ich teilweise am Monatsende bzw. schon Mitte des Monats nichts mehr im Kühlschrank gehabt", beschreibt Fabian seine bedrückende Situation.
Über die "Kupfermuckn"
Die Straßen-Zeitung ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt. Es bietet über die Mitgestaltung und den Verkauf des Printprodukts einen Zuverdienst für Wohnungslose und Menschen, die in Armut leben müssen.
Die Zeitung ist 1996 aus einer vom Verein Arge für Obdachlose durchgeführten Schreibwerkstatt entstanden. Noch heute stammt der überwiegende Teil der Texte aus der Betroffenen-Redaktion.
SPENDENKONTO:
ARGE FÜR OBDACHLOSE
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Nach rund fünf Monaten war jedoch sein Erspartes aufgebraucht. Aber mittlerweile hatte er wieder einen Job als Koch in einem Vier-Sterne-Hotel gefunden. Nun verdiente er sogar mehr als vorher. Auch seine Arbeitszeiten seien besser geworden, da es mehr Personal gibt.
"Trotzdem fehlen mir meine alten Chefs, meine Stammkunden und generell das alte Restaurant", klagt er. Dort sei es wie in einem "Familien-Betrieb" gewesen.