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Militärexperte: Kampf um Krim als letzte große Schlacht
Die Ukraine hat immer wieder betont, dass man die Krim zurückerobern möchte. Ein Militärexperte erklärt, was es alles dazu braucht.
"Wir werden in den Territorien des Donbass und der Krim Normalität wiederherstellen. Sie wurden 2014 illegal eingenommen." Der Präsident der Ukraine, Wolodimir Selenski, hat die Ziele seines Landes immer wieder betont. Doch wie soll das gelingen? Wie kann man den russischen Vormarsch aufhalten und auch noch die beiden Gebiete zurückerobern?
Auf die Rückeroberung der Krim bezogen, beantwortet Mick Ryan, ein australischer Militärexperte, in einem mehrteiligen Beitrag auf Twitter genau diese Frage. Er schreibt: "Der Kampf um die Krim könnte die letzte große Schlacht in diesem Krieg werden".
Der ehemalige Kommandeur der US-Truppen in Europa, Ben Hodges, ist derselben Meinung. "Das entscheidende Terrain für diesen Krieg ist die Krim. Die ukrainische Regierung weiß, dass sie sich nicht damit abfinden kann, dass Russland die Kontrolle über die Krim behält", sagte er gegenüber dem Magazin "Insider".
Drei Gründe für die Rückeroberung der Krim
Eigeninteresse
Der Militärexperte Mick Ryan schreibt auf Twitter, dass es drei Gründe gibt, warum Selenski unbedingt die Krim zurückerobern will. Ein Punkt ist das Eigeninteresse. Da der ukrainische Präsident immer wieder betont hat, dass die Rückeroberung der Halbinsel eines der größten Ziele sei, wäre es schlecht für seine Reputation, wenn am Kriegsende die Krim immer noch in russischen Händen ist.
Die Krim gehört der Ukraine
1991 entschieden sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Halbinsel in einer Volksabstimmung zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Die meisten Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Krim als ukrainisches Territorium an.
Militärische Bedrohung
Bleibt die Krim in den Händen der Russen, so stellt sie eine andauernde Bedrohung für die Ukraine dar. Dank der Lage am Schwarzen Meer ist die Krim aus russischer Sicht günstig für zukünftige Militäraktionen. Das würde für die Ukraine ein großes Problem darstellen.
Das spricht gegen eine Rückeroberung der Krim
Militärische Rückeroberung sehr schwer
Laut dem Ex-General und Militärexperten Mick Ryan ist eine Rückeroberung der Krim sehr schwierig. Damit diese gelingen würde, bräuchte es eine Menge Land-, See- und Luftstreitkräfte. Vom ukrainischen Territorium aus gibt es nur zwei schmale Landzugänge auf die Halbinsel. Man kann davon ausgehen, dass Russland diese Zugänge schwer bewacht.
Putin will die Krim mit aller Macht halten
Es ist bekannt, dass sich Putin ein Großrussland zurückwünscht wie zu Sowjetzeiten. Für diesen Plan ist die Krim elementar. Auch sein Schicksal als Präsident ist mit der Krim verknüpft. Viele Experten gehen davon aus, dass Putin mit aller Macht die Krim halten und verteidigen will. Im schlimmsten Fall auch mit Atomwaffen.
Ende der westlichen Kriegsunterstützung
Immer wieder betonten Experten in der Vergangenheit, dass eventuell ein Erlahmen oder sogar ein Ende der westlichen Kriegsunterstützung eintreten könnte, wenn die Ukraine die Krim angreift. Aussagen aus Frankreich lassen dies aber als eher unwahrscheinlich erscheinen. Gibt es einen Kampf auf der Krim, so will Frankreich die Ukraine weiterhin unterstützen.
Das braucht es für die Rückeroberung der Krim
Westliche Waffenlieferungen
Auch hier nennt Militärexperte Mick Ryan wieder zentrale Faktoren für die Rückeroberung. Ein wesentlicher Punkt sind westliche Waffenlieferungen. Dafür müsste der Westen die Produktion von Munition hochschrauben und der Ukraine mehr gepanzerte Fahrzeuge und andere Kriegswaffen liefern.
Strategische Ausgangslage
Wie bereits erwähnt, führen nur zwei Landwege von der Ukraine aus auf die Krim. Daher müsste die Ukraine ihre strategische Ausgangslage verbessern, indem sie die kompletten Gebiete in der Südukraine – Cherson und Saporischschja – zurückerobert. "Die Befreiung wäre die taktische Grundlage für jeden Angriff auf die Krim", so der Militärexperte Ryan.
Ukraine muss sich in Geduld üben
Laut Ryan muss sich die Ukraine in Geduld üben. Der Westen hat gezeigt, dass man die Ukraine im Kampf gegen die russische Armee nicht so schnell im Stich lassen wird. Es könne auch 2024 werden, bis ein Angriff auf die Krim möglich sei, so der Militärexperte.