Ukraine

"Das Blutigste" – Top-Experte analysiert Ukraine-Krieg 

Brigadegeneral Christian Freuding rechnet nicht mit einem baldigen Erfolg der Ukraine-Offensive. Außerdem sieht er "Risse in Russlands Militärsystem".

David Huemer
Der deutsche Brigadegeneral Christian Freuding.
Der deutsche Brigadegeneral Christian Freuding.
IMAGO/ITAR-TASS

Die groß angelegte Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte stagnierte zuletzt und brachte zunächst nicht den militärischen Erfolg. Die russische Armee scheint sich gut auf den Gegenangriff vorbereitet zu haben, Gebietsgewinne der Ukraine gelingen meist nur mit einer großen Anzahl an Verlusten. Auch in den kommenden Wochen ist nicht mit einem Durchbruch der ukrainischen Truppen zu rechnen. Dies soll vor allem an den gut organisierten Verteidigungslinien der russischen Besatzer liegen, die unter anderem auf vorbereitete Minensperren setzen. 

Um den erwünschten Erfolg zu erzielen, müsste die Ukraine eine klare Kräfte-Überlegenheit erzeugen, die sowohl örtlich als auch zeitlich begrenzt ist. Und genau darin liegt laut dem deutschen Brigadegeneral Christian Freuding die große Schwierigkeit. "Und das begründet auch das sehr vorsichtige, um es unmilitärisch auszudrücken, tastende Vorgehen der Ukrainer, diese Stelle zu finden. Und das ist schwierig genug", erklärt der Offizier gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. 

Laut Freudig müsse sich die Ukraine "jeden Meter Geländegewinn dadurch erarbeiten, dass die Minensperren unter Feuer durchbrechen würden". "Und das ist das Schwierigste, das Blutigste, das Dramatischste, was man sich überhaupt vorstellen kann", so der deutsche Brigadegeneral. 

"Keine Anzeichen für Gefährdung Polens"

Den Rückzug der Wagner-Söldner sieht der Militär-Experte nicht unbedingt als Einschränkung der russischen Kampfkraft. Zwar sei die russische Armee durch den Rückzug der erfahrenen und gut ausgerüsteten Kämpfer numerisch geschwächt, jedoch steht dem russischen Präsidenten Wladimir Putin weiterhin ein großes Volumen an Soldaten zur Verfügung. 

Nach dem Aufstand der Söldner-Gruppe hat Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin einen Teil seiner Soldaten nach Belarus abgezogen. Zuletzt sorgte sich die polnische Regierung über einen Stützpunkt der Wagner-Söldner in der Grenzregion zum NATO-Land. Zusätzlich sorgten Aussagen der Kämpfer über einen möglichen "Ausflug nach Polen" für Brisanz. 

"Wir erkennen derzeit keine Anzeichen, dass sich in irgendeiner Form daraus eine konkrete militärische Gefährdung für Polen oder die Ukraine ergibt. Aber ich kann das durchaus nachvollziehen, dass Polen seine Maßnahmen zur Landesverteidigung verstärkt", so Freudig. 

"Risse in russischem Militärsystem"

Zuletzt sorgte die Ablöse mehrere Generäle für Spekulationen über mögliche Unruhen innerhalb der russischen Führung. Freudig sieht darin allerdings keine Schwächung der russischen Armee. Laut dem Brigadegeneral zeichnen sich jedoch Bruchlinien im Machtgefüge ab.

"Was wir natürlich beobachten, und das können wir auch alle nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in der öffentlichen Berichterstattung nachvollziehen, dass diese monolithische Einheit des militärischen Systems Russlands auch ganz offensichtlich Risse aufweist", so der Militär-Experte gegenüber der DPA.

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