Provokateur & Muttersöhnchen
Meese bringt die Mama ins Volkstheater mit
Der oft als Skandalkünstler bezeichnete Jonathan Meese machte aus der Liebe zu seiner Mutter nie ein Geheimnis. In Wien holt er sie auf die Bühne.
Jonathan Meese ist Maler, Bildhauer und Performance-Künstler. Vor allem ist der 1970 in Japan geborene Deutsche, der ständig das Wort "Erz" in seine Sätze einbindet, ein glühender Verehrer seiner heute 93-jährigen Mutter Brigitte Meese. "Mutterz Meese ist für mich der 'Kunstfels in der Brandung', ohne die Erzmutterz wäre ich nicht da", meint Meese zu "Heute". Am Donnerstag bestreitet Meese den Abend "Muttersöhnchen im Kunstglück" im Wiener Volkstheater und das gemeinsam mit seiner Mutter.
Das "Muttersöhnchenprinzip" ist für Meese die "totalste Liebeserklärung an die Kunst"
Meese nimmt seine Mutter Brigitte sehr oft mit, sei es bei Ausstellungen, auf Reisen oder einfach so. "Muttersöhnchen" ist für ihn eigentlich keine Beleidigung: "Ich wurde oft auch in der Presse wohl eher negativ angedacht 'Muttersöhnchen' genannt, damit sollten wohl letztendlich die Kunst und ich angegriffen werden. Heute hat sich das "Muttersöhnchenprinzip" als totalste Liebeserklärung an die Kunst entpuppt." Das zeigt sich auch in etlichen Gemälden, die Jonathan Meesen von seiner Mutter angefertigt hat. Auf ihren Einfluss auf seine Werke ist Meese absolut stolz: "Meine Erzmutterz ist für mich ein normalster, naturgegebenster Baustein der Kunst und Teil der Kunstfamilie. Erzbrigitte ist ein Korrektiv und die Kunst benutzt sie als Objekt, also als Spielfigur."
Der gemeinsame Abend am Donnerstag im Volkstheater wird wohl eher ein Gespräch zwischen Mutter und Sohn Meese als eine Kunstaktion werden. Wobei, so ganz genau kann es der Künstler gar nicht sagen: "Solche Gesprächsperformances kann man nicht planen, man muss da lässigst reingehen, alles spielerischst an sich abspielen und ablaufen lassen und dann passiert Kunst." Angst, dass ihm die 93-Jährige in Wien die Show stehlen könnte, hat Meese nicht: "Meine Mutterz und ich werden uns völlig der Kunst aushändigen und das Kunsttum wird sich liebevollst an uns und Allem gleichwertigst abspielen, wenn wir mit Herzblut, wie immer, kunstoperieren und Erzgespräche führen." Wird das für die Wiener eher komplex, absurd oder doch eher lustig? "Die Meeses schiessen sehr gerne übers Ziel hinaus, können sich sehr gut durch den Kakao ziehen und nicht so 'bierernst' nehmen, das ist Kunst." Für die Premiere von "Muttersöhnchen im Kunstglück" (19.30 Uhr) gibt es hier noch Karten.