Klimawandel

Meeresschildkröten sorgen in Griechenland für Aufregung

Umweltschützer haben so früh wie noch nie ein Nest der gefährdeten Unechten Karettschildkröte entdeckt. Sie schlagen Alarm.

Christine Scharfetter
Meeresschildkröten sorgen in Griechenland für Aufregung
Unechten Karettschildkröte hat sich dem Klimawandel und den damit steigenden Temperaturen offenbar angepasst.
Getty Images

Die Unechte Karettschildkröte ist nicht nur die bekannteste, sondern auch die am häufigsten vorkommende Meeresschildkröte und ist in tropischen und subtropischen Meeren zu finden - einschließlich des Mittelmeeres. Dennoch gilt sie als stark gefährdet.

Vor ihrem Aussterben in der Natur gibt es nur noch eine Stufe: "vom Aussterben bedroht". Jetzt schlagen Wissenschaftler in Griechenland wegen der Meeresbewohner Alarm.

Überraschung auf Zakynthos

Auf der Insel Zakynthos erlebten die Tierschützer am 11. Mai eine Überraschung: Sie stolperten über das erste Nest in diesem Jahr. Zwar legen die Wirbeltiere Jahr für Jahr ihre Eier an der Westküsten Griechenlands ab - allerdings noch nie so früh wie jetzt.

Das bereitet den Umweltschützern große Sorgen: "Die Überprüfung von Zeitreihendaten aus früheren Jahren bestätigte, dass zum ersten Mal so früh im Mai in der Laganas-Bucht auf Zakynthos ein Nest gefunden wurde", erklärt Aliki Panagopoulou, Forschungskoordinatorin bei Archelon. Um genau zu sein, handle es sich um eine ganze Woche früher. Das sei ein klares Zeichen für veränderte Umweltbedingungen.

Nur wenige Tage später registrierten Mitarbeiter der Organisation die ersten Nester auch an der Westküste der Halbinsel Peloponnes und im Norden Kretas - ebenfalls früher als je zuvor, seit sie Daten aufzeichnen.

Nicht Zeitpunkt, sondern Temperatur entscheidend

Bereits 2016 prognostizierten Wissenschaftler, dass sich die Brutzeit wegen des Klimawandels verschieben würde. Offenbar ein Anpassungsmechanismus der Schildkröten, um sehr hohe Sommertemperaturen zu vermeiden. Schließlich sind die Tiere sehr empfindlich, was Temperaturen betrifft. Sie spielen im gesamten Lebenszyklus eine wichtige Rolle und haben großen Einfluss auf die Fortpflanzung.

"Aber auch wenn die Verlegung der Nistplätze in kühlere Tage den Schildkröten etwas Erleichterung verschafft, kann der Klimawandel sie auch auf andere Weise negativ beeinflussen. So kann beispielsweise der Temperaturanstieg im Nest während der Brutzeit das Geschlecht der schlüpfenden Schildkröten beeinflussen. Hohe Temperaturen führen dazu, dass mehr weibliche als männliche Schildkröten geboren werden, was sich auf die Populationen und ihr Überleben auswirken kann", warnt Panagopoulou.

Diese Tiere tummeln sich im Meer um Griechenland

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    <strong>Mittelmeer-Muräne</strong>: Diese Tier sollte man weder reizen noch füttern, denn auch wenn sie nicht giftig ist, ist der Biss besonders tief und schmerzhaft.
    Mittelmeer-Muräne: Diese Tier sollte man weder reizen noch füttern, denn auch wenn sie nicht giftig ist, ist der Biss besonders tief und schmerzhaft.
    Getty Images/iStockphoto

    Laut dem Europäischen Klimabericht 2023 war die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen - mancherorts lagen sie bis zu 5,5 Grad über den Durchschnittswerten.

    Nur eine Handvoll überlebt

    Auch ohne Klimawandel haben es die kleinen Schildkröten reichlich schwer: Wenn sie schlüpfen, müssen die Winzlinge die weite Strecke über den Strand ins Meer zurücklegen. Dabei lauern ihre Fressfeinde, die Möwen in der Luft. Doch auch im rettenden Wasser sind sie nicht sicher. Dort werden sie gerne von Raubfischen verspeist. Von 1000 geschlüpften Schildkröten erreicht schlussendlich nur eine Handvoll ein fortpflanzungsfähiges Alter.

    kiky
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