Sahin-Radlinger: "Klares Ziel ist das Nationalteam"

Samuel Sahin-Radlinger hat viel erlebt: Ried, Hannover, Rapid, Nürnberg, Brann in Norwegen, zuletzt in England bei Barnsley, die Heirat mit der Schauspielerin Sila Sahin – jetzt ist der 27-Jährige zurück in Ried. Und hat viel vor. Was, verrät der Goalie im "Heute"-Talk.

"Heute": Zurück in Ried, dabei im ÖFB-Cup gleich Elfer-Held gegen Gleisdorf. Wie war es?
Sahin-Radlinger: "Cool, ich habe es sehr genossen. Es war ein richtiger Cup-Fight. Sie haben sich hinten reingestellt, wir ein paar "Hunderter" vergeben. Den ersten Elfmeter habe ich gehalten, das war wichtig."

Warum das Comeback bei Ried?
"Ich hatte mehrere Angebote. In diesem Sommer habe ich aber mehr das Ganze gesehen. Wegen Corona war ich mit meiner Frau und den Kindern bei meinen Eltern in Ried – und habe entschieden, jetzt auch in Österreich zu zeigen, was ich kann. Hier passt das Gesamtpaket."

Was ist nach dem Aufstieg in der Liga drin?
"Klar, es gilt zuerst, die Liga zu halten. Aber es gibt keine Grenze nach oben. Hartberg hat letzte Saison aufgezeigt, was für einen Außenseiter möglich ist. Ich kenne den Verein, ich weiß, was möglich ist. Die Infrastruktur und alles Rundherum ist überragend - viel besser als zuletzt in Barnsley. Wir müssen das auf den Platz bringen."

Wie hast Du das Rieder Fernduell mit Klagenfurt (Showdown um den Aufstieg) am letzten Spieltag erlebt?
"Wahnsinn! Ich war in Berlin. In der Wohnung wurde es mehrmals sehr laut. Zum Glück ging es so schnell mit den Toren. Das hätte ich nervlich sonst nicht ausgehalten."

Dein Ex-Klub Barnsley hat ähnlich dramatisch die Klasse gehalten. Wie war Dein Jahr auf der Insel?
"Leider war ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dabei, der Vertrag ist ausgelaufen. Aber ich bin mit den Österreichern (Anm: Sollbauer, Ritzmaier, Schmidt) in Kontakt und habe mich natürlich sehr gefreut. Als Gerhard Struber von Wolfsberg kam, wurde einfach alles besser. Wenn ich fit war, habe ich immer gespielt, gute Spiele in der Championship gemacht. Leider haben mich zwei Verletzungen zurückgeworfen."

Davor warst Du lange bei Hannover unter Vertrag, an Rapid, Nürnberg und den SK Brann verliehen. Erzähl mir von der Zeit seit dem Ried-Abschied 2011.
"In Hannover war das nicht immer einfach. Am Anfang war Ron-Robert Zieler die Nummer 1. Ich sag einmal, der war jetzt nicht der Schlechteste. Mit der Leihe nach Norwegen fing es an, mir richtig zu taugen. Ich habe gut gespielt, wollte bleiben. Aber Hannover hat mich als Nummer zwei gebraucht, bitter!"

Bei Rapid reichte es 2013 zu einem Ligaspiel. Warum nicht mehr?
"Das Jahr in Wien war nicht super. Ich kam spät zum Team, dann hat Jan Novota gleich im Cup gespielt, danach eine überragende Saison gehabt. Aber es lag auch an mir. Ich war mental noch nicht so weit. Es hat erst später geklickt."

Das Nationalteam startet morgen in die Nations League. Ist die Nationalelf ein Thema für Sie?
"Ja, klares Ziel ist es, wieder beim Team anzuklopfen. Ich bin jetzt im besten Tormannalter, habe viel Erfahrung mitgenommen, hatte mit dem ÖFB auch mehrfach Kontakt. Die Verletzungen kamen dann aber immer zum blödesten Zeitpunkt."

Kommt die Familie mit nach Ried?
"Meine Frau ist Berlinerin, wir haben dort eine Wohnung, eine kleine Basis sozusagen. Die behalten wir auch weiterhin. Sobald wir in Ried aber eine Wohngelegenheit gefunden haben, kommen Sila und die Kinder nach. Darauf freue ich mich."

Von Berlin nach Ried - wie geht es ihr damit?
"Natürlich ist es für sie eine große Umstellung, sie ist aus der Großstadt. Aber Corona war da für uns ein Vorteil. So hat sie hier alles schon hautnah erleben können und es hat ihr gefallen. Für die Kinder ist es super. Und: Berlin ist ja nicht aus der Welt, wegen ihrer Arbeit ist sie ohnehin öfter unterwegs."

Ihr brecht mit einigen Klischees: Mann mit Doppelname, die Spielerfrau ist bekannter als ihr Mann, Du bist um sieben Jahre jünger. Gibt es da blöde Kommentare?
Nein, gab es eigentlich nie. Und wenn, blenden wir sowas sowieso aus. Alter spielt keine Rolle. Und so große ist der Unterschied nicht.

Ihr habt zwei Söhne, Elija und Noah. Werden sie Kicker oder Künstler?
Bei beiden sind tatsächlich Ansätze von beidem zu sehen. Sie können mit dem Ball umgehen, haben aber auch schauspielerisches Talent. Mal sehen.