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"Marvel's Midnight Suns" angespielt – eine Wucht!

Es könnte die Gaming-Überraschung des Jahres werden: "Marvel’s Midnight Suns" zeigt sich als Superhelden-Strategiespiel mit Tiefgang und Taktik.

Rene Findenig
Action, Taktik, Story – alles top bisher in "Marvel's Midnight Suns".
Action, Taktik, Story – alles top bisher in "Marvel's Midnight Suns".
Firaxis Games

Was für eine Überraschung! Lange wurde über das neue Machwerk von 2K und Firaxis Games gerätselt, nun nähert sich der Release von "Marvel’s Midnight Suns" in Riesenschritten. "Heute" durfte bereits vorab loslegen und in die Haut der "dunklen" Helden des Marvel-Universums schlüpfen. Und der erste Eindruck ist spektakulär – die XCOM-Macher verstehen es blendend, eine action-geladene Geschichte in die Form von taktischem Gameplay und kartenbasierter Kämpfe zu gießen. Das in Verbindung mit Helden wie Blade, Spider-Man, Ghost Rider, Doctor Strange, Wolverine und jeder Menge mehr fetzt wirklich.

Mit "The Hunter" kommt auch noch eine ganz neue, extra für das Spiel (erscheint am 2. Dezember 2022 für PC, PlayStation und und Xbox Series X|S) erschaffene Figur hinzu, die der Spieler sowohl selbst anpassen, als auch durch die Hub-Basis steuern darf. Im Vergleich zu anderen Games ist der Charakter-Editor dabei jedoch deutlich eingeschränkter, ermöglicht aber trotzdem einen halbwegs eigenständigen Look. In Sachen Story spielt "The Hunter" übrigens eine Hauptrolle, denn der legendäre und neu erweckte Dämonenjäger führt das Helden.Team im Kampf gegen die Mutter aller Dämonen, Lilith, an.

Beeindruckend umgesetzte Handlung

Mehr wollen wir von der Geschichte des Games auch gar nicht verraten, denn sie ist qualitativ vollkommen auf der Höhe der Marvel-Kinofilme – Spoiler wären da ein Sakrileg. Was wir aber bereits sagen können: Sowohl vom Story-Aufbau als auch dem Fokus auf die Charaktere ist "Marvel's Midnight Suns" beeindruckend. Die Figuren ähneln in Auftreten und Sprüchen ihren Leinwand-Kollegen sehr und das Game erzählt eine frische Geschichte aus dem Comic-Universum, voll von spannenden Geschehnissen und auch überraschenden Wendungen. Die Macher haben sich unglaublich viel Mühe gegeben.

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    Was für eine Überraschung! Lange wurde über das neue Machwerk von 2K und Firaxis Games gerätselt, nun nähert sich der Release von "Marvel’s Midnight Suns" in...
    Was für eine Überraschung! Lange wurde über das neue Machwerk von 2K und Firaxis Games gerätselt, nun nähert sich der Release von "Marvel’s Midnight Suns" in...
    Firaxis Games

    Cool gemacht: Als "Hunter" dürfen wir im riesigen Spiel-Hub, das als altes Anwesen daherkommt, auch Gespräche mit Dialog-Optionen mit den Superhelden führen oder mit ihnen bei Aktivitäten Zeit verbringen. Und diese kommen ebenfalls nicht platt daher, sondern erfordern Köpfchen und Taktgefühl. Ob unsere Team-Kameraden und freundlich gesinnt sind, bestimmt etwa, ob wir mit Iron Man mal ein Scherzchen machen oder Ghost Rider mal zu einer Trainingseinheit begleiten. Jeden Ingame-Spieltag müssen wir entscheiden, zu wem wir eine bessere Beziehung aufbauen wollen. Ein neuer, genialer Twist des Games.

    XCOM-Kern-Gameplay wird zu etwas ganz Neuem

    Kann man sich mit den Helden gut stellen, steigt ihre Kampfkraft an, indem man neue Bonus-Attacken, -Kombos und -Fähigkeiten freischaltet. Stößt man sie hingegen vor den Kopf, schwächt man auch die Angriffs-Fähigkeitend des Charakters. Das Beziehungssystem ist übrigens ebenso gigantisch wie das Hub-Anwesen ausgefallen – in den rund 15 Spielstunden, wie wir bereits erleben durfte, verbrachten wir die Hälfte im Hub mit Dialogen, Aktivitäten und Vorbereitungen auf die Kämpfe. Langweilig wurde es dabei nie, denn statt lieblos hingeworfener Aktivitäten gibt es Gespräche und Aufgaben mit Tiefgang.

    Ganz ehrlich, welcher Marvel-Fans wollte nicht schon mal mit Blade einen Filmabend verbringen oder sich mit Nico Minoru einen hinter die Binde kippen? "Marvel's Midnight Suns" macht das nun virtuell möglich – und belohnt uns dafür nicht nur mit Kampf-Boni, sondern auch mit neuen Kostümen für unsere Helden. Bei den Kämpfen wiederum weicht das Game deutlich vom "XCOM"-Gameplay ab und stellt ein neues, rundebasiertes Strategiesystem mit Karten-Mechanik vor. Während das bekannte Taktik-basierte Gameplay nur als Kern dient, werden für Attacken und Skills Karten aus unserer Sammlung gespielt.

    Freie Bewegungen und Kämpfe mit Karten-Auslöser

    Drei Helden treten pro Kampf gegeneinander an, das Deckungssystem eines "XCOM" wurde dabei ebenso komplett gestrichen wie Felder oder Raster für die Positionierung der Charaktere. Generell können die Figuren des eigenen Teams überall auf dem Spielfeld platziert und hinmanövriert werden, ohne Bewegungsbegrenzung. Während vom Spieler ausgelöste Attacken und Fähigkeiten die Helden automatisch über das Spielfeld manövrieren, können wir je Spielzug einen Helden auch manuell an eine andere Position bringen. Warum? Weil es zwar keine Deckung, aber ein schlaues Kollisionssystem gibt.

    Feinde lassen sich etwa in Mauern rammen, Objekte lassen sich auf sie schleudern, sogar Bösewichte können auf ihre Kollegen geschmettert werden – was in vielen Fällen zu immensem Bonus-Schaden führt und womit auch die härtesten Schlachten zu unseren Gunsten gedreht werden können. Jeder Held verfügt zudem über insgesamt acht Karten, die mit in den Kampf genommen werden können – 24 also für das gesamte Team. Eine Auswahl davon wird am unteren Bildschirmrand angezeigt und kann von dort – die notwendigen Aktionspunkte vorausgesetzt – ausgespielt werden.

    Einfaches Kartensystem, das aber schnell komplex wird

    Jeder Held besitzt dabei sowohl klassische Karten wie schnelle oder starke Angriffe, darüber hinaus aber auch jede Menge Karten für Charakter-spezifische Spezialfähigkeiten wie Heilung, Magie oder Blocken. Das Ausspielen ist schnell gelernt, doch trotz simplem Aufbau wird es schnell komplex. So gibt es besondere Bedingungen – wie das kostenlose Spielen von Karten, wenn damit der anvisierte Feind nicht nur verwundet, sondern ausradiert wird – ebenso wie Verkettungs-Mechaniken von Karten oder Strategien, die unser ganze Blatt auf den Kopf stellen können. Die Lernkurve ist dabei recht steil ausgefallen.

    Wer einfach wild Karten ausspielt und auf Erfolge hofft, wird schon nach wenigen Spielstunden frustriert sein und nicht mehr weiterkommen. Es gilt, sowohl die Karten-Aktionen kennenzulernen, als auch das eigene Deck immer wieder neu zu bestücken. So schwierig das beim Überblick sein kann, so leicht versucht es das Game dem Spieler zu machen: In einem Charakter-Deck-Menü können einfach die gewünschten Karten gewählt und angesehen werden. Cool, wenn man den Dreh raus hat: Karten lassen sich im Spielverlauf duplizieren und kombinieren, was zu neuen und stärkeren Fähigkeiten führt. 

    Wunderschöne Animationen und viel Spielspaß

    Auch ein Chancen-System, bei dem unsere Figuren mal ins Leere schlagen oder schießen, gibt es anders als in "XCOM" für unsere Superhelden nicht. Jeder Angriff, wunderschön individuell animiert übrigens, trifft das anvisierte Ziel – und wird nur durch seine Reichweite begrenzt. Was außerdem Laune macht: Die Kamera lässt sich im Kampf frei bewegen und es gibt keine Flut an Einblendungen am Bildschirm. Stattdessen ist auf den Karten kurz und knapp in Textform geschrieben, was sie tun – und in Kämpfen werden nur die notwendigsten Informationen wie der ausgeteilte Schaden dezent eingeblendet. 

    Die taktische Komponente in den Kämpfen liegt darin, einerseits das Deck ausbalanciert mit schwachen (dafür leichter zu spielenden), starken und unterstützenden Karten zu bestücken, andererseits die richtigen der zwölf Helden ins Team zu holen und die Aktionspunkte zu managen. Grafisch sieht das alles auch schon top aus, samt spektakulären Licht-Effekten und liebevoll gestalteten Umgebungen. Einzig ein paar eher detailarme Charakter-Modelle stören noch. "Marvel's Midnight Suns" ist bisher eine echte Game-Überraschung. Da hofft man nur noch, dass der Langzeitspaß auch so heldenhaft ausfallen wird.