Salzburg
Mehr Betten als Einwohner?! 720-Seelen-Dorf wehrt sich
In St. Margarethen im Lungau ist ein Hotel mit mindestens 499 Betten geplant, vielleicht werden es sogar mehr. Die Bevölkerung wehrt sich nun dagegen.
Um einer Umweltverträglichkeitsprüfung aus dem Weg zu gehen, wurde in St. Margarethen im Lungau ein 499-Betten-Hotel beantragt. Ab 500 Betten wird eine solche rechtlich notwendig. Nach fünf Jahren laufen die Baugenehmigungen heuer aus – nun wollen die Projektbetreiber mit der Errichtung des Betriebs beginnen – aufgrund gestiegener Kosten haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Anrainer mobilisieren jetzt gegen das Vorhaben.
Unklar ist, ob es wirklich bei den 499 Betten bleiben wird. Offenbar sollen nämlich noch einige dazukommen, wie ÖVP-Bürgermeister Johann Lüftenegger gegenüber dem "ORF" andeutete: "Der Erstwunsch war einmal – ganz salopp formuliert – 1.000 Betten". Aber: "Da haben wir schon ein Übereinkommen – das wird’s nicht geben. Das ist viel zu groß für unser Dorf. Es werden ein bisschen mehr als 500 werden. Wenn man sich vielleicht bei 600 treffen könnte, glaube ich, wäre das ein Kompromiss für die Gemeinde – natürlich nur, wenn das Projekt ordentlich umgesetzt wird."
"Stimmung komplett gekippt"
Die Pläne der Bauherren haben sich offenbar geändert, weswegen es nun noch einmal zu Bewegung kommen könnte. Die erste Teilfläche wurde für einen Berherbergungsgroßbetrieb gewidmet, über die zweite wird aktuell verhandelt. Nun soll die Gemeindevertretung den beschlossenen Bebauungsplan ändern. Auf Anfrage des "ORF" versicherten die Projektbetreiber jedoch, dass sie sich an die Vereinbarungen halten würden. Unterdessen kündigte der Bürgermeister eine Bürgerversammlung an, im Zuge derer es nähere Details geben werde.
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Gegner des Großprojekts gibt es genug in der Gemeinde: Mehr als 330 Unterschriften wurden bereits gesammelt: "Die Stimmung ist komplett gekippt", meint Barbara Lanschützer, eine der Initiatorinnen der Unterschriftenliste. "Jeder hat gesagt: Gott sein Dank macht ihr was. Wir haben geglaubt, das gibt es nicht mehr, das wird eh nicht mehr gebaut, es ist versenkt worden. Alle haben uns bestärkt. Es war ein Zuspruch."
Noch mehr geplant?
Sie äußert vor allem "große Bedenken für die Umwelt, für die Belastung der Natur, für die Wege, für die Wälder, für alles und auch den Ressourcenverbrauch." Ihr Mitstreiter Raimund Enzinger schlägt in eine etwas andere Kerbe: "Ganz viel wird sich verändern. Es wird immer mehr einfach für die Gäste da sein und immer weniger für uns." Außerdem werde "immer mehr Boden versiegelt, das ist der absolute Wahnsinn in meinen Augen."
Kritiker finden, dass das geplante Projekt zu groß sei für die Kleingemeinde mit knapp 720 Bewohnern. Außerdem gehen sie davon aus, dass es weitere Pläne für Verbauungen rund um die Talstation der Aineck-Katschberg-Seilbahn gibt. Daher fordern sie Klarheit über mögliche weitere Bebauungs-Pläne.