Legende im Talk
Matthäus: Würde mein Geld nicht auf Deutschland setzen
Deutschland-Ikone Lothar Matthäus sieht Österreichs Nationalmannschaft aktuell weiter als das DFB-Team. Der "Heute"-Talk.
Lothar Matthäus machte für Deutschland 150 Länderspiele, sah dabei nur einmal die rote Karte: 1986 bei Österreichs 4:1-Erfolg im Happel-Stadion. "Ich habe den italienischen Schiedsrichter auf Deutsch nur gefragt, warum er Elfmeter gepfiffen hat, das hat gereicht", erzählte die DFB-Ikone am Montag im Rahmen des "Sportsbusiness-at-Breakfastclub" in Wien.
Heute (20.45 Uhr, live ORF 1/ZDF) treffen sich die beiden Nationen im Happel-Oval wieder. Wie Matthäus das Duell sieht, wo Deutschlands Probleme sind und wie gut Österreich ist, sagt er hier:
Matthäus zum heutigen Spiel:
"Ich tippe auf ein 2:2. Österreich ist uns aktuell voraus, ist eingespielter. Aber Deutschland ist bei allen Problemen kein Kanonenfutter und in diesem Duell immer Favorit – so wie Salzburg in Österreich immer Favorit ist und die Bayern in Deutschland. Aber es wird ein heißer Tanz für die DFB-Elf werden. Österreich wird viel Energie und Leidenschaft auf den Platz bringen."
… über Deutschlands Probleme:
"Wir haben super Einzelspieler, aber keine super Mannschaft. Die zu formen hat Hansi Flick zuletzt nicht geschafft, Julian Nagelsmann auch noch nicht. Experimente wie Havertz als Verteidiger sind nicht gut. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war selbst zentraler Mittelfeldspieler und musste zu Beginn meiner Karriere zwei, drei Mal auf die Außenposition zurück, das waren die schlechtesten Spiele von mir. Auch die Doppel-Sechs mit Kimmich und Gündogan funktioniert nicht. Die Beiden sind sich in ihrer Spielweise zu ähnlich. Kimmich sollte rechts hinten verteidigen."
… über Österreichs Team:
"Österreichs Fußball ist salonfähig geworden, ist ganz nah an den großen Nationen dran. Das ist den vielen Legionären im Ausland zu verdanken, denn die österreichische Bundesliga gehört nicht zu den Top-6-Nationen Europas, auch Salzburg schwächelte zuletzt. Doch die Spieler im Ausland machen es aus. Alaba wäre bei Deutschland Fixstarter. Von Baumgartner bin ich ein Fan. Im Sturm sehe ich mit Arnautovic, Kalajdzic und Gregoritsch sogar Vorteile für Österreich, wir haben nur Füllkrug als echte Spitze. Und auch die Ersatzbank ist mittlerweile gut besetzt, sie macht Druck, da laufen auch ältere Spieler wie Arnautovic schneller."
… über die Rivalität Österreich/Deutschland:
"Die ist natürlich von Österreichs Seite größer, das ist ganz normal. Als Zehnjähriger gab es für mich nichts Größeres als gegen meinen 14-jährigen großen Bruder zu gewinnen. Umgekehrt war es nichts Besonderes."
… über die EM 2024:
"Ich würde nicht auf einen Europameiser Deutschland tippen, da hänge ich an meinem Geld zu sehr. Das Halbfinale ist aber drinnen. Österreich übersteht auf alle Fälle die Gruppenphase, dann kommt es auf die Auslosung an. Der Austragungsort ist für Österreich sicher ein Vorteil. Die Spieler kennen die Sprache, die Infrastruktur und die Stadien."
… über ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick:
"Das Weiterkommen in der EM-Quali war eigentlich Pflicht. Aber man sieht jedenfalls eine Weiterentwicklung unter ihm. Er ist der richtige Trainer für diese Mannschaft, die Spieler kennen seinen Stil aus dem Effeff."
… über das in die Jahre gekommene Happel-Stadion:
"Mir war es als Spieler immer egal, ob ein Stadion alt oder modern ist. Das Wichtigste ist: das Spielfeld ist überall gleich groß. Überhaupt bin ich da altmodisch. Mir sind Bratwurst und Bier lieber als fein gedeckte Tische im VIP-Club."
Autor: Klaus Pfeiffer