EU-Vergleich
Miet-Hammer: Wohnkosten in Österreich explodieren
In den letzten Jahren sind die Mieten in Österreich explodiert, wie ein EU-Vergleich zeigt. Experten fordern nun Änderungen bei der Mietpreisbremse.
Die Mieten in Österreich steigen und steigen und steigen. Trotz Mietpreisbremse zahlen Mieterinnen und Mieter hierzulande mehr als in vielen anderen Ländern der EU. Bis zu 24 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren gehen fürs Wohnen drauf, wie eine Analyse vom Momentum Instituts zeigt.
Für Hammer-Mieten ist auch die Teuerung verantwortlich. Und da ist Österreich immer noch ein Negativbeispiel. Mit 7,7 Prozent lag die Inflation 2023 deutlich über dem EU-Durchschnitt von 5,4 Prozent. Einzig Staaten wie Kroatien, die baltischen Länder oder die Slowakei hatten noch höhere Inflationsraten. Eine Schnellschätzung der "Statistik Austria" kam für März auf 4,2 Prozent. Für Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz sind Inflationswerte über vier Prozent immer noch "ein Wahnsinn".
"Mietpreisbremse kam viel zu spät"
Seit 2021 stiegen die Richtwertmieten um 14,9 Prozent. Die Mieten im Neubau wurden um knapp 22,9 Prozent erhöht. In einer Kategoriemiete beträgt die Miete heute beinahe ein Viertel mehr als noch vor etwa zwei Jahren. "Die österreichische Mietpreisbremse kam viel zu spät, nachdem die Mieten schon etliche Male erhöht wurden", betont Leonard Jüngling vom Momentum Institut. Auch sei die Mietpreisbremse zu löchrig. "Mieterhöhungen im Neubau werden damit gar nicht gebremst. Dafür würden Mieten gebremst, die heuer gar nicht erhöht werden, etwa im Richtwert.
Andere Länder haben die Mietsteigerungen deutlich früher gedämpft. In Portugal stiegen die Mieten seit 2021 um nur 9,5 Prozent. Und das, obwohl es dort keine Preisbremse mehr gibt. In Spanien sind sie nur um 7,2 Prozent gestiegen, in Frankreich um 9,8 Prozent. "Selbst in Dänemark, wo eine Erhöhung von maximal vier Prozent zulässig und somit eigentlich relativ hoch ist, belaufen sich die gesamten Mieterhöhungen seit Ende 2021 auf 12,5 Prozent – also immer noch weniger als bei uns", sagt Jüngling. Am geringsten stiegen die Mieten in Schottland mit 6,1 Prozent.
Mietpreisbremse soll rückwirkend gelten
Das Momentum Institut fordert für Österreich Nachbesserungen bei der Mietpreisbremse. Sie sollte rückwirkend gelten, um die massiven Erhöhungen der letzten beiden Jahre zu korrigieren und alle Mietsegmente (Richtwert-, Kategoriemieten, freie Mieten) umfassen.
Diese Maßnahme könnten sozial treffsicher die ärmere Hälfte der Bevölkerung entlasten, denn diese Haushalte wohnen fast gänzlich zur Miete. Gleichzeitig fließen laut dem Momentum Institut 80 Prozent aller Mieteinnahmen an das reichste Zehntel der Haushalte. Die Analysten fordern, mehr Mittel in den sozialen Wohnbau zu investieren. Das bringe nicht nur mehr gemeinnützigen leistbaren Wohnraum, sondern auch günstigere Mieten im Neubau.