Rekord-Regen flutet Wien
Meteorologe "überrascht, dass nicht mehr passiert ist"
Am Samstag wurde Döbling von einem einzigen Gewitter mit Rekord-Regenmassen regelrecht geflutet. So arg geschüttet hat es in Wien noch nie.
Seit 152 Jahren wird an der Wetterstation Hohe Warte der tägliche Regen gemessen und dokumentiert. Doch so etwas wie am Samstag, dem 17. August 2024, hat die lange Reihe an Meteorologen noch nie gesehen.
Nach wochenlanger Hitze und Dürre stürzten die Temperaturen plötzlich von 32 auf 20 Grad ab, gleichzeitig fluteten enorme Wassermassen Teile der Stadt. Die Schleusen des Himmels waren auf Anschlag geöffnet: Rund 100 Liter pro Quadratmeter fielen in nur 70 Minuten vom Himmel. Im Zentrum des Sintflutregens: Döbling.
Zahlreiche Straßen und Keller standen innerhalb weniger Minuten zentimeterhoch unter Wasser, Fahrbahnen verwandelten sich in Sturzbäche. Eine Frau wurde in der Barawitzkagasse unter einen Linienbus gespült, befindet sich seither auf der Intensivstation. Rund 550 Einsätze zählte alleine die Berufsfeuerwehr.
Es sei für ihn "überraschend, dass nicht mehr passiert ist", sagt UBIMET-Meteorologe Steffen Dietz rückblickend im Gespräch mit "Heute". In etwas mehr als einer Stunde sei rund die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlages eines ganzen Sommers (etwa 210 Liter über drei Monate) über Wien abgeregnet. Das gut ausgebaute Kanalsystem der Stadt habe wohl Schlimmeres verhindert, so der Wetter-Experte.
BILDERSTRECKE: Döbling unter Wasser! Autos stehen nach Flut still
Erst extrem feuchte Luftmassen aus Süden – das Mittelmeer ist mit Rekordtemperaturen gerade warm wie eine Badewanne – haben dies überhaupt ermöglicht. In dieser Luft bildete sich in den Nachmittagsstunden ziemlich genau über der Wiener Inneren Stadt eine Gewitterzelle. Aufgrund der schwachen Winde verlagerte sich das Unwetter über eine gute Stunde kaum und sorgte somit für den nassesten Nachmittag der Wiener Messgeschichte.
Hagel, Sturm, Starkregen: Katastrophales Unwetter wütet
Extrem-Ereignisse werden schlimmer
Ein durchschnittliches Gewitter bringt es eigentlich nur auf etwa 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Die Wiener Sintflut war somit ein statistischer Ausreißer, allerdings kein Einzelfall. Tags zuvor hatten Gewitter mit jeweils etwa 80 Litern pro Quadratmeter in Hollabrunn (NÖ) und der Arlberg-Region schwere Schäden angerichtet. Ähnlich viel war es auch am Samstag in Gloggnitz, der Heimatgemeinde von Madeleine Petrovic. Und für den heutigen Sonntag war gleich die nächste Runde angesagt.
Überflutete Straßen und Häuser – Unwetter-Chaos in Wien
In Zukunft werden im wir ganzen Land häufiger mit solchen Extremwetter-Ereignissen konfrontiert werden, sagt Meteorologe Dietz mit Verweis auf die Klimawandelforschung. Die Physik hinter der beobachteten Erderhitzung ist einfach: Pro 1 Grad Celsius mehr kann die Atmosphäre etwa 7 Prozent zusätzlich an Wasserdampf aufnehmen. Beim nächsten Gewitter fällt uns dieser dann als potenzieller Starkregen auf den Kopf.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Am Samstag wurde Wien von einem Rekordregen heimgesucht, bei dem innerhalb von 70 Minuten rund 100 Liter pro Quadratmeter fielen
- Die Stadt wurde von enormen Wassermassen überflutet, was zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr führte
- Der Meteorologe Steffen Dietz zeigt sich überrascht, dass nicht noch mehr passiert ist, und warnt vor häufigeren Extremwetter-Ereignissen aufgrund des Klimawandels