Der Reumannplatz in Wien entwickelt sich immer mehr zum Brennpunkt der Gewalt. Das trifft auch die Unternehmer vor Ort. Besonders betroffen ist der bekannte Eissalon Tichy, der seit 1955 eine Institution am Platz ist. Xenia Tichy, die gemeinsam mit ihrem Vater Kurt Tichy jun. den Betrieb führt, hat genug: "Wir wünschen uns mehr Polizei am Platz", erklärt sie entschlossen.
Im Juli gab es wieder einen brutalen Vorfall – eine Messerattacke direkt vor dem Eissalon. "Wir haben das Blaulicht gesehen, aber die Details erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren", berichtet Kurt Tichy jun. Die Gewaltvorfälle häufen sich, und das ist auch im Familienbetrieb spürbar. "Man kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber es sind immer nur ein paar wenige, die für negative Schlagzeilen sorgen", stellt Xenia Tichy klar.
„Das sind Probleme, die wir als Unternehmer nicht alleine lösen können“Xenia Tichywünscht sich mehr Polizei
Der Reumannplatz war schon immer ein belebter Ort, doch die Situation hat sich in den letzten Jahren deutlich zugespitzt. Die Tichys und andere Unternehmer in der Umgebung fordern schon lange mehr Sicherheit. "Es braucht mehr Polizeipräsenz", betont Xenia Tichy. Zwar nehmen die Betreiber des Eissalons derzeit verstärkte Kontrollen der Polizei wahr, die im Zusammenhang mit der Einführung der Waffenverbotszone stehen, doch sie fürchten, dass diese Maßnahmen nachlassen könnten, sobald das öffentliche Interesse abflacht. "Das sind Probleme, die wir als Unternehmer nicht alleine lösen können", erklärt die Tichy-Chefin.
Im 10. Gemeindebezirk Favoriten kämpft man schon länger mit einem schlechten Ruf. "Der Bezirk war schon immer ein Arbeiterbezirk und blieb politisch oft unbeachtet", erklärt Kurt Tichy jun. Seit der Eröffnung des Eissalons 1955 habe sich die Einwohnerdichte enorm erhöht, und der Reumannplatz als Verkehrsknotenpunkt ziehe viele Menschen an – und damit auch Konflikte.
Im Eissalon Tichy sei es glücklicherweise ruhig geblieben, betont Kurt Tichy jun. "Bei uns ist es noch nie zu einer Messerstecherei gekommen", erklärt er. Seit der Corona-Pandemie habe sich das Verhalten der Kunden sogar verbessert: "Heute halten die Leute beim Anstellen höflich Abstand. Früher gab es oft chaotische Situationen und Streit darüber, wer als Nächstes dran ist. Das passiert jetzt nicht mehr."
Trotz der angespannten Lage sehen die Tichys ihren Eissalon fest verankert am Reumannplatz. "Unser Betrieb ist hier verwurzelt, den kann man nicht einfach verpflanzen", meint Kurt Tichy jun. Der Traditionsbetrieb lässt sich durch die Probleme nicht vertreiben. "Das ist unsere Heimat", erklärt Xenia Tichy.
Die Eskalation von Gewalt und Kriminalität rund um den Reumannplatz führte zur Einführung der Waffenverbotszone. Wir berichteten über die Sicherstellung von 71 Waffen, darunter 50 Messer, zwischen März und August 2024. Die Polizei geht konsequent gegen Verstöße vor, wobei Strafen von bis zu 4.600 Euro für Wiederholungstäter drohen. Gewaltvorfälle wie Messerattacken und Drogendeals unterstreichen die Notwendigkeit der Zone, die nun bis Januar 2025 verlängert wurde.
Seit der Einführung der Waffenverbotszone am Reumannplatz im März 2024 fühlen sich viele Passanten, besonders abends, weiterhin unsicher. Wir berichteten bereits über die anhaltenden Sorgen der Anwohner, die trotz der verschärften Kontrollen Belästigungen und unsichere Situationen erleben. Ein Beispiel ist Lema, die bereits nach kurzer Zeit belästigt wurde und den Platz bei Dunkelheit meidet. Die Waffenverbotszone, die kürzlich bis Januar 2025 verlängert wurde, konnte das Sicherheitsgefühl vieler Bewohner bisher nicht entscheidend verbessern