Österreich

Wienerin (23) von Party-Veranstalter missbraucht

MeToo in Wiener Techno-Szene: Über 30 junge Frauen berichten von sexuellen Übergriffen und Gewalt durch Clubbetreiber und Organisatoren auf Partys.

Sandra Kartik
"Hausgemacht"-Veranstalterin Fredi Ferková deckte MeToo in der Wiener Techno-Szene auf.
"Hausgemacht"-Veranstalterin Fredi Ferková deckte MeToo in der Wiener Techno-Szene auf.
Lukas Hagelmüller, iStock

Sie wollen tanzen, ausgelassen feiern, den Alltag vergessen und einfach Spaß haben. Doch für mehrere jungen Frauen endeten Techno-Partys in Wien in einem Albtraum. Sie wurden belästigt, missbraucht und körperlich angegriffen. Eine 23-Jährige, die als Tänzerin bei einem Event gebucht war, wurde von einem Veranstalter, der im Nachtgeschäft bekannt ist, in seine Wohnung gelockt. Dort kam es zu einem sexuellen Übergriff durch den etwa 40-Jährigen. Da die junge Frau gleich danach ins Spital musste, wurde die Polizei eingeschaltet, die den Mann verhaftete. Wie der "Standard" nun in einer ausführlichen Recherche berichtet, wurde der szenebekannte Wiener "wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und Körperverletzung verurteilt". 

"Er hat sie während der 70-minütigen Tortur ausgelacht“, schildert ihr Anwalt Philipp Springer in "Heute". Nach ihrer traumatisierenden Erfahrung wandte sich die junge Betroffene, bzw. ihre Schwester an Techno-Veranstalterin Frederika "Fredi" Ferková, die das feministische Party-Kollektiv "Hausgemacht" gründete. Ihre sexpositiven Partys sind auch deshalb so bekannt, weil der Schutz der Gäste vor ebensolchen Übergriffen dabei immer großgeschrieben wird. "Die Betroffene hat sich bei uns gemeldet, weil sie uns vertraut", sagt die Aktivistin im "Heute"-Gespräch. Auf Instagram startete Ferková daraufhin einen Aufruf, dass sich weitere Opfer von MeToo in der Wiener Techno-Szene bei ihr melden sollten.

Opfer zwischen 19 und 22 Jahre

"Es sind inzwischen etwa 30 Frauen, die zum Tatzeitpunkt zwischen 19 und 22 Jahre alt waren." Seit den Medienberichten kommen täglich weitere Betroffene dazu. Konkret geht es um Techno-Veranstalter, -Clubbesitzer und -Booker und immer wieder fallen die Namen von fünf Männern. "Diese gehen alle auf die 40 zu, die Frauen sind hingegen fast halb so alt. Die Männer machen das mit System und fühlen sich beschützt", kritisiert Ferková.

Für die betroffene 23-Jährige, die den Stein mit ihrer Anzeige ins Rollen brachte, ist nun besonders schlimm, dass der Täter weiterhin gut gebucht wird. Ein anderer der mächtigen Musik-Männer betreibt weiterhin einen stadtbekannten Club, als wäre nie etwas passiert. Ehemalige Mitarbeiter berichten dem "Standard", dass sie von ihm auf den Hintern gefasst, betatscht oder ungefragt auf den Mund geküsst wurden. Zudem soll er immer wieder durch aggressives Verhalten aufgefallen sein, einem Angestellten habe er sogar die Nase gebrochen. Man habe sich außergerichtlich geeinigt. Weil viele um ihre prekären Jobs fürchten und der Mann bekannt sei, traue sich niemand, ihn anzuzeigen – heißt es.

Neben dem Verschweigen der Vorfälle wird von den Männern auch immer wieder argumentiert, dass partyübliche Drogen die Grenzen des Erlaubten verschwinden lassen. So sagte auch der Veranstalter, der seinem Mitarbeiter die Nase gebrochen haben soll: In einer Szene, in der 80 Prozent Drogen konsumieren, würde viel Blödsinn geredet.

Betroffene von Täter geklagt

"Es darf nicht mehr weggeschaut werden. Es wird Zeit, dass diese Männer weichen und die Nacht sicherer wird", fordert die "Hausgemacht"-Gründerin deshalb. Durch ihre Recherchen brachte Ferková die vermeintlichen Täter nun in Bedrängnis. Ihr droht nun ebenso eine Anzeige, wie der 23-Jährigen, die inzwischen das Land verlassen hat.

"Die junge Frau wurde tatsächlich von dem verurteilten Täter verklagt und soll ihm jetzt Geld bezahlen", ist Ferková fassungslos. Es geht dabei um einen Streitwert von 21.000 Euro. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) hat nun einen Spendenaufruf für sie gestartet. Unter dem Verwendungszweck #technometoowien kann man sie finanziell unterstützen: Erste Bank, IBAN AT772011184136443300.

Von Gewalt Betroffene finden hier Ansprechstellen:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88
Weisser Ring: 0800 112 112

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