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Merkel bläst zum Kampf gegen Linksradikale
Die deutsche Bundeskanzlerin besuchte das ehemalige Stasi-Gefängnis in Berlin. Dabei sprach sie sich gegen radikale Erscheinungsformen aus.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei einem Besuch im früheren Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen gemahnt, das DDR-Unrecht nicht zu vergessen. Der deutsche Staat werde sich weiter engagieren, um die Erinnerung an solche authentischen Orte offen zu halten.
"Wir können nur eine gute Zukunft gestalten, wenn wir uns der Vergangenheit annehmen", sagte sie am Freitag kurz vor dem 56. Jahrestag des Mauerbaus. Mit Blick auf den Baubeginn der Berliner Mauer am 13. August 1961 sagte die Kanzlerin, es sei wichtig, sich kraftvoll für Demokratie und Freiheit einzusetzen sowie gegen Linksradikalismus zu arbeiten. "Das sind Erscheinungsformen von heute, die wir nicht negieren können, sondern um deren Bekämpfung wir uns kümmern müssen", so Merkel.
Todeskandidat in Nachbarzelle
Merkel legte zusammen mit einem früheren Häftling am Gedenkstein für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft einen Kranz nieder. Der 83-Jährige war bis 1962 zehn Jahre in Stasi-Gewahrsam, weil er sich in einem antikommunistischen Jugendverband engagiert hatte.
"Ich habe 1954 erlebt, wie in der Nachbarzelle ein Todeskandidat war", sagt er. An diesen Mann muss er denken, als er mit der Kanzlerin einen Kranz am Denkmal für die "Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft" niederlegt.
Mehr als 11.000 Menschen inhaftiert
In der Einrichtung sollen bis zum Herbst 2019 für 8,8 Millionen Euro alle historischen Oberflächen im Inneren – wie Fußböden und Wände – denkmalgerecht saniert werden. Das Vorhaben wird vom Bund und dem Bundesland Berlin finanziert.
Mit rund 500.000 Besuchern im Jahr stößt Hohenschönhausen auf enormes Interesse. Auch weil mehr als jede zweite Führung von ehemaligen Insassen geleitet wird. Im Gefängnis des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit im Nordosten Berlins waren von 1951 bis 1989 mehr als 11.000 Menschen eingesperrt. (chi/sda)