WM 2022
"Messi, der Größte!" Der WM-Verlierer heißt Ronaldo
Lionel Messi krönt sich mit 35 Jahren zum Weltmeister. Die Sportwelt verneigt sich. Cristiano Ronaldo wird vor dem TV-Gerät zum großen WM-Verlierer.
Was für ein Final-Spektakel! Argentinien ringt Frankreich 7:5 nach Elfmeterschießen nieder. Superstar Lionel Messi schlägt seinen PSG-Kollegen Kylian Mbappe. "La Pulga" trifft doppelt, vergoldet seine Karriere mit dem letzten bis dato noch fehlenden Titel: dem WM-Pokal. Mbappe reichen ein Hattrick, ein verwandelter Penalty im Elfern und der goldene Ball als bester WM-Torschütze nicht zur französischen Titelverteidigung.
Rund um den Planeten verneigen sich Fans vor den Akteuren, die eines der dramatischsten Finalspiele der Sportgeschichte ausfechten, die Winter-WM in Katar mit einem Krimi beenden. Sportstars und Promis rund um den Globus feiern Messi als den "GOAT", "The Greatest of all Time" - zu Deutsch: "der Größte aller Zeiten".
Messi sticht Ronaldo aus
Für viele von ihnen beendet Messi mit der Karriere-Krönung zugleich die schier ewige Debatte, welcher der beiden Rivalen denn der Bessere sei: Messi oder Cristiano Ronaldo. Beide prägten mit ihren Toren und Titel die letzten zwei Jahrzehnte im Fußball. Messi gewann sieben Mal den Ballon d'Or, Ronaldo fünf Mal. Beide brachen Rekorde, teilten sich das Scheinwerferlicht. Ronaldo hatte Messi lange eines voraus: den großen Titel mit dem Nationalteam.
Ronaldo gewann mit Portugal 2016 die Europameisterschaft. Messi verlor mit Argentinien 2014 im WM-Finale gegen Deutschland, hatte auch kontinental lange nichts zu jubeln. Bis 2021, als sich die "Gauchos" bei der Copa America durchsetzen konnten. Vor der Katar-WM kündigte er sein fünftes und letztes Antreten an. Auch für Ronaldo würde es das letzte WM-Turnier werden. Der 37-Jährige schied mit den Portugiesen schon im Viertelfinale gegen Marokko aus. Messi gelang nun der große Wurf.
Messi "der Größte"
Englands Fußball-Ikone Gary Lineker meinte: "Glorreich. Wahrhaft glorreich. Herzlichen Glückwunsch, Argentinien. Ihr habt es verdient. Messi hat es verdient." England-Kicker Theo Walcott twitterte: "Das beste Sportereignis, das ich je gesehen habe! Danke Argentinien und Frankreich für ein unglaubliches Final. Kein Zweifel, dass Messi der GOAT ist."
Auch England-Legende Michael Owen feierte auf Twitter den Argentinier ab, dachte aber auch an Kylian Mbappé, der drei Tore schoss. Basketball-Superstar Lebron James huldigte Messi auf Twitter kurz und bündig mit seinem Namen und einer Ziege, Zeichen für den "den Größten aller Zeiten". PSG-Teamkollege schrieb in einem Post: "Glückwunsch, Bruder."
Für Bastian Schweinsteiger ist der Messi-Triumph ein ganz besonderes Kapitel des Fußballs. "Ich freue mich sehr für ihn. Dass diese Fußballromantik eine tolle Geschichte geschrieben hat, dass er sich mit so einem Spiel hat krönen lassen", so der 2014-Weltmeister.
Tennis Legende Roger Federer gratulierte dem Superstar auf Twitter: "Es ist ein Privileg, dich zu sehen. Herzlichen Glückwunsch, Leo. Besonders und historisch."
Rekorde über Rekorde
36 Jahre nach dem Titelgewinn des großen Diego Maradona erspielte sich Messi also im fünften Anlauf die allergrößte Fußball-Ehre für sein Heimatland. Und er sorgte für viele Rekorde.
Als erster Spieler überhaupt hat er bei einer WM sowohl in der Gruppenphase als auch im Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale und Finale jeweils mindestens ein Tor erzielt. Zugleich ist Messi mit 35 Jahren und 177 Tagen nun der zweitälteste Torschütze in einem WM-Finale, nur der Schwede Nils Liedholm war bei seinem Treffer 1958 gegen Brasilien etwas älter – nämlich 35 Jahre und 264 Tage.
Ronaldo, der WM-Verlierer
Völlig anders: Ronaldo. Der konnte für Portugal nur ein einziges Tor erzielen, traf in der Gruppenphase per Elfmeter. Nach seinem umstrittenen Interview, der Abrechnung mit Manchester United, die ihm seinen Job auf Klub-Ebene kostete, kam der Stürmer auch bei der Endrunde unter dem inzwischen gefeuerten Teamchef Fernando Santos nicht über die Rolle als "Edeljoker" hinaus.
Die Degradierung schmeckte ihm ganz und gar nicht. Ronaldo schmollte auf der Bank, während sich sein junger Ersatzmann Goncalo Ramos mit einem Hattrick gegen die Schweiz (6:1) im Achtelfinale einen Namen machte.
Medien berichteten, dass Ronaldo sogar die verfrühte Abreise androhte, im Team für schlechte Stimmung sorgte. Das wurde zwar dementiert. Was folgt: Das blamable Ausscheiden gegen Marokko im Elfmeterschießen.
Ronaldo musste die restliche WM als TV-Zuseher verfolgen. Und mit ansehen, wie sein ewiger Rivale jenen Titel stemmte, der ihm verwehrt bleiben wird. Messi drückte der WM zudem als bester Spieler des Turniers seinen Stempel auf. Noch schlimmer: Mit Kylian Mbappe stellte auch der mögliche Nachfolger der Torjäger-Rivalen einmal mehr seine Sonderklasse unter Beweis.
Der PSG-Stürmer traf drei Mal in den 120 Minuten, versenkte auch seinen Elfmeter, beendete das Turnier mit acht Toren und somit als bester Torschütze. Den WM-Titel konnte er bereits vor vier Jahren mit Frankreich gewinnen, hält mit nur 23 Jahren bereits bei zwölf WM-Treffern. Mbappe lässt in diesen Rubriken Ronaldo schon in jungen Jahren alt aussehen.
Das einstündige Interview, in dem er mit Ex-Trainern und Teamkollegen abrechnete, hat Ronaldos Image geschadet. Dass er bei der WM mit Teamkollege Bruno Fernandes fast in Streit geriet, wem der Treffer gegen Uruguay zugesprochen werden sollte, während Messi für sein Team ackerte und in jeder Turnierphase mindestens einen Treffer erzielte. So wurde Ronaldo in den vergangenen Wochen zum großen WM-Verlierer. Messi zum großen individuellen Gewinner, weil er sich so intensiv wie nie zuvor in den Dienst der Mannschaft stellte.
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