Lena Schilling im ORF
"Menschen im Frühverkehr nicht am Ar*** gehen"
Lena Schilling möchte für die Grünen ins EU-Parlament. Ihr Anliegen: Klimaschutz. Ihr Tipp an Klimakleber: Dort protestieren, wo es auch Sinn macht.
Die erst 23-jährige Schilling war am Sonntag zu Gast in der ORF-Pressestunde. Die Klimaaktivistin möchte jetzt auch die Politik aufmischen – und dort vor allem den Klimaschutz in den Mittelpunkt bringen.
"EU-Wahl zu Klimawahl erklären"
Ihre Partei ist seit über vier Jahren in der Regierung, trotzdem gibt es auch 2024 kein Klimaschutzgesetz – und die Chancen sind gering, dass es überhaupt noch kommt. Dieser Umstand sorgte auch bei Schilling in der Vergangenheit für Unmut. Am Sonntag sah die Politikerin die ÖVP in der Pflicht, die "in vielen wichtigen Momenten gebremst" habe. Dabei kritisierte sie insbesondere Bundeskanzler Karl Nehammer, der Österreich zum "Autoland" erklärte. Schilling erklärte, in der EU beim Klimaschutz "so viel wie möglich" voranbringen zu wollen. "Wir müssen die EU-Wahl zu einer Klimawahl erklären", forderte sie.
Schilling zu Klimaprotesten
Schilling, die im Interview eine soziale, klimafreundliche Mobilitätswende befürwortete (10 Cent pro Kilometer bei Zugreisen zwischen Hauptstädten, Wien-Berlin mit dem Zug würde demnach nur mehr 68 € kosten), wurde auch auf ihre Vergangenheit bei Fridays For Future angesprochen. Sie betonte, dass sie weiterhin "mit ganzem Herzen" Klimaaktivistin sei und weiterhin auf die Straße gehen werde.
In den letzten Monaten hat jedoch die Letzte Generation an Aufmerksamkeit dazugewonnen – und die Befürwortung von Klimaprotesten ist steil bergab gegangen. Schilling: "Ich verstehe absolut, dass junge Menschen in Anbetracht der Lage beginnen, Aktivisten zu werden. Wir leben im sechsten Massensterben." Sie verwies auf die Gefahren des Klimawandels, die mittlerweile auch in Europa real seien – darunter Waldbrände und Wasserknappheit.
„Man sollte den Menschen im Frühverkehr nicht am Ar*** gehen.“
"Nicht am Ar*** gehen"
Die Frage sei, wie man darauf aufmerksam macht, so die Politikerin. Beim Ankleben auf die Straße würde man Autofahrern keine Handlungsmöglichkeiten geben, sagte sie. Man müsse viel mehr dort Aktionen setzen, wo Menschen an der Macht sind – darunter in der Politik, wenn sie zum Beispiel gegen ein Klimaschutzgesetz aussprechen.
Autofahrer durch Klebeaktionen zu behindern hält die Grüne nicht für den richtigen Weg: "Ich habe das immer wieder salopp gesagt: Man sollte den Menschen im Frühverkehr nicht am Ar*** gehen." Dennoch sei die Lage dringend und man müsse den Klimaschutz wieder auf die Agenden setzen, so Schilling.